Samstag, 8. Januar 2011

Amerikanische Rennsportträume von Spark in 1:43: Scarab Mk I und Jaguar E Cunningham LM 63

Lance Reventlow und Briggs Cunningham hatten einiges gemeinsam: Reichtum sozusagen von Geburt an, sportlichen Ehrgeiz, Nationalstolz und die Fähigkeit, andere für ihre Ideen zu begeistern. In beiden Fällen entstanden so grandiose Rennautos und tolle Geschichten, die heute noch faszinieren. Die beiden neuen Modelle von Spark geben Gelegenheit, diese Legenden wieder einmal aufzugreifen.

Lance Reventlow, der Gründer der Marke Scarab, kam als Sohn der Woolworth-Erbin Barbara Hutton und eines Grafen Reventlow zur Welt, die Ehe endete in einem furchtbaren Rosenkrieg, letztlich blieb der kleine Lance aber bei seiner Mutter. Mit 18 bewohnte er bereits seine eigene Villa in Hollywood, verkehrte mit allen möglichen Stars und Starlets, und nach einem Besuch in Europa packte ihn das Rennfieber. Er suchte sich die fähigsten Köpfe der Westküste, um seinen eigenen, amerikanischen Sportwagen zu bauen. Dies gelang fast auf Anhieb, der Scarab wurde zu einem der erfolgreichsten Frontmotorsportwagen seiner Zeit, der in den USA noch lange Jahre von Privatteams wie Harry Heuers „Meister Bräuser Team“ eingesetzt wurde. Als weitergehende Lektüre empfiehlt sich das bei Motorbooks erschienene, leider derzeit vergriffene Buch „Scarab - Race Log of the All-American Specials 1957-1965“ von Preston Lerner. Dort findet man auch den unglücklichen Versuch, 1960 in die Formel 1 einzusteigen, was gründlich misslang. Nach 5 Jahren und dem Einsatz von 2 Millionen Dollar, damals eine Riesensumme, verlor Lance Reventlow die Lust am Motorsport, kehrte ihm den Rücken und vertrieb sich die Zeit mit Surfen, Skifahren und Polospielen. Leider kam er bereits 1972 im Alter von 36 Jahren beim Absturz einer Cessna in den Rocky Mountains ums Leben.

Der Erstling der Marke Scarab war ein klassisch designter Rennsportzweisitzer mit Frontmotor. Stabiler Rohrrahmen, De Dion-Achse hinten, Small-Block-Chevy-V8, riesengroße Trommelbremsen und Halibrand 16-Zoll-Felgen waren die Eckpunkte, eingekleidet wurde das ganze mit einer hocheleganten Aluhaut, die vom Hot-Rod-Künstler Von Dutch in einem tollen Metallicblau lackiert und mit weißen Zierstreifen versehen wurde. Im April 58 in Palm Springs debütierte der Scarab, bereits im Mai in Santa Barbara folgte der erste Sieg. Und so ging die Erfolgsgeschichte weiter bis August 1963, als Augie Pabst den Scarab in Denver zum letzten Sieg führte. Insgesamt wurden übrigens nur drei Scarab Mk I und Mk II gebaut, alle existieren noch bei amerikanischen Sammlern.

Zum Modell von Spark fällt mir nur ein Wort ein: Perfekt! Form, Lackierung und Beklebung sind wunderbar wiedergegeben, die Halibrand-Felgen sind einwandfrei nachgebildet, Scheinwerfer mit Abdeckungen, Windschutzscheibe, Innenausstattung, alles ist filigran, der im Original auf dem Armaturenbrett befestigte Sicherungskasten ist als Decal aufgebracht, ein akzeptabler Kompromiss. Schön auch die Auspuffanlage mit ihrem etwas gebrauchten Finish. Der Scarab macht große Freude und Appetit auf weitere Modelle aus dieser Zeit der Sportwagenrennen in den USA!

Briggs Cunningham hatte schon früher die Idee, mit rein amerikanischen Rennautos die Europäer zu besiegen, legendär sind die Versuche in Le Mans ab 1950, die immerhin zu zwei dritten Plätzen 1953 und 1954 führten. Das Team Cunningham setzte aber durchaus auch europäische Fahrzeuge ein, so 1954 einen stark modifizierten Ferrari 375 MM, gefolgt von OSCAs, Jaguar D-Type, Maserati, Lister, Corvette, Abarth und Porsche 904, mit dem Briggs Cunningham seine Karriere als Teamchef und Rennfahrer 1965 im Alter von 58 Jahren in Sebring beendete. Der Jaguar E-Type spielte ab 1961 eine Rolle, Cunningham setzte zuerst 1962 ein Coupé in Le Mans ein, mit dem man Vierter gesamt wurde, im Jahr darauf erreichte eines von drei Lightweight-Hardtops den neunten Platz. Berühmt wurde Cunningham auch als Hochseesegler mit dem Gewinn des America's Cup 1958 und durch sein Automuseum, das von 1966 bis 1986 existierte und neben vielen Eigenkonstruktionen auch zwei Bugatti Royale und andere Pretiosen umfasste. Briggs Cunningham starb 2003 im Alter von 96 Jahren.

Der Serien-Jaguar E war nicht gerade rennsportgeeignet, da er vor allem zu schwer war. Also konstruierte man zuerst mit der Hilfe des Tuners John Coombs eine leichtere Variante, auf die dann 12 Lightweight-Modelle folgten, die heute zu den begehrtesten Jaguars aller Zeiten zählen. Cunningham bekam drei Hardtops für sein Team, vom Rest sind vor allem die drei Low Drag Coupés berühmt geworden, bei uns natürlich das silberne Fahrzeug des deutschen Jaguar-Importeurs und Rennfahrers Peter Lindner.

Das Spark-Modell hinterlässt einen sehr guten Eindruck. Die Gesamtform ist stimmig, der Vorteil der Resineproduktion ist hier offenkundig: Jedes Detail kann wiedergegeben werden, andere Hutzen, Lufteinlässe, Zusatzscheinwerfer, Tankstutzen usw. Türgriffe, Haubenverschlüsse, Leuchteinheiten, Scheibenwischer (vorbildgerecht nur zwei) sind alles sauber montierte Anbauteile. Auspuffanlage und Räder sind ebenfalls perfekt reproduziert, auch im schlecht einsehbaren Innenraum fehlt es an nichts. Lediglich die schwarz ausgelegten Tür- und Haubenfugen sind nicht optimal, ausserdem sind beim Fotomuster die blauen Streifen unter der Schnauze schief aufgeklebt. Aber das ist schon Kritik auf hohem Niveau. . . Auf weitere Jaguar-Modelle wie die bereits erwähnten Low Drag-Coupés kann man sich sicherlich freuen!

Unsere Fotomuster kommen von Supercars aus München, wir danken für die Unterstützung! Text und Fotos: Rudi Seidel

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