Montag, 6. März 2023

Mit dem eigenen Kunstwerk auf die Rennstrecke - Maurer C87 Supercup Norisring 1989 von Spark für Raceland, 1:43

Der 1942 in Dachau geborene Walter Maurer kann auf eine bemerkenswerte Karriere zurückschauen, wobei er auch mit 80 noch sehr aktiv ist. Nach einer Ausbildung in einer Münchner Kunstgewerbeschule studierte er an einer privaten Akademie Graphic Design, parallel begann er schon als Werbetechniker und Designlackierer zu arbeiten. Seine Kunst und die präzise Ausführung seiner Werke erregten die Aufmerksamkeit von BMW, wo auf Anregung des französischen Unternehmers Hervé Poulain ein vom Künstler Alexander Calder gestalteter BMW 3.0 CSL 1975 in Le Mans starten sollte. Die Ausführung des Entwurfs wurde Walter Maurer anvertraut und natürlich von ihm perfekt erledigt. Auch alle weiteren Art Cars für die Münchner entstanden in der Werkstatt des Dachauer Lackkünstlers, am berühmtesten dürfte der M1 sein, den Andy Warhol in 28 Minuten höchst persönlich bemalte. Maurer hatte allerdings vorher die richtigen Farben ermittelt, die nicht abtropften, damit jeder Pinselstrich sichtbar blieb. Zusätzlich entstanden andere Projekte, wie der M1 mit der Nürburgring-Strecke auf der Karosserie und viele mehr.

Durch den „Ja zum Nürburgring“-M1 wurde Walter Maurer nebenbei zum Rennfahrer, nachdem ihn das Trio Infernale Poldi von Bayern, Strietzel Stuck und Dieter Quester lange genug bearbeitet hatte. Ab 1983 nahm Maurer mit einem selbstverständlich von ihm gestalteten M1 an einigen Läufen der DRM und später in der Rennsport-Trophäe teil und war nicht schlecht unterwegs. 1986 machte er eine Pause, um ab 1987 mit einem eigenen Rennauto in der C2-Kategorie zu fahren. Die Basis des Chassis kam von Lotec in Kolbermoor, für das Design war der ehemalige Sauber-Ingenieur Rüdiger Faul zuständig, die Karosserie wurde beim Flugzeugbauer Dornier produziert. Maurers gute Kontakte zu BMW ermöglichten ihm, einen von Paul Rosche konstruierten Vierzylinder-Turbo mit zwei Litern Hubraum zu bekommen, der viel mit dem Weltmeistertriebwerk von 1983 zu tun hatte, und im Qualifikationsmodus bis 1300 PS hätte leisten können. Logischerweise war dieses Einzelstück eines kleinen Teams nicht unbedingt konkurrenzfähig, dazu hätte es wohl wesentlich mehr Entwicklungsarbeit gebraucht. Dementsprechend gab es 1987 und 1988 keine großen Erfolge, lediglich ein zehnter Rang bei den 360 km von Sandown/Australien war zu vermelden. Für 1989 schuf Walter Maurer ein neues Design, das an Kunstwerke von ihm angelehnt war. Die Ergebnisse blieben sehr übersichtlich, der zwölfte Platz beim Supercup am Norisring war das beste Resultat. Und damit war auch Walter Maurers Rennfahrerkarriere zu Ende, aber aufgrund seines unruhigen Geists stieg er dann auf Hubschrauber um und erwarb die Privatpilotenlizenz. Die Gestaltung von Fahr- und Flugzeugen sowie diverse Tätigkeiten als Dozent für Farbenlehre und Design gehörten bis heute zu seiner Vita.

In wessen Besitz der Maurer C87 nach 1989 war, konnte ich nicht recherchieren, aber 2013 kaufte ihn jemand, der ihn 2015 über Bonhams versteigern ließ, allerdings wollte kein Bieter die 900.000 bis 1.200.000 Euro bezahlen. Heute steht der Renner im Museum von Oliver Mayer in Ingolstadt.

Wie Raceland berichtet, hat die Verwirklichung des Projekts, den Maurer C87 als Modell in 1:43 zu realisieren, über vier Jahre gedauert. Gespräche mit Walter Maurer persönlich, mehrere Besuche in Ingolstadt zum Vermessen des Originals und ausdauernde Recherchen waren notwendig, um dem Qualitätsanspruch von Friedrich Lämmermann gerecht zu werden. Man musste feststellen, dass am Norisring 1989 beim Training eine andere Frontpartie als im Rennen zum Einsatz kam und man dementsprechend die vorhandenen Fotos auswerten musste. Das Original entspricht im aktuellen Zustand auch nicht mehr dem damaligen Einsatzfahrzeug, unter anderem wurde der Heckflügel ersetzt und das Design neu und nicht genau wie ursprünglich aufgetragen. Die Radabdeckungen waren wohl auch nicht immer montiert, insofern sind solche Modelle gewissermaßen Momentaufnahmen. Selbst die befragten Personen, die damals dabei waren, können sich nicht mehr an jedes Detail erinnern.

Eines ist sofort klar, der Maurer C87 von Raceland ist ein sehr attraktives Modellauto geworden. Die relativ schlichte Form ist sehr gut getroffen, lediglich bei der Neigung und der Stärke der A-Säule gibt es leichte Abstriche. Die metallicblaue Lackierung ist hochglänzend, allerdings beeinträchtigt die teils großflächige Trägerfolie der Decals die Optik etwas, aber dieses Problem ist ja bekannt. Man muss eben auch an die geschickten Hände in der Fabrik denken, die die ganzen Aufkleber sauber und gerade aufbringen müssen, ich bin sowieso immer beeindruckt, wie präzise und faltenfrei gearbeitet wird. Die Punkte und Streifen schräg über die Karosserie geben dem Maurer eine ganz eigene Dynamik, auch wenn er natürlich kein offizieller BMW Art-Car ist, passt er durchaus in die Reihe, schließlich kommt der Antrieb aus München und der Künstler/Lackierer ist derselbe. Die Räder haben die weiß lackierten Abdeckungen mit Zentralmutter, weitere feine Details sind der Wischer, die Rückspiegel, die offenen Schiebefenster und vor allem die Halterung des Heckflügels. Etwas Technik ist durch die hintere Öffnung der Haube zu sehen, wie auch die unteren Querlenker der Hinterradaufhängung. Sehr gut gefällt mir die vorbildgerechte, fast nicht vorhandene Bodenfreiheit, der C87 klebt sozusagen auf dem Untergrund. Im Cockpit gibt es natürlich nicht viel zu sehen, die Gurte sind als gute Decals wiedergegeben, ein auf den Originalfotos sichtbarer Luftschlauch, der oberhalb des rechten Rückspiegels ins Cockpit geführt wurde, fehlt. Ein netter, auch beim Rennen vorhandener Gag sind natürlich die mikroskopisch kleinen Schriften „Bitte nicht berühren“ auf dem Abschluss des Heckflügels. Für den Sammler mit Freude an schönen Modellautos ist also alles soweit ok. Für Nieten- bzw. in diesem Fall Punktezähler sei gesagt, dass möglicherweise die Punkte des Dekors zu groß sind und sich daher beim Nachzählen Differenzen ergeben, auf den Gesamteindruck der Miniatur hat das meines Erachtens keinen wesentlichen Einfluss. Erfreulich für den Sammler, dass man den Maurer noch zum „alten“ Preis von 79,90 € anbietet, das kosten ja inzwischen schon die normalen Spark-Modelle.

Dass der Hersteller bereit ist, ein solch exotisches Rennauto zu produzieren, lässt sich natürlich nur mit den guten geschäftlichen und privaten Kontakten zwischen Raceland-Boss Friedrich Lämmermann und den Spark-Leuten erklären. Walter Maurer hat ja, wie geschrieben, selbst mit einem BMW M1 Procar an Rennen teilgenommen, leider gibt es davon keine aktuellen Fertigmodelle und auch keine Pläne seitens Raceland.

Maurer C87 BMW C2 Art Car 12° Supercup Norisring 1989, Raceland Gold Edition made by Spark, Bestellnummer RS1720, Auslieferung März 2023, limitiert auf 350 nummerierte Exemplare, Made in China.

Unser Fotomuster kommt von Raceland in Dietenhofen, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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