Sonntag, 19. Februar 2023

Leider nur eine Saison dabei - Mazda RX-792P IMSA-GTP 1992 von TSM, 1:43

Nachdem man 1990 und 1991 mit dem RX-7 in der IMSA-GTU-Klasse erfolgreich war, plante die amerikanische Filiale Mazda Motorsports den Einstieg zu den Prototypen, um mit der japanischen Konkurrenz von Nissan und Toyota um Gesamtsiege zu kämpfen. Während das Stammhaus sich nach dem Überraschungssieg in Le Mans 1991 vom Wankelmotor verabschiedete und sich mit von Tom Walkinshaw gekauften Jaguar-Chassis und Judd-Triebwerken in der Sportwagen-WM betätigte, blieben die US-Amerikaner dem Rotationskolben treu. Der frühere Group 44-Designer Lee Dykstra, der bereits die GTP-Jaguars verantwortete, konstruierte ein Kohlefaser-Monocoque und legte dabei viel Wert auf gelungene Aerodynamik und optimalen Abtrieb. Für die äußere Form war Randy Wittine zuständig, dessen Auftrag lautete, Stylingelemente des aktuellen Seriensportwagens RX-7 im GTP-Auto zu integrieren. Man arbeitete mit Computer-Renderings, aber auch ausgiebig im Windkanal, was zeigt, wie ernsthaft man an dieses Projekt heranging. Mit seinen rundlichen Formen war der Mazda sicherlich attraktiv und sehr unterschiedlich zu seinen Konkurrenten. Das Triebwerk war der Vierscheiben-Wankel aus dem in Le Mans siegreichen 787B, der immerhin 600 PS bei 8.500 1/min leistete und dabei infernale Geräusche erzeugte. Bei einem Gewicht von 793 kg war natürlich für ausreichenden Vortrieb gesorgt. Interessant übrigens ein Vergleich der Budgets für die Saison 1992, während Toyota 20 Millionen Dollar und Nissan sogar 35 Millionen zur Verfügung hatten, musste Mazda Motorsports angeblich mit fünf Millionen auskommen, dennoch betrieb man erheblichen Aufwand.

Das erste Saisonrennen, die 24h von Daytona, ließ man aus, man war einfach noch nicht bereit. Zum Grand Prix von Miami reiste das Team zwar an, aber man bekam die Probleme mit den extrem heißen Abgasen (über 1.000 °C) und dadurch schmelzenden Karosserieteilen nicht in den Griff. Auch bei den 12h von Sebring konnte man nicht starten, diesmal ging es um die Lärmentwicklung. Die IMSA-Regeln legten ein Maximum von 108 Dezibel fest, das bekam das Team nicht hin. Zur Freude der Zuschauer drehte man zum Trotz im letzten Training einige schnelle Runden, was man den Offiziellen gegenüber mit der gestörten Funkverbindung zum Fahrer entschuldigte. Der Rest der Saison lief eher durchwachsen, die beiden Fahrer Price Cobb und Pete Halsmer erreichten einige Platzierungen, fielen aber auch oft aus. Höhepunkt war Cobbs zweiter Platz in Watkins Glen. Insgesamt reichte das nur für Rang 8 bei den Fahrern, während das Team abgeschlagener Sechster wurde. Dan Gurneys Toyotas mit neun Siegen bei 13 Rennen und ihr Fahrer Juan Manuel Fangio II waren unantastbar.

Für 1993 hatte man große Pläne: Lee Dykstra arbeitete an der Optimierung des RX-792P, aus Japan wurden leistungsfähigere Triebwerke mit über 700 PS angekündigt und ein Budget für die Saison war genehmigt. Doch plötzlich kam die Nachricht aus dem Osten, dass man an den Experimentalmotoren nicht mehr weiterarbeiten und dementsprechend auch keine Triebwerke liefern wird. Damit standen die Amerikaner ohne Motoren da und mussten das vielversprechende Projekt beenden, im Dezember 1992 wurde die Rennabteilung geschlossen.

Mindestens einer der RX-792P gehört heute zum historischen Bestand von Mazdaspeed und wird bei verschiedenen Events gezeigt und gefahren, so zum Beispiel im April 2022 in Long Beach zusammen mit dem Le Mans-Sieger 787B. Genau diese Version hat TSM für sein erstes Modell gewählt, man bekommt also kein Rennauto, das man einem der Einsätze 1992 zuordnen kann. Diese unterschieden sich vor allem durch meist flachere Heckflügel, zusätzliche Flipper an der Schnauze und andere Details vom heutigen Zustand. Die Information auf der Website von Raceland stimmt also ausnahmsweise mal nicht. Der Zweitplatzierte von Watkins Glen ist übrigens bei TSM bereits angekündigt, bleibt zu hoffen, dass das Muster nochmals überarbeitet wird, da passt einiges nicht! Vergleicht man unser Modell mit den im Internet leicht zugänglichen Fotos, kann man sehr zufrieden sein. Die fein pigmentierte, hochglänzende Lackierung und die sauber platzierten Decals sind perfekt verarbeitet, auch die Karbonfolie am filigranen Heckflügel und an der Ansaughutze rechts hinten. Die Räder sind ok, vom Cockpit sieht man naturgemäß nicht viel, aber Gurte hätte man schon montieren können. Die tolle Form des Originals wurde perfekt reproduziert, aber die kleinen Feinheiten, wie wir sie von guten Spark-Modellen kennen, vermisst man etwas, wie auch die Reifenbeschriftungen. Auf jeden Fall ist der Mazda RX-792P von TSM eine attraktive Bereicherung für eine Sammlung von Gruppe-C- und IMSA-GTP-Rennern, wer ein echtes Einsatzfahrzeug aus den 90ern will, muss hoffen, dass noch diverse Fehler für die Produktion korrigiert werden und sich auf den neuen Preis von rund 95 Euro einstellen, unsere Variante ist noch für 5 Euro weniger erhältlich.

Mazda RX-792P Mazdaspeed, TSM, Bestellnummer TSM430561, Auslieferung Dezember 2022, keine bekannte Limitierung, Made in China

Unser Fotomuster kommt von Raceland in Dietenhofen, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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