Sonntag, 26. Juni 2022

Bunter Hund – Porsche 917 K Martini Racing Kyalami 1970 von Spark, 1:43

Von den 25 für die Homologation als Sportwagen notwendigen Porsche 917, die im April 1969 der CSI präsentiert wurden, erlebte das Chassis 021 sicherlich eine der speziellsten Geschichten. Für die Saison 1970 erfolgte der Umbau in die aktuelle Kurzheckversion und der Verkauf an Aarno A. Wihuri, den finnischen Chef von AAW-Racing. Für den ersten Renneinsatz bei den 1000 km von Monza erhielt der Porsche eine Lackierung in Gelb mit roten Schwellern und Schnauzen-Unterseite, dazu passend Shell-Aufkleber. Das Fahrerteam Hans Laine (Finnland) und Gijs Van Lennep (Niederlande) kam auf den elften und im folgenden Rennen in Spa sogar auf den fünften Rang. Für die 1000 km am Nürburgring war der 917 gemeldet, wurde aber aufgrund des tödlichen Unfalls von Hans Laine mit einem 908/02 des gleichen Teams zurückgezogen. Für die 24 Stunden von Le Mans tat man sich mit dem Engländer David Piper zusammen, so landeten noch einige Sponsorenkleber und die schwarze Sandeman-Sherry-Figur auf der Karosserie, dazu gab es einen Rückspiegel auf dem Dach und eine Luke in demselben. Nach gleich zwei Unfällen war das Rennen zu Ende und der Porsche nahe am Totalschaden. Aber bereits 12 Tage später tauchte er bei den 200 Meilen am Norisring wieder auf. Wie ging das? Ganz einfach, man nahm im Werk das Ersatzfahrzeug 917/012 zur Hand und baute sozusagen einen neuen 021 daraus. Für die Lackierung blieb keine Zeit mehr, so war der Vorderwagen weiß und die Motorhaube gelb. Platz 2 für Van Lennep und einiges an Erfolgsprämie belohnten den Aufwand. Bereits eine Woche später in Hockenheim sah man den 917 neu gestaltet, mit einem lila/grünen „Hippie-Design“ im Stile des Zweitplatzierten von Le Mans. Die neue Partnerschaft mit Martini Racing International zeigten dann Sponsorkleber des Vermouth-Produzenten beim Start zu den 6h von Watkins Glen. Zusammen mit Gérard Larrousse erreichte Van Lennep Rang 9. Für das CanAm-Rennen am gleichen Ort bekam 021 hintere Schmutzfänger verpasst, immerhin konnte der Niederländer bis auf den fünften Platz vorfahren. Nach dem vierten Rang beim GP Schweden waren wieder einmal die Lackierer am Werk: Der Porsche bekam ein neues, wieder psychedelisches Design in gelb/rot, Van Lennep war so recht erfolgreich in der Interserie unterwegs. Für die beiden letzten Rennen, die der 917 in diesem Jahr bestritt, war wieder Martini von der Partie. Einem Ausfall von Larrousse/Van Lennep bei den 1000 km von Paris folgte der Transport nach Südafrika.

Dort fanden am 7. November 1970 die 9 Stunden von Kyalami statt. Martini Racing meldete den Porsche für das neue Team Siffert/Ahrens, dazu noch zwei 908/02. Schärfster Konkurrent war ein Ferrari 512M, den das Werk für Ickx/Giunti an den Start rollte. Ob es Publicity-Aspekte waren, die so starke Fahrzeuge aus Europa zum ersten Lauf der südafrikanischen Sportwagenmeisterschaft brachten? Gegen den Ferrari war jedenfalls kein Kraut gewachsen, aber Martini Racing konnte die Plätze 2-4 belegen, mit dem 917 als erstem Ferrari-Verfolger.

Damit war die erste Karriere von 917/021 beendet. Der Porsche ging zurück ins Werk und wurde zerlegt. Bis auf die Karosserie und das Chassis wurden die Komponenten zum Aufbau eines Interserie-Spyders für AAW-Racing verwendet. Mit diesem 917/01-21 genannten Fahrzeug holte Leo Kinnunen den Gesamtsieg 1971, bevor er für 1972 an Ernst Kraus ausgeliehen wurde. Kurioserweise tauchte in Kyalami 1971 wieder ein Coupé für David Piper auf. Dieses rot/weiße Auto wurde von Lucky Strike Racing für Tony Adamowicz und Mario Casoni gemeldet und belegte Platz 4. Basis dieses 917 war wohl der instandgesetzte Rahmen mit der ursprünglichen Nummer 021, der ja 1970 übrig blieb, als man den von 012 für die Reparatur hernahm. Hingegen wurden die übrig gebliebenen Teile von 021 1972 an den Renn-Porsche-Spezialisten Manfred Freisinger verkauft. Nach drei Jahren erwarb ein gewisser Joachim Grossmann die Relikte und baute sich daraus einen straßenzugelassenen, weißen 917. Das Auto ging dann durch einige Hände, unter anderem auch von Bobby Rahal, bis 2007 der belgische Sammler und Hobbyrennfahrer Vincent Gaye zuschlug und 917/021 endlich wieder perfekt in den Zustand von Watkins Glen 1970 versetzen ließ. In seinem lila/grünen Hippie-Design konnte man ihn schon mehrfach bei hochklassigen Events bewundern. So existieren heute alle drei Fahrzeuge nebeneinander, wenn auch nummernmäßig etwas durcheinander gewürfelt.

Die komplette Geschichte des Porsche 917/021 ist übrigens auch Thema eines aufwendigen Buchs von Jacques Breuer und Raymond Collignon, das unter anderem beim Racing Webshop erhältlich ist.

Spark erfreut den Sammler jetzt mit dem gelb/roten „Hippie“ von den 9 Stunden von Kyalami 1970, der sowohl wegen seines Designs als auch wegen der Fahrerpaarung Siffert/Ahrens sehr interessant ist. Das Modell zeigt mit dickem roten Tape um die Scheinwerfer und den zwei roten Startnummern auf schwarzem Grund den Zustand bei Rennbeginn, beim Training sah das noch anders aus. Wie gewohnt, sind Lackierung und Beklebung nahezu einwandfrei, allerdings stören wieder einmal die großflächigen Trägerfolien vor allem auf der Motorhaube den Gesamteindruck etwas. Was sich allerdings der Decalzeichner bei der kleinen Deutschlandflagge vor dem Fahrernamen gedacht hat, ist unerklärlich. Einige besondere Details des 917 wurden erfreulicherweise genau reproduziert, wie der zusätzliche Rückspiegel auf dem Dach inklusive der Luke, die Tankdeckel vor den Cockpit-Türen und das transparente Kunststoffteil mittig auf der Motorhaube, mit dem wohl die Aerodynamik und der Anpressdruck optimiert werden sollte. Feinheiten wie der Scheibenwischer, die Scheinwerfer und Rücklichter oder die seitlichen Scheibeneinsätze mit ausgestanzten Klappfenstern erfreuen das Auge. Am Heck und an der Unterseite ist viel Technik nachgebildet, allerdings müsste der Hilfsrahmen verglichen mit Originalfotos viel schräger auslaufen. Das Cockpit ist, soweit man es sehen kann, komplett und die relativ schlichten Räder sind vorbildgerecht. Die Bodenfreiheit ist allerdings zu groß, der echte 917er liegt wesentlich tiefer auf der Piste. Und ein unverständlicher Fehler trübt dann doch das Bild, auch bei diesem Modell verläuft die vordere Türkante senkrecht, müsste aber schräg sein. Spark hat es bei anderen 917 korrekt dargestellt, bei diesem ist man wieder in den alten Fehler zurück gefallen. Schade, dass man immer wieder solche vermeidbaren Schnitzer in ein ansonsten sehr schönes Modell einbaut.

Porsche 917K Martini Psychedelic 2° 9H Kyalami 1970, Spark, Bestellnummer S9980, Auslieferung Juni 2022, keine Limitierung, Made in China.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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