Sonntag, 8. Mai 2022

Sieg unter tragischen Umständen - Lancia LC2 Martini Racing 1000 km Spa 1985 von Spark, 1:43

Die Vorgeschichte zu Lancias Einsätzen in der Gruppe C begann bereits 1978, als der Fiat-Konzern die Sportbeteiligung seiner Marken neu organisierte. Während Fiat sich mit dem 131 Mirafiori in der Rallye-WM engagieren sollte, ging es für Lancia auf die Rundstrecke und da in erster Linie um die Markenweltmeisterschaft. Mit dem Gruppe 5-Montecarlo gelangen 1980 und 1981 tatsächlich zwei Gesamtsiege, als „Abfallprodukt“ konnte man noch den DRM-Titel von Hans Heyer feiern. Ab 1982 war dann die Gruppe C inklusive Verbrauchslimit aktuell, Lancias Sportchef Cesare Fiorio nutzte mangels geeigneten Materials die Lücke im Reglement, die den alten Gruppe 5 und 6-Fahrzeugen die Teilnahme erlaubten, allerdings mit Punkten nur für den Fahrertitel. Dafür ließ man bei Dallara einen kleinen Spider der Gruppe 6 bauen, mit dem Triebwerk des Montecarlo war der LC1 zumindest auf engen Kursen konkurrenzfähig und Riccardo Patrese schrammte knapp am Fahrertitel vorbei, lediglich Jacky Ickx mit dem neuen Porsche 956 holte mehr Punkte.

Für 1983 war dann endlich Lancias Gruppe C-Renner bereit, das Chassis wurde wieder von Dallara konstruiert, der Motor kam von Ferrari und basierte auf dem Serien-V8, mit Doppelturbo und 700 PS war der leichte und kompakte LC2 schnell, aber auch chronisch unzuverlässig, so dass in den ersten beiden Einsatzjahren kein größerer Erfolg erzielt wurde. Parallel dazu waren die Turiner auch wieder bei den Rallyes aktiv, dort war man wesentlich besser dabei, wie z.B. Walter Röhrl mit seinem Sieg bei der Rallye Monte Carlo 1983 zeigte. Um das Ruder herumzureißen, versetzte man für 1985 den Ingenieur Claudio Lombardi von der Rallye- in die Rennabteilung, unter seiner Führung wurde der LC2 nochmals weiterentwickelt. Der Maßnahmenkatalog umfasste die notwendige Verbrauchsoptimierung (laut Reglement 15 % weniger Kraftstoff), Verbesserung der Kühlleistung gegen die häufige Überhitzung des Triebwerks und ebenso besseren Wirkungsgrad der Ladeluftkühler, breitere Spur und Karosserie sowie die Abstimmung des Fahrwerks auf Michelin-Rennreifen, da man vorher weder mit Dunlop noch mit Pirelli glücklich war. Der Lancia lief zwar besser, aber auch Porsche war nicht untätig, deshalb blieben die Italiener im Hintertreffen. Lediglich bei den 1000 km von Spa gab es einen Sieg, dazu später mehr. Am Ende der Saison zog der Fiat-Konzern fast die Reißleine, lediglich zwei Einsätze mit nur einem Auto kamen 1986 noch zustande, aber als dann der Testfahrer Giacomo Maggi mit einem LC2 tödlich verunglückte, war endgültig Schluss. Lancia kümmerte sich wieder exklusiv um die Rallyes, wie wir wissen, mit lange anhaltendem Erfolg, einige der Gruppe C-Renner wurden noch bis 1991 von Privatteams eingesetzt, die allerdings nie die technischen und organisatorischen Möglichkeiten hatten, vorne mitzufahren.

Die Saison 1985 begann für Lancia mit Platz 4 in Mugello sowie zwei dritten Rängen in Monza und Silverstone nicht schlecht, aber es gab keinen Grund für große Euphorie, die Porsche waren überlegen. In Le Mans hielten die LC2 immerhin, aber als Sechster und Siebter hinter fünf Stuttgarter Autos kam keine zu große Freude auf. Nach einem weiteren vierten Platz in Hockenheim ließ man Mosport aus, dort ereignete sich der tödliche Unfall von Manfred Winkelhock. In Spa sollte sich drei Wochen später die Tragik wiederholen, in der 77. Runde wollte Stefan Bellof in Eau Rouge an eigentlich unmöglicher Stelle Jacky Ickx überholen, beide Porsche kamen von der Strecke ab und der junge Deutsche erlitt tödliche Verletzungen. Als die traurige Nachricht übermittelt wurde, brach die Rennleitung nach fünf Stunden auf Wunsch der Teams ab, zu dieser Zeit lag der Lancia LC2 mit Mauro Baldi, Bob Wollek und Riccardo Patrese in Führung, ein Sieg, über den sich niemand freuen konnte. Das als neuer Konkurrent aufgetretene Jaguar-Team von Tom Walkinshaw errang bei seinem ersten Auftritt in Europa Platz 5 hinter zwei Porsche und dem zweiten Lancia. Da 1985 nicht mehr die Marke, sondern die Teams Punkte bekamen, blieb für Lancia in der WM Rang 3 hinter Meister Porsche und dem Kremer-Team. Den Fahrertitel holten sich mit Derek Bell und Hans-Joachim Stuck zwei ganz erfahrene Piloten, der Grainauer kam ja für Bellof zu Porsche, der wegen seines Formel 1-Engagements nur einzelne Rennen für Walter Brun bestreiten wollte.

Die Ankündigung von Spark, auch den LC2/85 in 1:43 zu produzieren, hat mich sehr gefreut. Auf den ersten Blick ist man von der Qualität des Modells begeistert, Lackierung, Dekoration und Detaillierung sind auf dem üblich hohen Niveau. Feines Karbon auf den Flügeln, feine Rückspiegelhalterungen, Tankdeckel und Lüftungsgitter oder der Lüftungsschlauch im Cockpit erfreuen das Auge. Beim Vergleich mit Originalfotos kommt allerdings die Frage nach der Gestaltung der Cockpitverglasung auf. Am LC2 ist typisch, dass zwischen Windschutzscheibe und Türscheibe noch ein kleines, trapezförmiges Fenster existiert, auch bei der Version für 1985. Das haben auch alle mir bekannten Spark-Modelle, wie man das jetzt einfach unterschlagen kann, ist mir unverständlich. Dementsprechend ist die Windschutzscheibe bei der Miniatur zu groß und der Martini Racing-Schriftzug auf dem Blendschutz viel zu breit. Fotos vom Original gibt es eigentlich genug, deshalb habe ich für diesen Fauxpas keine Erklärung. Ist die Entwicklungsgeschwindigkeit zu hoch, oder fehlt die Präzision? Wieder einmal hat Spark die Chance vergeben, ein perfektes Modell zu produzieren.

Lancia LC2 Martini Racing Sieger 1000km Spa 1985, Spark, Bestellnummer SB231, Auslieferung Mai 2022, Limitierung auf 1000 nummerierte Exemplare, Made in China.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.