Dienstag, 25. Mai 2021

Spektakuläre Studie - Ferrari 512 S Pininfarina Modulo 1970 von Top Marques, 1:43

Auf dem an interessanten Ausstellungsobjekten nicht gerade armen Genfer Autosalon 1970 war Pininfarinas Studie Modulo auf Basis des neuen Rennsportboliden Ferrari 512S die absolute Sensation. Auch Fahrzeuge wie der BMW 2002 Ti Garmisch von Bertone, der neue Lamborghini Jarama, der Alfa Romeo Montreal oder Mercedes' weiterentwickelter Wankelsportwagen C111 standen im Schatten dieses futuristischen Entwurfs.

Der gerade einmal 26jährige Designer Paolo Martin schuf einen muschelähnlichen Aufbau aus Ober- und Unterschale mit einer rundum laufenden roten Trennlinie, die auch Blinker und Rückleuchten enthielt. Statt konventioneller Türen verfügte der Modulo über eine im ganzen nach vorne verschiebbare Kuppel, die Front- und Seitenscheiben sowie das Dach einschloss. Die Form der Seitenfenster wiederholte sich in einer farblich abgesetzten Fläche unter der Gürtellinie, die Räder waren verkleidet, die Kotflügel besaßen allerdings Öffnungen zum Abführen der heißen Luft. Die Motorhaube mit 24 kreisrunden Löchern verbarg einen allerdings funktionslosen Zwölfzylinder, das Chassis kam direkt aus dem Rennwagenbau, daher auch die Rechtslenkung und der rechts liegende Schalthebel. Bei 2 m Breite, 93 cm Höhe und 4,5 m Länge waren extreme Proportionen gewährleistet. Die zwei Sitzschalen waren direkt ins Chassis integriert, der Einstieg über die breiten Schweller war sicherlich nicht bequem. Für die Bedienelemente ließ sich Martin etwas Besonderes einfallen, angeblich von Bowlingkugeln inspiriert. So saß auf jedem Schweller eine große Halbkugel, auf deren Oberfläche die Bedienungselemente für Fahrer und Beifahrer angeordnet waren und das Cockpit wurde dadurch sehr schlicht und klar.

Nachdem der Modulo im März in Genf in schwarz mit weißen Kontrastflächen und Cockpit präsentiert wurde, drehte man für den Salon in Turin im Oktober die Farben um, weiße Karosserie mit schwarzem Innenraum und Kontrastflächen stand ihm mindestens genauso gut. Letztlich blieb die Studie ein reiner, nicht fahrbereiter Salonlöwe, der noch auf einigen Messen präsentiert wurde und dann im firmeneigenen Archiv verschwand.

2014 kam im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung in die Studie, der US-amerikanische Ferrari-Liebhaber James Glickenhaus konnte bei Pininfarina den Modulo loseisen, über den Kaufpreis herrschte Stillschweigen. Und weil Glickenhaus Autos immer als Fahrzeuge sieht, ging an die Manifatturia Automobili Torino der Auftrag, aus der Designikone ein fahrbereites und straßenzugelassenes Auto zu schaffen. Vier Jahre später fuhr der Modulo die ersten Meter, 2019 war er der Star des Concorso d'Eleganza in der Villa d'Este am Comer See. Im gleichen Jahr geriet der Ferrari bei einer Fahrt im Fürstentum Monaco in Brand, glücklicherweise verhinderte eine eingebaute Feuerlöschanlage Schlimmeres und der Schaden konnte wieder behoben werden. Da Glickenhaus seine Fahrzeuge nicht versteckt, sollte es immer wieder Gelegenheiten geben, den weißen Flachmann in Aktion zu bewundern, auf YouTube finden sich einige interessante Clips.

In seiner 1:43-Linie hat Top Marques sich wohl zur Aufgabe gemacht, den Sammler mit den interessantesten Studien der großen italienischen Carrozzieri aus den späten 60ern und frühen 70ern zu versorgen, auch der Pininfarina P6 und Bertones Urstratos stehen auf der Neuheitenliste, während Alfa Romeo Carabo und Ferrari 512 S Speciale bereits lieferbar sind.

Der Modulo ist sowohl in schwarz als auch weiß produziert worden, der Sammler hat die Wahl. Die Grundform ist perfekt getroffen, Fertigungsqualität und Lackierung sind bei unseren Fotomustern sehr gut, auch die Scheiben sitzen einwandfrei, das ist bei solchen Resinmodellen leider oft die Problemzone. Das Interieur in weiß mit den roten Sitzpolstern wirkt natürlich besser als das schwarze beim weißen Auto. Die halbkugelförmigen Bedienelemente hätten beim weißen Modell aber wie die Deckel im Schweller und die Innenverkleidungen der vorderen Radläufe schwarz eingefärbt werden sollen. Unter der gelöcherten Motorhaube sieht man eine einfache Motornachbildung mit den zwölf Ansaugtrichtern. Die Pininfarina-Logos an den Flanken oberhalb der Trennlinie sind übrigens am Genfer Salon so angebracht gewesen, obwohl es auch Fotos mit einer anderen Anordnung gibt. Wie oft empfehle ich gerne den passenden Artikel auf www.zwischengas.com, dort finden sich viele sehr interessante Fotos zum Thema. Von unten sollte man den Modulo lieber nicht anschauen, die windige Bodenplatte ist nicht gerade toll, dafür kommen die 1:43-Modelle von Top Marques in ganz ansprechender Verpackung. Preislich bewegt man sich mit rund 90 Euro auf dem Niveau der Konkurrenz.

Trotz kleiner Schwächen gefällt mir der Modulo sehr gut, wenn Top Marques die Qualität seiner Modelle in diesem Maßstab auf diesem Niveau hält, freue ich mich noch auf manche Neuheit!

Unsere Fotomuster kommen von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos: Georg Hämel und Rudi Seidel, Text: Rudi Seidel

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