Dienstag, 6. April 2021

Kurzer Probegalopp - Lancia Beta Montecarlo Gr. 5 Silverstone 1979 von Spark, 1:43

Lancia wollte nach dem ziemlich erfolglosen, aber spektakulären Stratos Turbo Gr. 5, für 1979 einen neuen Anlauf in der dahinsiechenden Marken-WM versuchen. Aufgrund mangelnder Konkurrenz erhoffte man sich Erfolge und den werbewirksamen Weltmeistertitel. Wie es dazu kam und wie mir das gerade erschienene Spark-Modell des ersten Einsatzes gefällt, gibt es hier zu lesen.

Der Fiat X1/8 oder X1/20, wie er ab 1971 bezeichnet wurde, war das Projekt eines größeren Mittelmotorsportwagens und Ergänzung des kleinen X1/9. Die Ölkrise von 1973/74 führte dazu, dass das neue Modell zu Lancia transferiert wurde. Auf dem Genfer Salon von 1975 stand schließlich das erste Vorserienauto, bis die Produktion beginnen konnte, verging noch einige Zeit und Entwicklungsarbeit. Letztlich war der Beta Montecarlo, wie das Coupé jetzt hieß, kein Erfolg, Qualitätsmängel, hohes Innengeräusch, hakelige Schaltung und dem Aussehen nicht gerecht werdende Fahrleistungen waren die Hauptkritikpunkte. 120 PS, 190 km/h und 9 Sek. von 0 auf 100 km/h waren zwar nicht ganz schlecht, aber die Form versprach mehr . . .

In Amerika wurde der Name wegen Markenrechten in Scorpion geändert, mit 84 PS war die US-Version total lahm. 1978 wurde die erste Serie des Montecarlo aus dem Programm genommen. Zwei Jahre später wagte man einen neuen Versuch mit einer überarbeiteten zweiten Serie, größere Räder und Bremsen, geänderte Fahrwerksabstimmung und neues Interieur sollten Kunden überzeugen. Die Resonanz blieb aus, und im Juni 1981 war mit der Serienfertigung nach nur 7695 Exemplaren Schluss.

Die andere Karriere des Montecarlo kam im Rennsport: Bereits 1974 gab es den Abarth 030, einen Prototypen von Abarth und Pininfarina, der die Grundform des Montecarlo vorwegnahm und mit einem getunten V6 aus dem Fiat 130 den Giro d'Italia 1974 gewinnen konnte.

1978 entschloss man sich bei Lancia nach vielen erfolgreichen Rallyejahren ein Rundstreckenprogramm zu initiieren. Als Basis fungierte eben der gerade eingestellte Montecarlo. An die Fahrgastzelle wurden bei Dallara vorn und hinten Rohrrahmen angepasst, die bei Pininfarina Karosserie war ein typisches Gruppe-5-Produkt mit großen Spoilern, breiten Kotflügeln, längerem Heck und tiefgesetztem Schwerpunkt. Der 1,4-Liter-Turbo ermöglichte den Einsatz in der kleinen Division der Marken-WM, damit ging man den übermächtigen Porsche aus dem Weg und hatte keine nennenswerte Konkurrenz. 1979 war das Testjahr, 1980 und 1981 räumte man den Titel ab, sportlich vielleicht nicht so wertvoll, aber ganz gut für das Marketing.

Die Premiere kam am 6. Mai in Silverstone, dem vierten Rennen der WM, vorher war der Lancia noch nicht fertig. Viel gibt es vom ersten Einsatz allerdings nicht zu erzählen, die illustre Fahrerbesetzung Riccardo Patrese/Walter Röhrl stellte den Lancia immerhin auf Rang 7 der Startaufstellung hinter drei Gruppe 6-Rennern und drei Porsche 935. Der Italiener übernahm den Start, musste aber bald wegen eines dummen Fehlers der Mechaniker die Segel streichen. Man hatte vergessen, den Deckel für die Kühlflüssigkeit richtig zu schließen, nach vier Runden erlag der kleine Turbomotor dem Hitzetod. Walter Röhrl blieb an diesem Tag arbeitslos, der Sieg ging an einen Loos-935 unter Heyer/Wollek/Fitzpatrick. Es folgte die erste Zielankunft bei der Coppa Florio in Enna, der erste Sieg in der Zweiliterklasse in Brands Hatch und das Disqualifikations-Fiasko beim Giro d'Italia. Aber 1980/81 gab es ja, wie gesagt, den ersehnten Titel, natürlich fast ohne Konkurrenz..

Noch zu erwähnen ist sicherlich der DRM-Meistertitel von Hans Heyer 1980 und die im weitesten Sinne auf dem Montecarlo basierende Rallyeflunder für die Gruppe B, der Lancia Rally, aber das sind andere Geschichten.

Spark hat ja bereits einige Beta Montecarlo an den Sammler gebracht. Die Debütversion von Silverstone hat einige interessante Merkmale, die sie von späteren Modellen unterscheidet. Neben der mattschwarzen Lackierung mit dem weißen Zebramuster fallen vor allem die fehlenden Verkleidungen vor den Heckflügelhaltern auf, den Höhepunkt findet man am Heck. Wer hat denn diese Baumarktplatte dort angeschraubt? Vorbildfotos bestätigen die Spark-Entwickler, bei späteren Einsätzen war das Heck entweder fast offen oder teilverkleidet. Die Farbe der Radmuttern wird bereits diskutiert, tatsächlich findet man Fotos von der rechten Seite, auf denen sie rot aussehen. Von links habe ich bisher kein brauchbares Farbbild entdeckt und meines Wissens waren die rot markierten Zentralverschlüsse mit Linksgewinde normalerweise auf der linken Seite. Vielleicht kann ein Leser weiterhelfen? Ansonsten entspricht die Qualität dem bekannten Niveau der China-Produktion, Lackierung und Beklebung sind toll wiedergegeben, selbst die Trägerfolie der Decals fällt auf dem seidenmatten Schwarz kaum auf, vom Vorderteil der Fronthaube abgesehen. Kleinste Fotoätzteile für Verschlüsse, Notschalter, Abschleppösen, es macht Freude, auf Detailsuche zu gehen. Am Heck sind hinter dem Blech Hilfsrahmen, Turbolader und andere Anbauteile zu finden, auch im Innenraum fehlt nichts. Reifen und Felgen passen, auch die weißen Felgenhörner an den Vorderrädern.

Wer sich für die Premierenversion des Lancia Beta Montecarlo interessiert, sollte schnell schalten, solch attraktive Modelle verschwinden blitzschnell vom Markt und werden oft sehr teuer. Auf jeden Fall bekommt man eine sehr schöne Ergänzung für die Sammlung.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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