Montag, 29. März 2021

Als letzter im Ziel - Panhard Dyna X84 Le Mans 1950 von Spark, 1:43

Im Le Mans der frühen Nachkriegsjahre gehörten immer kleine, meist französische Autos zum Starterfeld, die sich um den Klassensieg bis 750 ccm und um den Index de Performance balgten, einer Wertung für die Effizienz, die nach einer hochkomplizierten Formel bestimmt wurde. Meist waren dies kleine Flitzer mit aerodynamischen Karosserien, aber neben einigen mehr oder weniger serienmäßigen Renault 4CV „Cremeschnittchen“ nahm 1950 auch eine kleine viertürige Limousine der traditionsreichen Marke Panhard den Kampf mit den 24 Stunden auf.
Die bereits 1886 gegründete Firma, damals noch Panhard & Levassor, gehörte zu den Pionieren des Automobilbaus, spezialisierte sich aber in den 30er Jahren auf Luxusautos, die sich einerseits durch ventillose schiebergesteuerte Motoren, andererseits durch sehr auffällige Formen in Pseudostromlinie auszeichnete. Nach dem Krieg sah man für diese Autos keine Marktchance und nutzte einen Entwurf des Konstrukteurs und Frontantriebpioniers J. A. Grégoire als Grundlage eines neuen Kleinwagens. Statt des von diesem projektierten Chassis in einer Art Sandwichbauweise bekam der Dyna genannte Panhard einen Stahlrohrrahmen. Die Frontantriebsbauweise und der luftgekühlte Zweizylinder-Boxermotor blieben erhalten, aus 611 ccm holte man zuerst 24, dann 28 PS heraus. Durch Verwendung von Leichtmetall für Türen und Hauben blieb das Gewicht knapp unter 600 kg, damit waren relativ gute Fahrleistungen möglich. Es gab später auch noch stärkere Varianten mit 850 ccm und bis zu 40 PS, sowie ein Cabrio und den Junior genannten Sportzweisitzer. 1954 präsentierte man den Nachfolger, eine 4,5 Meter lange viertürige Limousine mit sehr moderner Form, aber im Prinzip der gleichen Technik, auch hier war Leichtbau angesagt, der Dyna 54 wog gerade einmal 640 kg!

Le Mans 1950, das war zu allererst das Duell des Vorjahressiegers Ferrari mit den klassischen Talbot-Lago, die im Prinzip angepasste Vorkriegs-Rennwagen waren. Am ganz oberen Ende gab es Briggs Cunninghams Cadillacs und einen Allard, in der 750er Klasse standen neben diversen Panhard- und Renault-basierenden Fahrzeugen zwei Aero Minor aus der Tschechoslowakei am Start, mit einem gewann der Niederländer und Erfinder der Radarfalle Maurice Gatsonides zusammen mit seinem Landsmann Henk Hoogeven die Klasse. Mit 184 Runden belegten sie Platz 21 gesamt, der siegreiche Talbot-Lago mit Louis Rosier, (sein Sohn und Copilot durfte nur zwei Runden fahren) kam zum Vergleich auf 256 Runden.

Unser kleiner Dyna Panhard wurde von dem Belgier Louis Eggen gemeldet und gefahren, als Copilot fungierte Paul Escale, dessen Nationalität sich nicht gesichert feststellen ließ, die Quellen schwanken zwischen Frankreich und Belgien, weitere Rennergebnisse waren ebenfalls nicht zu finden. Eggen trat immerhin dreimal in Le Mans an, wobei 1950 seine einzige Zielankunft werden sollte. Wie zu erwarten, hielt man sich im Training zurück und startete von der fünftletzten Position. Als Taktik blieb also nur, das Feld vor sich herzujagen und auf Ausfälle zu warten. So kam es dann auch, von den 60 Startern blieben 31 auf der Strecke. So landete der kleine Panhard auf Platz 29, aber er kam ins Ziel! 151 Runden waren sicherlich fast genauso anstrengend wie die über 100 mehr der Sieger.

Über solche Exoten von den 24 Stunden in Le Mans freue ich mich immer, der kleine Panhard ist Spark gut gelungen. Die knuffige Form ist schön getroffen, sogar die Raddimensionen und die Reifenbreite stimmen. Auf manchem Foto sehen die Räder dunkler aus, aber ein Bild während der Startvorbereitungen, das ich entdeckt habe, zeigt, dass zumindest dort die Räder silbergrau gewesen sein dürften. Allerdings sieht man dort auch, dass der Panhard links am Heck ein belgisches Nationalitätskennzeichen trug. Ansonsten stimmen die Details, die Front ohne Stoßstange, mit feinen Lufteinlassgittern, Zusatzscheinwerfern und dreifachen Haubenverschlüssen, das Heck mit Stoßstange und sparsamen Beleuchtungseinrichtungen, der serienmäßige Innenraum und die Schmutzfänger an den Vorderrädern. Die Seitenscheiben sind mit Chromrahmen versehen, die von innen aufgedruckt angedeuteten Schiebegriffe sind etwas eindimensional. Lackierung und Beklebung sind ohne Tadel, die Fertigungsqualität passt, lediglich die fahrerseitige Scheibe steht vorne etwas ab. Am Boden finden sich eine vorbildgerecht dünne Auspuffanlage und angedeutet Ölwanne, Tank und Radaufhängungen. Um Fragen vorzubeugen, ja, der Panhard kommt aus Sparks Fertigung in Madagaskar, aber ich finde, man spürt schon die großen Bemühungen, die Qualität auf das aus China gewohnte Level zu heben.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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