Sonntag, 20. Dezember 2020

John Pauls Supervette - Chevrolet Corvette C3 JLP Racing IMSA 1978 von Spark, 1:43

Wenn man an spektakuläre Rennversionen der Chevrolet Corvette denkt, fällt einem natürlich John Greenwood ein. Aus seinem Tuningbetrieb kamen 1977 zwei ganz spezielle Fahrzeuge, die auf einem Chrom-Molybdän-Rohrrahmen aufgebaut wurden. Aufgrund einer Reglementsänderung bei der IMSA, die solche Konstruktionen erlaubte, entstanden zwei „Supervettes“, die von Bob Riley konstruiert wurden, dem späteren Gründer von Riley & Scott, der heute noch aktuellen Rennwagenmanufaktur. Das zweite Auto ging an John Paul Sr. und sein Team JLP Racing. Man fasste den Entschluss, eine aerodynamisch günstigere Form zu finden, so wurde die Corvette mit schmälerer Spur und insgesamt wesentlich windschnittigeren Linien aufgebaut. Paul besorgte dazu Triebwerke vom ehemaligen Shadow-Boss Don Nichols, dessen aus Can-Am-Zeiten stammende V8 brachten über 750 PS und ein unheimliches Drehmoment. Allzu viel konnte John Paul mit der Corvette in der 78er IMSA-Saison allerdings nicht reißen, die Porsche 935 waren zu überlegen. Immerhin waren zwei Podiumsplätze und drei Platzierungen unter den ersten 5 die Ausbeute, danach wurde die Corvette an Tico Almeida und Rene Rodriguez von T&D Racing verkauft und noch bis 1982 in der IMSA eingesetzt. Über mehrere weitere Besitzer landete das Auto schließlich bei Bruce Canepa, einem bekannten Rennfahrer, Restaurateur und Museumsbesitzer. Dort wurde sie perfekt restauriert und aktuell zum Verkauf angeboten. Falls Interesse besteht: canepa.com. Dort findet man eine Fotostrecke von 208 Aufnahmen des restaurierten Fahrzeugs, aber auch einige historische Bilder. Man sieht, dass die Corvette während der Saison einige Änderungen über sich ergehen lassen musste, teils bei der Beklebung, aber vor allem bei der Motorhaube, die zusätzliche Lufteinlässe erhielt. Unser Modell stellt laut Spark den Zustand vom IMSA-Lauf in Road Atlanta dar, wo John Paul Sr. den fünften Platz belegen konnte.

Besitzer und Fahrer ab 1977 war also der 1939 in den Niederlanden als Hans-Johann Paul geborene John Paul. Er wanderte in den 50ern zusammen mit seiner Familie in die USA aus, wo er nach Schule und Studium in Harvard im Fach Wirtschaftswissenschaften promovierte und an der Wall Street als Fondsmanager ein beträchtliches Vermögen erwarb. Nach der Trennung von seiner ersten Frau, der Mutter von John Paul Junior, lebte er auf einem Segelschiff. 1979 begann seine kriminelle Karriere mit dem Import von Rauschgift in die USA. Obwohl er bald erwischt wurde, organisierte er mit seinem Sohn und anderen Gaunern einen großen Drogenring. Nachdem er 1983 einen Partner, der mit dem Staat als Informant kooperierte, fast erschoss, floh er in die Schweiz, wo er wegen eines falschen Passes 6 Monate Haft verbüßte und an die USA ausgeliefert wurde. Nach einem Prozess wanderte er auch dort ins Gefängnis, das er erst im Juli 1999 verlassen durfte. Dazu kam, dass sowohl seine zweite Ehefrau, seine Lebensgefährtin als auch John Paul selbst 2001 unter mysteriösen Umständen verschwanden. Und Rennsport gab es von 1960 bis 1983 auch noch im Leben John Pauls. Herausragende Ergebnisse waren die Gesamtsiege in Sebring und Daytona 1982 auf einem eigenen Porsche 935 sowie der Titel eines Meisters der 1978 ins Leben gerufenen „World Challenge for Endurance Drivers“. Diese Verbindung aus europäischen und amerikanischen Langstreckenrennen sowie einigen IMSA-Läufen gewann Paul im Debütjahr, allerdings ohne Mithilfe seiner Corvette mit dem Porsche 935 und einem Mazda RX-2.

Das Spark-Modell sieht mit seiner supergestreckten Linie und seiner hellblauen Lackierung nahezu ohne Sponsorenkleber spektakulär aus. Die wenigen Details an der Außenhaut sind gut nachgebildet, die extrem tiefen Räder wirken optimal. Im Cockpit sieht man Teile des Rohrrahmens, die Technikelemente unter der Heckscheibe und unterhalb des Wagenhecks hätte man sicherlich etwas filigraner gestalten können, vor allem die hydraulischen Wagenheber. Zwei kleine Unsicherheiten betreffen die Originaltreue, auf den mir vorliegenden Fotos wird der Frontspoiler nur durch eine feine Stange gehalten, nicht durch ein Lochblech wie beim Modell, außerdem besitzt die Corvette einen Blendschutz mit der Beschriftung „JLP Racing“ oben in der Windschutzscheibe. Aber wir wissen ja, wie oft an Rennautos Änderungen durchgeführt wurden. Die Fertigungsqualität ist übrigens bis auf etwas schlampig geschwärzte Lüftungsschlitze hinter dem linken Vorderrad einwandfrei, Spark hat in der neuen Fabrik auf Madagaskar sichtlich aufgeholt. Die Corvette ist in der US-Länderserie erschienen und auf 500 Stück limitiert, die dürften schnell weg sein!

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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