Sonntag, 29. November 2020

Einsamer Klassensieger - Shelby Cobra 427 Roadster Sebring 1966 von TSM, 1:43

Bereits 1963 wurde der erste Versuch unternommen, den dicken 7 Liter-V8 in einen Shelby Cobra Roadster zu quetschen. Dies gelang mehr oder weniger schlecht, bei seinem ersten Einsatz bei den 12 Stunden von Sebring 1964 setzte Ken Miles das Auto gegen einen der wenigen dort vorhandenen Bäume. In einer Gewaltaktion wurde die Cobra mit der Fahrgestellnummer CSX2196 rennfertig gemacht, allerdings gab es unzählige Probleme, als dann ein Pleuel abriss und den Motorblock durchschlug, war Feierabend. Mit vielen Ideen seitens Ken Miles baute man die Cobra komplett neu auf und sie wurde zum berühmten „Flip Top“ mit komplett aufklappbarer Front- und Heckpartie. Bei der Nassau Speed Week war man gegenüber den sehr potenten Corvette Grand Sport konkurrenzfähig, allerdings hielt die Technik wieder nicht durch und die Cobra wurde in eine Ecke gestellt und später verkauft. 2011 brachte CSX2196 übrigens bei einer Auktion 632.500 $.

Soweit die Vorgeschichte, als es darum ging, die Cobra 427 zu produzieren, war man sich klar, dass man mehr tun musste, deshalb wurde das Fahrwerk komplett neu gestaltet und mit Schraubenfedern versehen. Für eine Homologation hätte man bis Ende März 1965 100 Exemplare fertigen müssen, aber aufgrund der Übernahme des GT 40-Projekts seitens Shelby America sank das Interesse an diesem Kraftakt. Die existierenden Roadster in Rennausführung konnten somit nur in Wettbewerben des SCCA (Sports Car Club of America) sowie Nicht FIA-Rennen eingesetzt werden. Den GT-Weltmeistertitel 1965 holte man dennoch mit der „alten“ Cobra und dem Daytona Coupé, allerdings war die Gegenwehr von Ferrari mit dem neuen 275 GTB nicht mehr so stark. 1966 gab es dann keine Werkseinsätze mehr.

So entstanden nur 23 Cobra 427 in Competition-Version, die von Privatfahrern eingesetzt wurden. CSX 3016, das Vorbild des TSM-Modells, war eine davon. Bill McKelvey, ein Börsenmakler und Autofan aus Pittsburgh, kaufte die Cobra zusammen mit Bob Grossman, einem US-Racer, der immerhin zweimal auf Rang 5 in Le Mans ankam, jeweils mit Ferraris. Zusammen mit dem ebenfalls in den USA bekannten Sportwagenpiloten Ed Lowther trat Grossman für McKelveys Team Scuderia Bear bei den 12 h von Sebring 1966 an. Über das Rennen der 7 Liter-Cobra gibt es nicht viel zu berichten, man hielt die 12 Stunden durch und landete aufgrund vieler Ausfälle schnellerer Konkurrenten immerhin auf Platz 10 im Gesamtklassement. Da in bei den Sportwagen über 5.000 ccm nur eine weitere Cobra unterwegs war, konnte man sogar den Klassensieg verbuchen, war allerdings langsamer als drei Porsche Carrera 6 und sogar ein 904 GTS, der die Sportwagenklasse bis 2.000 ccm für sich entschied. Die Rennkarriere von CSX 3016 endete in Watkins Glen im gleichen Jahr mit einem Crash. Inzwischen ist das Auto nach einigen Besitzerwechseln wieder im Outfit von 1966 restauriert, wieviel allerdings davon noch Originalteile sind, ist fraglich.

Dass die TSM-Cobras aus der Produktion von Spark kommen, ist ja kein Geheimnis, und auch die bisherigen Modelle haben uns große Freude bereitet, egal, ob TSM oder Spark auf der Bodenplatte steht. Die 427 macht da keine Ausnahme und ist eine attraktive Miniatur. Die Grundform mit den breiteren Backen, die saubere Lackierung und Beklebung, die Details außen und innen, da gibt es nichts zu meckern. Auffallend die Zusatzscheinwerfer und die leicht angelaufenen, allerdings etwas zu hellen Sidepipes, filigran die beim Original eher goldfarbigen Halibrand-Räder mit passenden Reifen. Windschutzscheibenrahmen und Lenkradspeichen sind feine Fotoätzteile, und wer Wert darauf legt, findet leicht drehende Räder, auch wenn man mit der Cobra eher nicht über die Tischplatte driften will. Vor lauter Freude über das schöne Modell habe ich allerdings doch ein paar Ungenauigkeiten übersehen, danke für die Hinweise an unseren Leser Dirk A.: Auf dem rechten vorderen Kotflügel fehlt der Verschluss für den Öltank, die kleinen Aufkleber auf den Kotflügeln links und rechts sind teilweise falsch angebracht bzw. gar nicht vorhanden und über der fahrerseitigen Sidepipe war ein Schutzblech angebracht, damit der Pilot sich beim Aussteigen nicht die Beine verbrennt. Kann gut sein, dass man sich bei der Recherche durch Fotos vom aktuellen Zustand von CSX3016 hat täuschen lassen, da fehlt das Blech genauso wie der Öltankdeckel.

Dennoch schön, dass man solche Modelle produziert bzw. produzieren lässt, zusätzlich erfreulich finde ich, dass durch den neuen Importeur die Preise gesunken sind, Der Umweg über TSM macht sich zwar immer noch bemerkbar, aber rund 10 Euro weniger nimmt man gerne mit.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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