Dienstag, 6. Oktober 2020

Sieg mit dem eigenen Auto - Eagle Weslake T1G GP Belgien 1967 von Spark, 1:43

In Deutschland wurde der 1931 geborene US-Amerikaner Daniel Sexton Gurney vor allem durch den einzigen Sieg eines Porsche bei einem zur WM zählenden Grand Prix bekannt, das war 1962 in Frankreich mit dem 804 Achtzylinder. Anschließend sah man den hochgewachsenen Gurney bei Brabham, für dessen Team er ebenfalls in Frankreich 1964 den ersten GP-Sieg feiern konnte. Im Jahr darauf wollte die Reifenfirma Goodyear sich in Indianapolis profilieren und trat an Carroll Shelby heran mit dem Ziel einer Teamgründung und der Entwicklung eines eigenen Rennautos. Da der Texaner mit dem Einsatz der Cobras und der Weiterentwicklung des Ford GT 40 ausgelastet war, nahm er Dan Gurney ins Boot und die beiden gründeten mit der großzügigen Unterstützung Goodyears die All-American Racers in St. Ana/Kalifornien. Der Patriot Gurney taufte seine Rennautos nach dem amerikanischen Wappentier Eagle, also Adler. In den USA war man bald erfolgreich, 1968 konnte Bobby Unser auf Eagle sowohl die 500 Meilen von Indianapolis als auch die Meisterschaft gewinnen. Gurneys eigentliches Interesse galt aber der neuen 3-Liter-Formel 1 ab 1966, deshalb gründete er parallel in Sussex (GB) die Firma Anglo American Racers. Der neue Eagle T1G wurde von Len Terry konstruiert, als Basis diente ihm der ebenfalls von ihm gezeichnete Lotus 38. Das Chassis war mit Modifikationen sowohl für Europa als auch für die amerikanischen Rennen einsatzfähig. Ein eigenes Triebwerk war bereits bei Weslake in Arbeit, ein wunderschöner Zwölfzylinder, dessen Konstrukteur der ehemalige BRM-Mann Aubrey Woods war. Die Fertigstellung verzögerte sich, deshalb musste Gurney sich fast die ganze Saison mit einem nicht konkurrenzfähigen Climax-Vierzylinder begnügen, dennoch zeigten einige gute Platzierungen die Qualität des Chassis und des Fahrers.

1967 sollte dann das Jahr des Durchbruchs zur Spitze werden. Leider war der Weslake-Motor zwar inzwischen leistungsfähig genug, aber mit der Standfestigkeit haperte es. Nur zweimal gelangen Siege, einmal beim nicht zur WM zählenden Race of Champions in Brands Hatch und dann endlich beim Großen Preis von Belgien in Spa, damit siegte erstmals ein amerikanischer Fahrer auf einem (nicht ganz) amerikanischen Auto. Der Rest der Saison war zum Vergessen und auch 1968 ging es nicht aufwärts, so dass Dan Gurney zum Jahresende dieses Formel 1-Abenteuer beendete und sich auf die amerikanische Rennszene konzentrierte, der er als Teamchef bis weit in die 90er treu blieb, unter anderem mit Toyota in der IMSA-Serie.

Nachdem am 4. Juni in Zandvoort/Niederlande die siegreiche Premiere des sensationellen Lotus 49 Cosworth unter Jim Clark stattfand, war man gespannt, ob Lotus 14 Tage später in Spa den Triumph wiederholen könnte. In der ersten Startreihe leistete Gurney mit dem Eagle-Weslake den beiden Lotus von Clark und Hill Gesellschaft, nachdem Hill wegen einer leeren Batterie nicht loskam, übernahm Clark die Führung, während der Amerikaner sich als Fünfter hinter Stewart auf BRM H16, Amon auf Ferrari und Rindt auf Cooper-Maserati einreihte. In der 12. Runde fuhr Clark an die Boxen, wegen einer defekten Zündkerze lief der Cosworth nur noch auf sieben Zylindern, später musste der Lotus nochmals stoppen, so blieb am Ende nur Platz 6 für das völlig überlegene Team. Stewart auf dem schweren Sechzehnzylinder-BRM hielt die Führung vor Gurney, nachdem alle anderen kleinere oder größere Probleme bekamen. In der 21. Runde konnte der Eagle am BRM vorbeigehen, da Stewart mit einer Hand den Schalthebel festhalten musste, da ihm sonst die Gänge herausgesprungen wären. Gurney kam ohne Probleme nach 28 Runden ins Ziel und wurde als Sieger abgewunken, zusätzlich hatte er auch noch die schnellste Rund gedreht. Leider blieb es der einzige Triumph für den Eagle im GP-Zirkus. Bleibt die Erinnerung an einen der schönsten Monoposti seiner Zeit.

Formel 1 ist ja nicht mein favorisiertes Sammelthema, aber sowohl der Eagle als auch sein Fahrer haben mich schon immer fasziniert. Umso größer war die Vorfreude auf das Spark-Modell. Die Formel-Fahrzeuge dieses Herstellers haben ja ein hohes Niveau erreicht, sicherlich ein Verdienst von Jean-Pierre Viranet, der ja lange Zeit selbst Kits unter dem Namen Tenariv produziert hat. So ist das auch beim Eagle, feine Details, schöne Räder, gelungene Gesamtform, passable Fahrerfigur (wenn man's mag), tolle Reproduktion von Motor und Getriebe, soweit sichtbar. Die Stärke der Radaufhängungen kann man gelten lassen, so filigran waren die beim Original auch nicht. Allerdings scheint die Endmontage in der neuen Fabrik auf Madagaskar immer noch nicht auf China-Niveau zu liegen, leider wirkt die Hinterradaufhängung bei manchem Modell etwas krumm und asymmetrisch. Die Lackierung ist ok, bei der Beklebung scheint es öfters vorzukommen, dass ungenau aufgebracht wird, wie bei unserem Fotomuster die schief sitzende linke Startnummer. Verglichen mit Fotos bin ich der Meinung, dass der Überrollbügel zu hoch und der 1:43er Dan Gurney etwas zu klein geraten ist. Beim Original überragt der Helm des über 1,80 m großen Kaliforniers fast schon den Bügel.

Bleibt wirklich zu hoffen, dass man in Macao die Qualitätsprobleme ernst nimmt und gegensteuert. Denn wenn der Sammler sich nicht mehr traut, vorzuordern und erst einmal abwartet, gerät auch das Prinzip von Spark in Schieflage, die Produktion an den Bestellungen zu orientieren. Auch die Händler würden darunter leiden, machen doch die reservierten Modelle oft einen wichtigen Teil des Geschäfts aus.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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