Donnerstag, 15. August 2019

Zweiter beim Dreifachsieg - Ferrari 330 P Maranello Concessionaires Le Mans 1964 von Look Smart, 1:43

Enzo Ferrari wehrte sich bekanntlich sehr lange gegen das Mittelmotorprinzip, erst 1960 testete man einen Formelwagen in dieser zukunftsweisenden Triebwerksanordnung. Immerhin versuchte der damalige Chefingenieur Carlo Chiti sich bereits 1961 an einem Sportwagen, dessen V6 hinter dem Fahrer eingebaut wurde. Auf den kurvigen Strecken der Targa Florio und des Nürburgrings war man sofort erfolgreich, nachdem die ersten ernsthaften Aerodynamikprobleme durch die Montage diverser Spoiler in den Griff zu bekommen waren. Auf Sizilien war man zweimal erfolgreich, dazu kam der Erfolg beim 1.000 km-Rennen in der Eifel 1962. Da aufgrund der Palastrevolution in Maranello unter anderem Carlo Chiti die Firma verließ, musste aus dem Stand der 27-jährige Mauro Forghieri den Posten übernehmen. Es gelang ihm, den Commendatore zu überzeugen, dass das Mittelmotorprinzip auch mit einem Zwölfzylinder erfolgreich sein könnte. So entstand der 250 P mit 3 Liter Hubraum auf Basis eines verlängerten Chassis des V8-Prototypen 268 SP. Der junge Ingenieur konnte Ferrari sogar klarmachen, dass Aerodynamikversuche in Originalgröße große Fortschritte bringen könnten, und testete daraufhin das Auto im Windkanal der Uni Stuttgart. Daraus resultierte die Form mit der stark gewölbten Windschutzscheibe, optionalen Seitenscheiben und dem großen Bügel hinter dem Cockpit. Dieser diente keineswegs der Sicherheit, dazu war er viel zu instabil, sondern der Luftführung über das Cockpit und zum Heck. Tatsächlich funktionierte das Gesamtkonzept perfekt, immerhin holte man Siege bei den Klassikern in Sebring, Le Mans und am Nürburgring. Im Oktober kam der nächste Paukenschlag in Form des 250 LM, einer Coupéversion, die Ferrari gerne als GT homologiert haben wollte, was allerdings außerhalb Italiens nie funktionierte.

1964 drohte ernsthafte Konkurrenz von Ford, die ihren GT rennfertig entwickelten, deshalb zündete man die nächste Ausbaustufe, die 275 P und 330 P genannt wurde. Die Karosserieform wurde optimiert, das bewährte Chassis blieb nahezu unverändert, aber statt des 3-Liters kamen nun Triebwerke mit 3,3 und 4 Litern Hubraum zum Einsatz. Die Amerikaner waren allerdings noch weit entfernt von jeglicher Konkurrenzfähigkeit, so holten die Ferrari-Prototypen Siege in allen großen Rennen, lediglich die Targa Florio ging an Porsche, da man in Maranello mehr Zeit für die Vorbereitung auf die 24 Stunden von Le Mans haben wollte.

Wie das Ergebnis deutlich zeigt, lohnte sich der Aufwand. Ferrari ging mit einer furchterregenden Streitmacht von sechs aktuellen Prototypen an den Start, wobei vier reine Werksautos waren, je ein 330 P kam vom North American Racing Team und von Maranello Concessionaires, dem britischen Statthalter der Roten. Die Hälfte der Prototypen blieb auf der Strecke, die anderen drei besetzten das Siegerpodest. Der schnellste war lange Zeit der Werks-330 P von Surtees/Bandini, allerdings gab es nach 9 Stunden mehrere Probleme, immerhin kamen sie als Dritte ins Ziel. Der Sieg ging an Vaccarella/Guichet mit ihrem 275 P, die das gleichmäßigste Rennen fuhren, Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 195,7 km/h und einem Verbrauch von relativ sparsamen 35,3 Litern/100 km für einen 320-PS-Rennmotor holten sie auch noch den Index de Performance. Der zweite Platz blieb für das Vorbild des Look Smart-Modells, des Kundenfahrzeugs des britischen Colonel Hoare. Graham Hill und Joakim Bonnier bildeten die Fahrerpaarung, sie waren die ganze Saison bei diesem Team unter Vertrag, ihre Gagen wurden allerdings vom Werk bezahlt. Hill war übrigens ursprünglich für den Einsatz des Rover Turbinenautos vorgesehen, aber man verzichtete auf einen Start. Ganz problemlos verlief das Rennen für die beiden Grand Prix-Asse nicht, drei außerplanmäßige Boxenstopps wegen eines defekten Kondensators, eines Reifenschadens sowie eines gerissenen Gaszugs kamen zu zeitweiligen Überhitzungserscheinungen und einer schwachen Kupplung. Aber die "Konkurrenz" bestand nur noch aus GT-Fahrzeugen wie Cobra, GTO oder Porsche 904, was den Dreifacherfolg der Ferraris relativiert.

Im Folgejahr rettete der vom NART eingesetzte 250 LM mit Jochen Rindt und Masten Gregory die Ehre der Roten, nachdem sämtliche Werksprototypen von Ferrari und Ford ausgefallen waren. Danach sollte Ferrari bis heute nie mehr bei den 24 Stunden in der Sarthe gewinnen.

Der 330 P von Look Smart ist in der preiswerteren, von Spark gefertigten Serie erschienen, man bekommt also ein Modell in der typischen Qualität zu einem leider wesentlich höheren Preis. Dennoch kann man sich über den kleinen Ferrari auf den ersten Blick freuen, die Qualität der Fertigung, Lackierung und relativ übersichtlichen Beklebung kann überzeugen. Warum man allerdings den kleinen Windabweiser auf der Fronthaube falsch herum montiert hat, ist etwas unerklärlich. Ein mutiger Zugriff mit der Pinzette nach dem Fototermin war erfolgreich, das Teil ließ sich ohne Lackschaden entfernen und andersherum montieren. Ansonsten rundum schöne Details, passable Speichenräder und ein feines Cockpit mit filigranem Lenkrad und dem obligatorischen Spaten für die Sandbank in Mulsanne. Die hinteren Haubenverschlüsse wirken allerdings etwas überdimensioniert. Ein Originalfoto der linken Seite zeigt weitere Ungenauigkeiten: der gelbe Punkt und der kleine Union Jack sollten auch links auf dem Vorderkotflügel nicht fehlen, hinter der Türe waren beim Original zwei senkrechte Lufteinlässe. Und die Form des Bügels hinter dem Cockpit wirkt auf dem Bild hinten viel mehr abgeschrägt.

Eigentlich schade, dass ein im Prinzip schön gemachtes Modellauto bei genauerer Inspektion solche Schwächen offenbart. Ich will nicht übergenau wirken, aber mit etwas gründlicherer Recherche könnte man zumindest einige Fehler vermeiden, und das darf man in der 100-Euro-Klasse doch erwarten.

Unser Fotomuster kommt von Raceland in Dietenhofen, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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