Montag, 17. Juni 2019

Letzter Sieg durch Privatiers - Citroen ID19 Rallye Monte Carlo 1959 von Spark, 1:43

In den 1950er Jahren hatten Rallyes noch den Charakter von Sternfahrten. So waren 1959 als Startorte Athen, Glasgow, Den Haag, Lissabon, München, Paris, Rom, Stockholm und Warschau vorgesehen. Die Anfahrtroute summierte sich auf rund 3.500 km. Wie hart das Ganze unter damaligen Straßenbedingungen und unter Berücksichtigung mangelnden Durchhaltevermögens von Fahrern und Technik war, sieht man daran, dass von 321 Startern lediglich 184 in Wertung kamen. Schuld waren teils die neuen Spikereifen, deren Nägel die Neigung hatten, nach innen durchzudrücken und einen Platten zu verursachen. Eigentlich war Renault als Vorjahressieger mit werkspräparierten Dauphines favorisiert, aber die Verantwortlichen nahmen die Meldung kurzfristig zurück, um an der Rallye Elfenbeinküste teilzunehmen. Der Veranstalter suchte ja gerne nach Möglichkeiten, französische Marken zu bevorzugen, 1959 schafften es aber zwei Citroen, ein Simca und ein Panhard auf sportlichem Weg, die ersten vier Plätz zu belegen. Und ganz vorne landete Paul Coltelloni, ein vierzigjähriger Schuhfabrikant aus Paris mit seinem Team, zu dem noch die Herren Alexandre und Desroisiers gehörten, mit einem völlig serienmäßigen Citroen ID19. Coltelloni setzte damit den Grundstein zum Gewinn der europäischen Rallyeeuropameisterschaft 1959. Lustigerweise bekam der Sieger als Preis ein Fahrertraining durch Louis Chiron, dem Monte-Sieger 1954. Im Folgejahr holte sich Mercedes mit dem 220 SE unter Schock/Moll den einzigen Sieg der Marke bei der Monte, 1961 drehten die Veranstalter die Handicapwertung so, dass drei Panhard mit 850 ccm gewinnen konnten und ab 1962 begann mit Erik Carlsson die Zeit der professionellen Rallyefahrer und der Werksteams. Die Damenwertung 1959 gewann übrigens eine gewisse Pat Moss, die Schwester von Stirling und spätere Ehefrau von Erik Carlsson.

Schön, dass Spark ab und zu auch ein älteres Rallyeauto ins Programm nimmt, vom ID 19 kenne ich bisher nur ein falsch lackiertes frühes Diecastmodell von Vitesse und ein für den Preis akzeptables Kioskmodell. Der Spark für 60 Euro bietet natürlich mehr, die Grundform gefällt mir bis auf das etwas stark gewölbte Dach gut, die Lackierung in typischen Pastellfarben dürfte passen. Genauere Recherchen haben ergeben, dass Monsieur Coltelloni seinen ID ursprünglich in einem Violettton gewünscht hatte, der aber nur beim DS lieferbar war. Deshalb wurde der Citroen im Dezember 1958 im Farbton "écaille blonde" ausgeliefert, das ist ein heller Braunton. Wie es dazu kam, dass das Auto auf manchen Fotos eher rötlich wirkt, mag einerseits am Alter der Bilder, aber auch an eventuellen Nachkolorierungen liegen. Sowohl die Seriendetails wie Chromteile, Scheinwerfer, Rückleuchten usw. als auch die wenigen rallyetypischen Accessoires wie Haubenhalter, Zusatzscheinwerfer, Startnummern und Rallyeschilder passen einwandfrei. Innen sieht es bequem aus, blaue Fauteuils, Lenkradschaltung und Einspeichenlenkrad sind typisch für einen Serien-ID. Immerhin bekommt der Beifahrer eine höhere Sitzlehne für ein Nickerchen auf den vielen Kilometern Anfahrt. Die radkappenlosen Räder mit schmaler Bereifung und die Auspuffanlage sind sauber reproduziert. Wie es aber passieren kann, dass das Modell ein falsches amtliches Kennzeichen besitzt, kann ich nicht verstehen. Auf allen mir bekannten Fotos sieht man ein französisches Nummernschild 3427 HP 75, wie Spark auf 9990 FY 75 kommt, ist mir ein Rätsel. Hat vielleicht ein Leser eine Erklärung dafür?

Bleibt als Fazit, dass ein durchaus gutes Modell durch einen gravierenden Fehler in der Recherche oder der Produktion leider nicht als originalgetreu bezeichnet werden kann. Klar könnte man die Schilder austauschen, aber bei einem 60-Euro-Modell sollte so etwas nicht passieren.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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