Montag, 31. Dezember 2018
Vom Standard Saloon zum Showstar - Bentley R-Type Special Gooda 1954/66 von Autocult, 1:43
Mit dem Gooda-Special präsentiert Autocult einen der kuriosesten Bentleys der 60er Jahre, ein Fahrzeug, das perfekt in die Linie dieses Herstellers passt. Um die Historie dieses Autos kursieren jede Menge Gerüchte und Halbwahrheiten, wir versuchen uns, so gut es geht, an Fakten zu halten.
Gesichert ist auf jeden Fall, dass der Bentley 1954 als R-Type Saloon (und nicht als Continental) mit Standardkarosserie und der Fahrgestellnummer B77ZX die Produktionshalle verließ und vom Erstbesitzer Willoughby Lappin mit dem Kennzeichen RTU28 zugelassen wurde. Was bis zur Mitte der 60er Jahre mit dem Auto geschah, ist unbekannt, sicher waren ab dieser Zeit die neuen gemeinsamen Besitzer Robert „Bob“ Gooda und Brian Dumps. Ob der Umbau zu einem Coupé aufgrund eines Unfalls mit Überschlag oder aus einer Idee der Besitzer entstand, ist leider nicht erwiesen, jedenfalls wurde Peel Coachwork, eine in Rennfahrerkreisen für saubere und schnelle Arbeit bekannte Firma in Kingston-upon-Thames, beauftragt, nach den Vorstellungen der Besitzer etwas ganz besonderes zu schaffen. Die Front blieb typisch Bentley, wurde aber mit den bei diesem Hersteller gerade eingeführten Doppelscheinwerfern modernisiert und um rund 12 cm flacher gestaltet. Die Dachpartie wurde ebenfalls sehr niedrig gehalten und ging in ein ewiges Fließheck mit einer abgeschnittenen Heckpartie à la Kamm über, auch wenn Front und Heck nicht wirklich harmonieren, kann man dem Gooda Special eine gewisse Eleganz nicht absprechen. Der kompaktere Aluaufbau brachte einiges an Gewichteinsparung, das Coupé wog 1549 kg, der Saloon 1880 kg. Sicherlich war auch die Aerodynamik besser, wenn auch die Front sich massiv gegen den Wind stellte. Technisch blieb alles beim Alten, 4.887 ccm, ca. 130 PS, Dreigangautomatik und Trommelbremsen klingen nicht gerade sportlich. Dementsprechend verlief auch seine Karriere, Dumps nahm damit im August 1967 am Bentley Drivers' Club Race Meeting in Silverstone teil, kam aber nicht einmal in die Wertung, während Gooda selbst mit einem S3 Continental siegte. Weitere Einsätze sind nicht dokumentiert, obwohl es ein Foto des Autos im Einsatz auf einem nicht geteerten Weg gibt. Über Belgien kam das Coupé in die USA, wo sich die Farbe von silber in weiß änderte und es im Jahre 1979 sogar einen Auftritt in einer TV-Show hatte. Danach ging es hin und her zwischen dem United Kingdom und den USA, wo letztlich Terry O'Reilly der glückliche Besitzer wurde. Er ließ den Bentley restaurieren, in den aktuellen Zustand versetzen und wird nun gerne zu verschiedenen Events wie Track Days, Ausstellungen oder Concours d'Elegance eingeladen. Auch wenn der Gooda Special sicherlich kein historisch wichtiges Fahrzeug ist, kann man an ihm deutlich sehen, auf welch spleenige Ideen Briten kommen können. Laut dem britischen Autojournalisten Richard Hesseltine soll sich der Bentley durchaus angenehm bewegen, wenn er einmal in Schwung ist, der Sound soll mit dem fast offenen, zur Seite mündenden Auspuff beeindruckend sein.
Autocult bildet den Gooda Special im aktuellen Zustand nach, also in einem beim Modell allerdings sehr dunklen British Racing Green mit breitem, weißen Horizontalstreifen und mattschwarzem Heckblech. Wie gewohnt, finden sich jede Menge feinste Details wie die insgesamt acht Scheinwerfer, filigrane Haubenverschlüsse, Kühlerfigur und Kühlergitter. Am Heck fehlen nicht einmal das verchromte Nationalitätskennzeichen und ein kleiner Mille-Miglia-Aufkleber, den der Bentley aber nicht zu Recht trägt. Die Proportionen sind blendend getroffen, besonders erfreulich, dass man sich bei Spurweite und Reifenbreite ans Vorbild gehalten hat. Der in rot gehaltene Innenraum macht einen guten Eindruck, die für das Auto auch im Original fast zu kleinen Schalensitze und das Ersatzrad im Fond fehlen nicht, lediglich das Lenkrad steht bei unserem Muster etwas flach. Am Unterboden sind die wichtigsten Komponenten im Relief nachgebildet, der vor dem linken Hinterrad mündende Auspuff ist extra eingesetzt. Und wen es interessiert, auch dieses Autocult-Modell lässt sich über den Tisch rollen.
Ebenso wie das Original trifft vielleicht auch der kleine Bentley nicht jedermanns Geschmack, wir sind jedenfalls von der Skurrilität des Vorbildes und der Qualität des Modells überzeugt und haben schon einen Parkplatz in der Vitrine reserviert.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel