Sonntag, 30. Dezember 2018

The Beauty Box - Morris 1800 World Cup Rally 1970 von Vanguards, 1:43

Bereits 1968 fand eine extreme Langstreckenrallye statt, über drei Kontinente erstreckte sich der London-Sidney Marathon, entstanden aus einer Idee, die Großbritannien positiv ins Licht der Weltöffentlichkeit bringen sollte. Gesponsert von der Tageszeitung Daily Express startete man in London und fuhr über den Balkan, Irak und Afghanistan nach Bombay, eine Route, die heute sicherlich unmöglich wäre. Von dort aus wurden die verbliebenen Teilnehmer nach Perth in Australien verschifft, von wo aus der Kontinent mit Ziel Sidney durchquert wurde, insgeamt waren 16.694 km zurückzulegen. Das Siegerauto dürfte Modellautofans nicht unbekannt sein, Corgi Toys präsentierte damals eine sehr gelungene Miniatur des Hillman Hunter von Andrew Cowan/Colin Malkin/Brian Coyle. British Leyland schlug sich wacker, zwei Austin 1800 landeten auf den Rängen 2 und 5.

Anläßlich der Fussball-WM 1970 sollte wieder ein solches Event stattfinden, diesmal wollte man London, den Veranstaltungsort von 1966 mit Mexico City, dem aktuellen, verbinden. Als Sponsor fand sich wieder eine Tageszeitung, der Daily Mirror und mit John Sprintzel und John Brown planten zwei Rallyespezialisten die Route. Von London ging es über München und Wien bis hinunter nach Sofia, von dort aus am Mittelmeer lang über Genua und Südfrankreich und Spanien nach Lissabon. Während die Autos auf eine Fähre nach Rio de Janeiro verladen wurden, nahmen die Crews den Flieger, was ihnen in Brasilien ein paar Ruhetage bescherte. Über Uruguay, Argentinien, Chile, Bolivien, Peru, Kolumbien, Panama und Costa Rica zog sich die Route über den Subkontinent, die Überquerung der Anden inbegriffen, nach insgesamt 25.700 km erreichten noch 23 von über 100 gestarteten Fahrzeugen das Ziel, Sieger waren Hannu Mikkola/Gunnar Palm auf einem Ford Escort. Überhaupt feierte die britische Automobilindustrie ein grandioses Ergebnis, unter den ersten 11 war nur auf Platz 7 mit einem Citroen DS ein französisches Fahrzeug. Der London-Sidney-Sieger Andrew Cowan hatte allerdings Pech, er schied in Argentinien durch einen Unfall aus, durfte sich dafür später bei zwei weiteren Langstreckenrallyes, der London-Sidney 1977 und der Vuelta a la America del Sud 1978 wieder als Sieger feiern lassen, beide Male mit Mercedes-Benz.

Bei British Leyland verwarf man bald die Idee, die World Cup Rallye mit dem damals brandneuen Range Rover zu bestreiten und bereitete stattdessen vier Triumph 2.5 PI, zwei Austin Maxi und einen Mini Clubman als Werkswagen für die Rallye vor. Währenddessen arbeitete das British Leyland Special Tuning Department an fünf Austin/Morris 1800, die von Kunden eingesetzt werden sollten und nach den guten Erfahrungen der London-Sidney aufgebaut wurden. Neben Mannschaften der Royal Navy, der Metropolitan Police sowie den Privatfahrern Peter Jopp und Reg Redgrave fiel besonders ein Team mit der in Rallyekreisen durchaus bekannten Liz Crellin zusammen mit Jean Danton und Pat Wright auf, deren Morris von der Frauenzeitschrift „Woman“ gesponsert wurde. Die Damen gaben ihrem Morris den Namen „The Beauty Box“ und ließen die Kotflügelspitzen rundum rosa lackieren, der recht erfolgreiche Einsatz brachte Publicity für sie und die Zeitschrift. Dass die Morris im Werk gut vorbereitet waren, zeigte sich dadurch, dass immerhin zwei es ins Ziel schafften, Reg Redgrave wurde 9. und das Damenteam 18.

Vanguard-Miniaturen sind klassische Diecasts, der Morris besitzt sogar die alten Corgi-Features Federung und Brillantscheinwerfer. Die Grundform des aufgrund seiner Proportionen auf der Insel mit dem Spitznamen „Land Crab“ versehenen Morris ist sehr gut getroffen, Karosseriedetails wie Türgriffe oder Fensterrahmen sind nur gesilbert, auch die Rücklichter sind lediglich durch Farbe dargestellt, das allerdings sauber wie auch die Zweifarbenlackierung. Einzige Ätzteile sind die feinen Scheibenwischer. Das Interieur ist leider überhaupt nicht an den Rallyeeinsatz angepasst, dafür hat man sich bei den Details an der Karosserie richtig Mühe gegeben. Der Schutzbügel an der Front mit dahinterliegenden Zusatzscheinwerfern ist ausreichend filigran, allerdings fehlt das feine Gitter darin. Dazu kommen ein Such- und ein Rückfahrscheinwerfer, zwei Aussenspiegel, Haltegriffe für Schiebeeinsätze vorne und hinten sowie ein Trittbrett am Heck. Montiert sind passable Minilite-Räder, die auch als doppelter Ersatz vorbildgerecht aufs Dach geschraubt sind, allerdings sind sie nicht mit den grobstolligen Reifen des Originals versehen. Während die Bedruckung passen dürfte, soweit das vorhandene Bildmaterial eine Beurteilung möglich macht, fehlen die für den Rallyeeinsatz unbedingt nötigen Schmutzfänger. Das Vorbild existiert übrigens noch in voll restauriertem Zustand, der allerdings nicht mehr in allen Punkten dem Einsatz von 1970 entspricht.

Vanguards hat sich wirklich viel Mühe mit dem Morris gegeben, meiner Meinung ist man aber etwas zu kurz gesprungen. Zumindest ein passendes Interieur, Schmutzfänger und andere Reifen hätten aus einem auf den ersten Blick attraktiven ein sehr gutes Modell gemacht. Für rund 38 Euro dürfte man das auch erwarten.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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