Sonntag, 16. September 2018

Das Stehauf-Auto - Aston Martin DB3 Le Mans 1952 von Spark, 1:43

Nachdem Aston Martin bereits ab 1949 mit seinen Sportcoupés recht ansehnliche Erfolge in Le Mans erreichte, wollten David Brown, der Firmenchef und sein Motorsportdirektor John Weyer einen reinrassigen Rennsportwagen konstruieren lassen. Als Triebwerk sollte dennoch der bekannte 2,6-Liter-Sechszylinder verwendet werden, aber der von ERA (English Racing Automobiles) gekommene Chefingenieur Robert Eberan von Eberhorst sollte ein neues Chassis entwickeln. Der Wiener war vor dem 2. Weltkrieg Nachfolger von Ferdinand Porsche bei der Auto Union und für den 3 Liter GP-Wagen Typ D verantwortlich. Bei Aston Martin war er von 1951 bis 1953 tätig, danach wurde er Geschäftsführer für den Entwicklungsbereich bei der Auto Union.

Mit der Entwicklung des DB3 begann man bereits 1951, allerdings gab es in diesem Jahr zu wenig Fortschritt, vor allem waren sich Eberan und Wyer oft nicht einig über die Vorgehensweise. Der Ingenieur wollte alles genau durchrechnen, während der Rennleiter eher die Methode des Testens bevorzugte. So kam der erste Einsatz des neuen DB3 erst Ende des Jahres bei der Tourist Trophy zustande, wo er wegen Ölverlusts und daraus folgendem Lagerschaden nach 27 Runden ausschied.

1952 war der erste Einsatz in Silverstone, wo vier der Aston Martin an den Start gingen und bei einem Ausfall immerhin die Plätze 2-4 und 1-3 in der Klasse belegten. Der Große Preis von Monaco war in diesem Jahr ein Sportwagenrennen, also begab sich ein Konvoi, bestehend aus einer Lagonda Limousine mit dem Ehepaar Wyer und drei DB3 auf eigener Achse ins Fürstentum, damals durchaus ein übliches Vorgehen. Der erste Auftritt mit einem auf 2,9 Liter aufgebohrten Triebwerk endete in einem nahezu kompletten Desaster. Zwei DB3 erlitten Motorschäden, der dritte wurde siebter. Dazu kam noch, dass Reg Parnells Auto in Ste. Dévote zum Stehen kam und noch von zwei Konkurrenten zum Kurzheck verwandelt wurde. Und das alles zwei Wochen vor Le Mans, dem wichtigsten Rennen der Saison. Der erste DB3 wurde inzwischen zum Coupé umgebaut, das Unglücksfahrzeug von Monaco stand bei der bekannten Karosseriefirma Chapron in Paris, DB3/4 und DB3/5 sollten zusammen mit dem Coupé DB3/1 das Team für die 24 h bilden. Dummerweise erlitt die Fahrgestellnummer 4 im Training einen Unfall und war irreparabel. Wyer alarmierte die Chapron-Leute, die dem kaputten Monaco-Auto über Nacht ein neues Heck bauten, allerdings musste man in der Kürze der Zeit improvisieren und so kam DB3/3 zu seinem Stummelheck. Der Fahrzeugtausch nach dem Training war zwar gegen die Regeln, aber die Kommissare nahmen keine Notiz und der damalige Jaguar-Rennleiter Lofty England, der den Braten gerochen hatte, machte gute Miene zum bösen Spiel.

Die 24 Stunden liefen für Aston Martin nicht gut: Bereits nach 10 Runden musste Reg Parnell das Coupé mit Differenzialschaden abstellen, DB3/5 mit Peter Collins und Lance Macklin hatte nach 230 Runden den gleichen Defekt, während das Kurzheck nach 31 Runden mit defekter Wasserpumpe ausschied. Jaguar erging es allerdings nicht besser, auch die C-Types fielen aus, der Sieg ging bekanntlich an Mercedes mit dem neuen 300 SL. Der kurze DB3 brannte übrigens im August in Goodwood total aus, wobei sich unter anderem John Wyer üble Brandwunden zuzog, die ihm einen wochenlangen Klinikaufenthalt bescherten. Über den Winter wurde der Aston Martin aber wieder aufgebaut und verabschiedete sich mit Platz fünf bei der Mille Miglia und Platz 3 in Silverstone, anschließend setzte das Werk ausschließlich den neuen DB3S ein, mit ihm und dem späteren DBR1 kam man letztlich auf die Erfolgsspur, die mit dem Le Mans-Sieg und der Markenweltmeisterschaft 1959 ihren Höhepunkt erreichte.

Spark Models hat bereits beide offenen DB3 von LM 1952 auf den Markt gebracht, wir präsentieren das Kurzheck, das uns eben wegen seiner Geschichte mit vielen Tiefs, aber auch einigen Hochs interessiert. Gegen die Fertigungs- und Ausführungsqualität kann man bei diesem Hersteller selten etwas einwenden, auch an solch einem eher einfachen Modell wird Wert auch auf die kleinsten Details gelegt, wie z.B. die Haubenscharniere und -verschlüsse zeigen. Feine Speichenräder mit vorbildgerechten Bremstrommeln vorne, hinten waren beim Original die Bremsen am Differenzial montiert, tragen allerdings Reifen mit zu niedrigem Querschnitt. 1952 hatte man noch wesentlich höhere Pneus. Und überhaupt vermag der Funke bei dieser Reproduktion nicht so ganz überzuspringen, im Vergleich mit Fotos wirkt der DB3 zu flach und zu breit. Messungen bestätigen das leider, sowohl die Spurweite als auch die Karosseriebreite sind etwas zu üppig. Mag sein, dass durch das kurze Heck diese Abweichungen noch mehr stören, aber etwas enttäuscht sind wir schon. Immerhin dürfte dieser DB3 der einzige Aston Martin mit (zumindest teilweise) Chapron-Aufbau sein!

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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