Samstag, 18. August 2018

Damenwahl - Autobianchi A112 Abarth Rallye Monte Carlo 1977 von Spark, 1:43

Die Marke Autobianchi entstand 1954, als ein Konsortium, bestehend aus Fiat, Pirelli und der Gründerfamilie die Traditionsmarke Bianchi, die bereits vor 1900 ihr erstes Motorfahrzeug präsentierte, neu aufstellte. Die bereits seit Kriegsende wieder produzierten LKW gab es noch bis 1968, aber bereits 1957 präsentierte man den ersten Personenwagen der neuen Marke, die Bianchina, einen Kleinwagen auf Basis des neuen Fiat 500. Anfangs als kleine Cabriolimousine angeboten, kamen später ein Kombi, ein Viersitzer, ein Vollcabrio und sogar ein Lieferwagen dazu. Nachdem 1958 die Familie Bianchi und 10 Jahre später Pirelli ausstiegen, wurde Autobianchi eine 100-prozentige Fiat-Tochter. Aber bereits Anfang der 60er Jahre nutzte die große Mutter aus Turin die kleine Tochter in Mailand als Experimentierlabor. Erstes Ergebnis war die Primula, ein von Dante Giacosa konstruiertes Fahrzeug der unteren Mittelklasse mit Quermotor, Frontantrieb sowie Kombiheck mit großer Klappe. Im Jahre 1964 war man damit seiner Zeit voraus, allerdings war Autobianchi damals nicht so stark verbreitet, außer auf dem Heimatmarkt ließ sich das Auto noch in Frankreich befriedigend absetzen. In Deutschland blieb es als NSU/Fiat Primula eine Randerscheinung, die Zeit für kompakte Fahrzeuge mit Heckklappe kam hier erst später. Inzwischen war man auch bei Fiat vom Frontantrieb überzeugt, der Fiat 128 war das erste Volumenmodell der Turiner mit dieser Technik. Bei Autobianchi gab es gleich zwei Neuheiten: Die kompakte Mittelklasselimousine A 111 sowie den Mini A 112, beide natürlich mit Quermotor und Frontantrieb. Während der A 111 ein Schattendasein führte und bereits 1972 wieder aus dem Verkaufsprogramm verschwand, wurde der kleine A 112 ein Erfolgsmodell, von dem immerhin bis 1982 rund 1,3 Millionen Stück gefertigt wurden, die letzten wurden übrigens auf den Exportmärkten als Lancia verkauft, das war der Anfang vom Ende der Marke.

Neben dem Basismodell mit dem modifizierten Triebwerk aus dem Fiat 850 Sport und 44 PS erschien 1971 die Sportversion namens A 112 Abarth, die mit 982 ccm, 58 PS und Ausstattungsmerkmalen wie Zusatzinstrumenten, Lederlenkrad, Sportfelgen, mattschwarzer Haube und einer Abarth-Auspuffanlage flott daherkam. Vier Jahre später wurde dann der Höhepunkt erreicht, der A 112 Abarth 70 HP mit 1.050 ccm war 160 km/h schnell und zeichnete sich durch Gokart-ähnliche Fahreigenschaften aus. Natürlich bildeten die Abarths eine tolle Basis für den Motorsport, viele Amateure bestritten mit den mehr oder weniger modifizierten Kraftzwergen Rundstrecken- oder Bergrennnen, Slaloms oder Rallyes. In Frankreich war für den Import von Autobianchi und Lancia André Chardonnet zuständig, der den A 112 in seiner Heimat zum Erfolgsmodell machte. Der bereits 1960 mit einem Citroen DS bei der Rallye Monte Carlo gestartete Chardonnet war immer stark am Rallyesport interessiert und so entstand ein eigener Rennstall, der anfangs vor allem durch die Einsätze eines Lancia Stratos mit Bernard Darniche bekannt wurde. 1976 begründete man den Coupe Autobianchi, so nahmen bei der Monte 11 (!) A 112 Abarth des Teams teil. Ein zusätzlicher Werbegag war die Besetzung der Autos, alleine fünf von ihnen waren Damenteams, die kleinen Renner waren im rot/weiß/rosanen Aseptogyl-Outfit unterwegs. Immerhin belegten die besten A 112 die Plätze 22 bis 25. Michèle Mouton war in diesem Jahr noch auf Alpine Renault unterwegs und holte den Coupe des Dames und Gesamtrang 11. Im Folgejahr waren nur vier Chardonnet-Autobianchi am Start, aber noch 1985 gewann ein A 112 von Chardonnet die Damenwertung mit der Besetzung De Fresquet/ Valette.

Zurück zu 1977 und zum Vorbild des Spark-Modells. Die Monte war in diesem Jahr nicht besonders stark besetzt, lediglich der Fiat-Konzern hatte gleich drei Eisen im Feuer: Den Sieger der Vorjahre Sandro Munari auf einem Stratos, die neuen 131 Rally und überraschend starke Seat aus Spanien. Der Stratos-Pilot setzte sich ein drittes Mal durch, begünstigt durch die Ausfälle einiger starker Konkurrenten und etwas Stallregie, die den wütenden Jean-Claude Andruet auf dem schnellsten Fiat bremste. Auf den Folgeplätzen landeten überraschend zwei Seat, Abkömmlinge des Fiat 131-Vorgängers 124.

Michèle Mouton, die Pilotin des Vorbildautos, begann ihre Rallyekarriere bereits im Alter von 20 Jahren als Copilotin, aber bereits im Folgejahr 1973 kaufte ihr Vater eine Alpine A 110, mit der sie einen tollen Start hinlegte. Ab 1975 fuhr sie mit Francoise Conconi und gewann im gleichen Jahr die Damenwertung der Rallye-EM. Weitere Erfolge führten ab 1977 zu einem Angebot von Fiat France, wo sie große Erfolge auf Lancia Stratos und Fiat 131 Rally feierte, unter anderem mit Siegen bei der Tour de France und der Lyon-Charbonnières. Ihr erster Einsatz für den Fiat-Konzern war aber die Rallye Monte Carlo 1977 auf dem Autobianchi A 112, mit dem sie zusammen mit Conconi Platz 24 belegte. Nebenbei nahm sie noch mit einem Almeras-Porsche Carrera an der Tour de France teil und belegte Platz 2, auch dieses Auto gibt es aktuell bei Spark. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Ab 1981 bei Audi, erste Gesamtsiegerin bei einer WM-Rallye, fast Weltmeister 1982 und Abschied aus dem aktiven Rallyesport mit dem Ende der Gruppe B und Sieg bei der Deutschen Rallyemeisterschaft auf Peugeot 205.

Dass Spark auch Rallyeautos kann, beweisen zum Beispiel die aktuellen Toyota Yaris mit ihrer filigranen Detaillierung. Aber auch der kleine Autobianchi ist ein tolles Modell geworden. Die metallicblaue Lackierung mit den mattschwarzen Absetzungen und der Beklebung sind auf hohem Niveau, die Scheibenrahmen und die Fenstereinsätze passen sehr gut, absolut sauber die Chromstreifen in den Stoßfängern. Die Front gefällt mit den Zusatzscheinwerfern, dem geprägten Nummernschild und dem feinen Kühlergrill hinter der Startnummerntafel. Ein feines Cockpit mit unterschiedlichen Sitzen, vorbildgerechte Räder und der Abarth-Auspuff komplettieren eine wirklich feine Miniatur. Das i-Tüpfelchen stellt die Antenne auf dem Dach dar, diese schwarzen Elektronik-Antennen z.B. von Hirschmann waren damals der letzte Schrei, auch der Autor montierte sie auf dem hinteren Kotflügel seines Lancia Fulvia Coupé . . .

Unser Fotomuster kommt von Raceland, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.