Montag, 16. Juli 2018

Nummer 19 - BMW M6 GTLM Artcar John Baldessari von Kyosho, 1:18

Seit 1975 verbindet die BMW Art Car Collection zeitgenössische Kunst mit dem Automobil. Entstanden aus der Idee des französischen Rennfahrers und Kunstauktionators Hervé Poulain stieß das Konzept eines von einem Künstler gestalteten Rennwagens bei BMW auf offene Türen und man stellte Poulain extra einen 3,0 CSL für die 24 Stunden von Le Mans zur Verfügung, den er vom befreundeten amerikanischen Bildhauer Alexander Calder bemalen ließ. Auch wenn der Wagen die 24 Stunden letztendlich nach nur 73 Runden durch technischen Defekt ausfiel, so war der Werbeeffekt gewaltig. Der bunt dekorierte Rennwagen sorgte für Aufsehen, wie auch die Tatsache, dass ein weltweit renommierter Künstler wie Calder eine solche Aktion mitgemacht hatte. So nahm die Art Car Serie ihren Anfang und auf Calder folgten weitere Schwergewichte der Kunstwelt. Frank Stella, Roy Lichtenstein, Andy Warhol, Ernst Fuchs, Robert Rauschenberg... es war und ist für die Künstler immer eine Ehre, für die Gestaltung eines Art Cars ausgewählt worden zu sein.

Diese Auswahl der Künstler erfolgt durch eine Jury aus internationalen Kunstexpertinnen und -experten. Für die bislang letzten beiden Art Cars saßen u.A. Richard Armstrong, der Direktor des Guggenheim Museums New York, Chris Dercon, seinerzeit noch Leiter der Tate Modern in London, Gabriele Horn, die Direktorin der Berliner Biennale und Hans-Ulrich Obrist, der Direktor der Serpentine Gallery London in dieser Jury. Sie wählten die Künstler für die Art Cars 18 und 19 aus, die gegensätzlicher nicht sein konnten. Der US-Amerikaner John Baldessari, heute 87 Jahre alt, und die 29-jährige chinesische Künstlerin Cao Fei zeichnen für die neuesten Exemplare der Kollektion verantwortlich. Im Pressematerial von BMW wird Baldessari als "Legende der US-Konzeptkunst" bezeichnet, seine lange Karriere begann zunächst mit der Malerei, bis er 1970 einen drastischen Schnitt machte und sämtliche entstanden Bilder im Rahmen seines Kunstwerkes "The Cremation Project" verbrannte. Er wählte danach neue Wege und kombinierte z.B. Fotos mit Text, meist in starken Gegensätzen. Neue Gemälde bedienen sich der Technik des "Pointing", wobei klare Zeichen dem Betrachter nicht nur vermitteln, wohin er schauen soll, sondern auch, wie er wichtige Elemente im Bild auswählt und sie in ihrer Bedeutung vergleichen kann. Bekannt wurden auch die Fotos und Gemälde, in denen er die Gesichter von Personen mit farbigen Punkten überdeckte.

Baldessari ist ein klassischer Minimalist, er benutzt klare, kräftige Farben. Er arbeitet gerne mit dem Gegensatz zwischen drei- und zweidimensionaler Form, auch hier arbeitet er oft mit Fotos. Er ist aber nicht nur als Künstler tätig sondern begann schon frühzeitig auch damit, Kunst zu lehren. Bis 2008 war er an verschiedenen Universitäten und Schulen als Dozent tätig und hatte auch so großen Einfluß auf die kalifornische Kunstszene. Dennoch ist sein Werk nicht gerade leicht zugänglich und erklärt sich selten auf den ersten Blick. Baldessari ist niemand, dessen Schaffen der Traum jeder Marketingabteilung wäre, in seiner Wahl als Art Car-Künstler beweist BMW einmal mehr, dass bei den Art Cars eben die "Art" - die Kunst - im Vordergrund steht und das Auto letztlich die Leinwand bietet. Baldessaris Art Car auf Basis eines BMW M6 GTLM wurde im Rahmen der "Art Basel Miami Beach" am 30. November 2016 seine Weltpremiere und sorgte quasi sofort für Diskussionen, denn - wie nicht anders zu erwarten - der Künstler präsentierte in der Gestaltung seines Art Cars quasi eine Art "Best Of" seines Schaffens. Wir finden die berühmten bunten Punkte an Front und auf dem Dach. Ein gelber Streifen führt über die Haube nach hinten, der Heckspoiler ist in kräftigem Blau gehalten, die Seiten greifen das Gelb auf. Seitlich trägt das Auto ein Foto des Autos - Baldessari spielt hier mit dem Gegensatz von Drei- und Zweidimensionalität, vielleicht auch eine Erinnerung an ein frühes rein textliches Werk, das behauptete, eine zweidimensionale Fläche ohne Bewegung sei ein totes Erlebnis. Auf der anderen Seite wird eben diese rein textliche Phase seines Schaffens aufgegriffen, wenn in klaren, streng grafischen schwarzen Buchstaben das Wort "FAST" auf die Karosserie gemalt wurde. Geschwindigkeit wird hier greifbar - aber in denkbar abstraktester Form, eben nicht in plakativem Spektakel, wie bei Koons. Baldessari bezeichnet das Auto als einen "typischen Baldessari" und angesichts seines Werkes kann man dies wohl nur bestätigen. Was uns der Künstler damit sagen will? Wir wissen es nicht, aber wie in allen seinen Werken lädt er den Betrachter dazu ein, sich sein eigenes Bild zu schaffen. Was sollen die Punkte? Was betonen sie? Sind der große rote Punkt und der gelbe Streifen klassische Beispiele für Pointing? Ja, hier geht es nicht um hübsche Bilder für's Marketing, hier geht es tatsächlich um Kunst - und die ist nicht immer einfach.

Baldessaris Art Car wurde bei den 24 Stunden von Daytona 2017 an den Start gebracht und belegte nach einem schwierigen Rennen den achten Platz in der GTLM-Klasse. Bill Auberlen, Alexander Sims, Augusto Farfus und Bruno Spengler pilotierten das Kunstwerk. Wie alle Art Cars (außer der Eis-Skulptur des Dänen Olafur Eliasson aus dem Jahr 2007) wurde auch dieses im Rahmen der BMW Art Car Collection im Maßstab 1:18 als Modell umgesetzt. Die Basis kommt von Kyosho, die künstlerische Gestaltung wurde bislang immer bei Minichamps ergänzt und ich vermute mal, dass die Aachener auch hier wieder verantwortlich waren. Wie alle Modelle kommt auch der Baldessari-M6 in einer gewaltigen und hochwertigen Einzelvitrine zum Sammler. Das Basismodell verfügt über keine beweglichen Teile, Motor und Cockpit bleiben verschlossen und im Gegensatz zum zu erwartenden Renn-M6 von Minichamps sind beim Kyosho-Modell leider die Vorderräder nicht lenkbar.

Die künstlerischen Elemente sind gekonnt platziert, wie nicht anders zu erwarten. Der Innenraum ist schwer einzusehen und bietet auch nicht sonderlich viele Details. Außen macht der M6 hingegen eine gute Figur, die Scheinwerfer vorne und hinten sind gelungen, die feinen Gitter an der Front und an den seitlichen Luftauslässen wissen zu gefallen - wie auch die rundum ausgezeichnete Verarbeitung. Die Felgen sind korrekt proportioniert, dahinter sitzen ordentlich gestaltete Bremsen. Das umstrittene Kunstwerk von John Baldessari ist routiniert miniaturisiert worden und komplettiert die Reihe der BMW Art Cars in gelungener Weise.

Text und Fotos: Georg Hämel

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