Sonntag, 3. Juni 2018

Kurzes Rennen - Heftiger Abflug: Austin Healey 100 Carrera Panamericana 1954 von Spark, 1:43

Zu diesem Modell und seinem Vorbild gäbe es viele Geschichten zu erzählen. Einmal die des verrückten Straßenrennens quer durch Mexiko, dann die von Donald Healey, dem Schöpfer dieses Sportwagens und schließlich die des Fahrers Carroll Shelby, der später vor allem durch die Cobra berühmt wurde.

Kurz zum Rennen, im März 1949 verkündeten die Mexican Highway Asso., die Association Mexicana de Caminos und zwei lokale Automobilklubs, dass zur Feier der Fertigstellung des mexikanischen Teils des Panamerican Highways ein Straßenrennen stattfinden sollte. Von Ciudad Juarez nahe der texanischen Grenze sollte es in sechs Tagen und neun Etappen über 3.346 km nach El Otocal an der Grenze zu Guatemala gehen. Das erste Rennen wurde am 5. Mai 1950 gestartet, aufgrund der Zulassungsbestimmungen waren unter den 126 Startern nur sechs europäische Fahrzeuge, darunter zwei Alfa Romeo, die auf Platz 4 und 9 endeten, Sieger wurde der auch als Stock-Car-Pilot bekannte Herschel McGriff mit seinem Copiloten Ray Elliott auf einem praktisch serienmäßigen Oldsmobile 88. Im darauffolgenden Jahr kamen die Europäer aufgrund des neuen Reglements, das auch Sportwagen erlaubte, massiver an den Start und am Ziel belegten zwei Ferrari 212 die ersten Plätze. Die Strecke war übrigens auf 3.109 km verkürzt. 1952 kam der berühmte Auftritt von Mercedes, der Geierunfall der späteren Sieger Kling/Klenk dürfte jedem Rennsportfan ein Begriff sein, auch der zweite Platz auf der wieder auf 3.369 km verlängerten Strecke ging an die Stuttgarter, dritter wurde ein Ferrari unter Luigi Chinetti. Dann war Lancia an der Reihe, Fangio gewann mit dem D24 auf wieder verkürztem Kurs vor zwei Markenkollegen. Die letzte Carrera war dann wieder eine Ferrari-Angelegenheit, Maglioli auf einem 375+ mit 4,9-Liter Zwölfzylinder holte sich den Sieg mit Rekorddurchschnittsgeschwindigkeit von 173,7 km/h. In diesen fünf Jahren kamne mehr als 20 Fahrer und Zuschauer ums Leben, es war schier unmöglich, rund 2.000 Meilen Highway mit über einer Million Zuschauern zu sichern. So starb auch dieses Straßenrennen, das eher den Charakter einer Hochgeschwindigkeitsrallye hatte. Seit 2006 gibt es eine Reedition als historischen Event.

Der Austin Healey 100 gehört zu den populärsten britischen Sportwagen der 50er Jahre. 1952 als Healey 100 auf der London Motorshow präsentiert, übernahm die British Motor Corporation das Konzept von Donald Healey für die Serienproduktion. Aber auch sportlich war man aktiv, unter anderem mit zwei Werkswagen für die Carrera Panamericana 1954, in Le Mans 1955 war man dabei, leider war eines der Autos ein Mitauslöser für die dortige Katastrophe.

Fahrer eines der Werksautos für die Carrera war Carroll Shelby, der in den 50er Jahren eine ansehnliche Karriere als Sportwagenpilot vorzuweisen hatte. Erste Erfahrungen auf MG TC und Allard-Cadillac (wo er das erste Mal die Kombination aus britischem Chassis und US-Power erlebte), brachten ihm Werkseinsätze für Aston Martin und eben BMC ein. Auch bei den Rekordfahrten für Austin-Healey 1954 war er beteiligt und zwischendurch sah man ihn auch im Cockpit privater Ferraris. Sein größter Erfolg als Fahrer war der Sieg bei den 24h von Le Mans 1959 zusammen mit Roy Salvadori auf einem Aston Martin DBR1/300. Wenige Versuche in der Formel 1 blieben hingegen erfolglos. Der 1923 geborene Shelby litt an einem angeborenen Herzfehler, eine 1960 diagnostizierte Angina Pectoris führte zum Karriereende als Fahrer, seine Karriere als Teamchef, Tuner usw. soll hier ausgespart werden, das würde zu weit führen. Am 10. Mai 2012 endete der Lebensweg des großen Texaners, das Herz wollte nicht mehr.

Die Carrera Panamericana 1954 war für Shelby ein relativ kurzes Abenteuer. Die erste Etappe beendete er noch als achtbarer Sechster unter den ganzen Ferrari, Jaguar, Pegaso und einigen Specials. Aber bereits am zweiten Tag erwischte es den Healey-Piloten südlich von Puebla, was zu einem demolierten Rennauto und zu einem gebrochenen Arm führte. Die schmerzhafte Wartezeit von sechs bis sieben Stunden auf medizinische Versorgung überbrückte Carroll Shelby mit Hilfe von Bier und Tequila, die ihm von amerikanischen und mexikanischen Zuschauern angeboten wurden. Als die Rettung nahte, hatte er eigenen Aussagen zufolge mächtig Schlagseite!

Die Carrera-Variante ist nicht Sparks erster Austin Healey, interessant auch wieder die Berücksichtigung kleinster Details und die Weiterentwicklung der Modelle. Verglichen mit Lance Macklins Le Mans-Auto von 1955 hat der Carrera-Healey ein wesentlich feineres Lenkrad und vorbildgerechtere, schmälere Reifen. Die Grundform ist stimmig, die feine Ausführung macht Freude. Kühlergrill, plastische Startnummertafeln an Front und Heck, der feine Riemen über der Motorhaube, Sitz und Cockpitabdeckung mit schönem Faltenwurf. Die Lackierung und die Dekoration entsprechen den wenigen auffindbaren Originalfotos, lediglich bei den weiß lackierten Speichenrädern habe ich meine Zweifel, ich denke eher, dass sie alusilber gehörten.

Diese Modelle von der Carrera Panamericana sind willkommene Farbtupfer für die Sammlung und gehören zu den ganz frühen Vertretern von Werbung am Rennwagen. Wir hoffen, dass Spark dieses Thema weiterverfolgt, demnächst soll ja schon einmal die Lancia Aurelia ausgeliefert werden. Die Siegerautos gab es, abgesehen vom Mercedes 300 SL, in hoher Qualität bisher nur aus der Kleinserie.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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