Sonntag, 1. April 2018

Italienisches Osterei - Fiat 750 Panoramica Zagato von Autocult, 1:43

Mit dem 1936 präsentierten und als Topolino populär gewordenen Fiat 500 lieferte der Turiner Hersteller seinen ersten Beitrag zur Volksmotorisierung. Ein Zweisitzer konventioneller Bauart mit Frontmotor, Hinterradantrieb und Rahmenkonstruktion, dessen kleiner wassergekühlter Vierzylinder mit nur zwei Kurbelwellenlagern und stehenden Ventilen nicht gerade sportliche Gene aufwies. Dennoch gab es in Italien bereits vor Carlo Abarth begnadete Tuner, die aus den Serientriebwerken wahre Rennmaschinchen zauberten. So konstruierten Siata und das Casa dell'Auto bereits Zylinderköpfe mit hängenden Ventilen, die Kurbelwelle bekam ein drittes Lager in der Mitte, zwei Vergaser von Solex oder Weber sorgten für die Gemischaufbereitung und auch das Getriebe und der Achsantrieb wurden modifiziert. Größere Bohrung und Hub brachten zwischen 730 und 742 ccm, was genau für die damals gültige Klasse bis 750 ccm passte.

Natürlich bemühten sich viele mehr oder weniger begabte Carrozzieri, diesen kleinen Sport- bzw. Rennautos passende Aufbauten zu verpassen, meist offene Spider oder Barchette. Zagato, bereits aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg vor allem durch seine sportlichen Kreationen auf Alfa Romeo-Chassis berühmt, entwickelte jedoch 1949 eine kleine Berlinetta auf der Basis des 500 B, die auch Scansina genannt wurde. Die neue Karosserielinie bezeichnete man als „Panoramica“, da man Wert auf große Fensterflächen legte. Nur durch die Verwendung von Plexiglas ließen sich diese weit ins Dach gewölbten Front- und Seitenscheiben realisieren, der Aufbau war, wie damals üblich, aus Alublechen geformt. Speziell beim kleinen 500 wirkte das Ganze etwas voluminös und sehr rund, was dem Auto den Spitznamen „uovo di pasqua“, also Osterei, eintrug. Auch auf größeren Fahrgestellen entstanden Panoramica-Aufbauten, ob Alfa Romeo, Maserati, Ferrari, da wirkte die Linie schon eleganter und gestreckter. Dennoch wurden vom kleinen Fiat ca. 10 Exemplare gefertigt, die meist mit einem getunten Triebwerk ausgerüstet wurden. Damit betraut wurde Piero Facetti, der Vater des später vor allem als Alfa Romeo-und Lancia-Piloten bekannten Carlo Facetti. Der Mailänder Tuner nahm das Triebwerk des ab 1949 gebauten Fiat 500 C, eine Kurbelwelle von Violini mit dem dritten Lager und ein Leichtmetallzylinderkopf mit einer Zweivergaseranlage von Nardi brachten 28 PS statt 16,5 aus der Serie, damit konnte man 125 bis 135 Km/h erreichen und in der 750-ccm-Klasse mithalten. Der vorne im Motorraum installierte Kraftstofftantank wurde ins Heck versetzt und hatte mit 45 Litern einen wesentlich größeren Inhalt.

1951 entwickelte Zagato die kleine Berlinetta weiter, die Panoramascheiben verschwanden, das Auto wurde als Fiat Zagato 750 M. M. in der Gruppe der Seriensportwagen homologiert und feierte immense Erfolge, unter anderem zwei italienische Meisterschaften mit Elio Zagato, dem Sohn des Firmengründers, am Steuer. Aber das war nicht das Vorbild des von Autocult produzierten Modells.

Mindestens zwei der kleinen Zagato-Fiats existieren noch, einer in Japan und das Vorbild des 1:43-Modells in den USA. Dieses Auto ist mit Speichenrädern ausgerüstet, ein damals eher unübliches Accessoire, die meisten Fiats fuhren auch im Rennen auf den Serienscheibenrädern mit dem sehr schmalen Format 4,25 x 15, lediglich die Radkappen wurden weggelassen. Aber zumindest eine vorliegende historische Aufnahme zeigt die Berlinetta mit Speichenrädern und der Startnummer164.

Autocult ist den sichereren und bequemen Weg gegangen, das in den USA existierende Auto nachzubilden, hatte doch jeder damals produzierte Panoramica unterschiedliche Details und historisches Fotomaterial ist schwer aufzutreiben. Deshalb ist das Modell grau und besitzt Speichenräder. Die Detaillierung entspricht genau dem restaurierten Fahrzeug, was an den kleinen zusätzlichen Blinkern erkennbar ist. Die Gesamtqualität ist, wie von Autocult gewohnt, gut, vor allem das Kühlergitter mit dem dahinter liegenden Zagato-Z sieht sehr schön aus. Die Innenausstattung ist liebevoll reproduziert, die filigranen Lüftungsdüsen hinter der Windschutzscheibe verdienen Beachtung. Am Unterboden findet man die rechts vor dem Hinterrad mündende Auspuffanlage.

Allerdings haben wir auch etwas Grund zur Kritik: Das eigentlich sehr schöne Zagato-Logo auf der Motorhaube ist etwas groß geraten und die zwei kleinen Portholes in den Vorderkotflügeln werden von der zu dicken Zierleiste, in die beim echten Auto der Türgriff integriert ist, fast bedeckt. Entscheidender ist allerdings, dass die Seitenscheiben noch höher und mehr ins Dach gewölbt sein müssten. Erst dann wäre die Panoramica-Linie perfekt getroffen. Ob das eine Fehlinterpretation ist oder man Angst hatte, die Scheiben produktionstechnisch so hinzubekommen, können wir nicht beurteilen. Jedenfalls bleibt das Fazit, dass Autocult diesmal ein hübsches, aber nicht perfektes Modell auf die zierlichen Speichenräder gestellt hat.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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