Donnerstag, 2. November 2017

El Tigre, der gelb/schwarze Streifenwagen - Porsche Carrera 6 Sebring 1967 von Spark, 1:43

Die Saison 1966 brachte ein neues Reglement, Sportwagen der Gruppe 4 mussten innerhalb von 12 Monaten in 50 Exemplaren hergestellt werden. Bei Porsche nahm man den bereits in einigen 904/6 verwendeten Sechszylinder zusammen mit Fahrwerkskomponenten dieses Modells und baute einen Gitterrohrrahmen und eine extrem flache und leichte Karrosserie, 50 Stück ließen sich auch von einem reinen Rennwagen verkaufen, man musste keine Rücksicht auf eventuelle Straßentauglichkeit nehmen. Mit 580 kg Trockengewicht, breiteren Reifen und niedrigem Schwerpunkt war der 906 ein gut liegender Rennwagen. Als Kunde musste man 45.000,- DM in die Hand nehmen, dafür bekam man ein konkurrenzfähiges Fahrzeug. Für Gesamtsiege bei den großen Rennen langte es normalerweise nicht, aber je mehr von den großen Prototypen ausfielen, desto weiter vorne landeten die Carrera 6. Und auf der kurvigen Madonie-Rennstrecke der Targa Florio errangen Herbert Müller und Willi Mairesse sogar den Gesamtsieg! 1967 fertigte Porsche noch einige weitere Fahrzeuge. 906 158 war eines davon, auffällig war die Verwendung der langen Schnauze der vorjährigen Le Mans-Autos mit dem Langheck. Ausserdem wurde der Sechszylinder-Boxer mit einer Benzineinspritzung versehen. 906 158 wurde am 4. januar 1967 an den amerikanischen Rennfahrer Ed Hugus ausgeliefert, ob die auffällige Lackierung bereits im Werk oder in den USA aufgebracht wurde, lässt sich nicht mehr ermitteln. Auf jeden Fall erfüllte das gelb-schwarze Streifenmuster seinen Zweck, trotz Ausfalls mit Motorschaden war der Carrera 6 das auffälligste Auto. Ed Hugus verkaufte den Porsche anschließend an den Venezolaner Armando Capriles, der damit vier Sechsstundenrennen in Lima, Bogota, Quito und Caracas gewinnen konnte, das Auto aber in Sebring 1968 ausgiebig deformierte. Die Porsche-Werksreparatur setzte den Carrera 6 wieder zusammen, dabei verlor er sein Tigerkostüm und die lange Nase, in Sebring 1969 sprang immerhin noch ein 11. Gesamtrang heraus, bevor der Porsche zuerst an einen Peruaner und dann an einen Amerikaner aus Florida weiterverkauft wurde. 2004 erfolgte schließlich eine Restaurierung bei Gunnar Racing, seitdem ist der Carrera 6 rot mit einem breiten weißen Längsstreifen und hat wieder seine lange Schnauze. 2012 wurde der 906 158 beim Concours d'Elegance in Amelia Island präsentiert.

Die grundsätzlichen Qualitäten von Sparks Carrera 6 stehen ausser Zweifel, Grundform, Details, Räder, Cockpit, da gibt es nichts zu meckern. Schön die getönte Heckscheibe mit den ausgeschnittenen Luftschlitzen, aber auch die Darstellung der Klappfenster in den Türscheiben. Das gelb-schwarze Streifendekor ist als Gesamtdecal gestaltet und bei unserem Muster faltenfrei aufgebracht. Der Rest der Beklebung weist leider zwei Fehler auf: Erstens sollte hinten links auf dem schwarzen Feld ein Stern sein, nicht die Startnummer 42, ausserdem war beim Rennen zwischen linkem Vorderrad und Türe ein weißer Aufkleber mit den Fahrernahmen angebracht, schon eigenartig, dass man eines der besten und leicht zugänglichen Fotos nicht beachtet hat. Kurioserweise zeigt das 2015 von Carrera präsentierte 1:24-Slotcar die gleichen Fehler. Unter Spezialisten gibt es die Diskussion, ob das Heckblech nicht blau mit den gelben Streifen sein müsste. Inzwischen haben wir weitere Informationen bekommen, tatsächlich war der Carrera 6 dunkelblau, das Streifendesign wurde mit den damals völlig neuen 3M-Folien aufgebracht. Dabei blieben das Heckblech und das Dreieck auf der Front blau. Vielen Dank an unseren Leser Bernd S. für die Recherche und die Befragung eines Zeitzeugen in den USA!

Wieder einmal eine schöne Reproduktion eines spektakulären Rennautos von Spark, es ist ja fast beängstigend, in welcher Frequenz dieser Hersteller Neuheiten auf den Markt bringt, erfreulich, dass die Qualität meist sehr hoch ist und die Preise nach wie vor auf einem vernünftigen Level bleiben. Dennoch würden wir uns mehr Sorgfalt bei der Recherche wünschen, solche vermeidbaren Fehler trüben den Gesamteindruck.

Unser Besprechungsmuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel, vielen Dank an unseren Leser Christian W. für einige wertvolle Recherchetipps.

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