Samstag, 13. Januar 2018
Die Göttin - Citroen DS19 von Norev, 1:18
Der Begriff "Designikone" wird heutzutage inflationär benutzt, aber bei kaum einem Automobil ist er so angebracht, wie bei Citroens DS. Bei der Premiere auf dem Pariser Automobilsalon 1955 sorgte das erste Exemplar für Erstaunen und Begeisterung. Die Legende behauptet, in den ersten 15 Minuten nach der Vorstellung wären bereits über 700 Bestellungen getätigt worden und am Ende des ersten Messetages hätte Citroen 12.000 DS verkauft. Es gibt berechtigte Zweifel, ob dese Geschichten so stimmen, aber fest steht zweifellos, dass die DS die Automobilwelt auf den Kopf stellte. Neben der Kreation des italienischen Bildhauers und Designers Flaminio Bertoni und des Luftfahrtingenieurs André Levèbvre sahen ausnahmslos alle zeitgenössischen Automobile alt aus. Und bei der fabelhaften Karosserielinie hörten die Innovationen nicht auf, unter dem Blech gab es ein Fahrwerk, das seinesgleichen suchte. Dafür war insbesondere die von Paul Magès entwickelte hydropneumatische Federung verantwortlich, die ein unerreicht sanftes Fahrgefühl ermöglichte. In einer DS schwebte man wie auf Wolken und bis heute zehrt Citroen von der Innovationskraft dieses einzigartigen Automobils.
Die DS war ihrer Zeit weit voraus und daher wirkte sie während ihrer gesamten Bauzeit nie wirklich alt. 1967 gab es ein größeres Facelift, bei dem die serienmäßig Doppelscheinwerfer erhielt, die hinter einem Abdeckglas saßen. Besonders bemerkenswert waren dabei natürlich die inneren Scheinwerfer, die bei Kurvenfahrt je nach Lenkeinschlag mitlenken konnten. Über die Jahre wurden auch verschiedene Karosserievarianten eingeführt, so gab es ein Cabriolet und einen Kombi mit riesigem Laderaum. Bekannt sind natürlich auch die Coupé, Cabrio und Limousinenvariantem, die bei Henri Chapron entstanden. Bis 1975 wurde die DS in ihren verschiedenen Varianten produziert, insgesamt entstanden 1.455.746 Exemplare. Für Citroen war aber letztendlich der Imagegewinn durch dieses avantgardistische Automobil entscheidender. So revolutionär und futuristisch Technik und Design 1955 waren, außer bei Citroen hinterließ die DS in Gestaltung und Technik in der Automobilindustrie keine Spuren. Bis heute ist die DS ungewöhnlich und zweifelsfrei ein Meilenstein der Automobilhistorie.
Natürlich hat die DS auch in der Modellautowelt Eindruck hinterlassen. Norev und Dínky Toys waren unter den ersten Anbietern, die seinerzeit den spektakulären Citroen im Programm hatten und bis heute hat kaum ein Modellhersteller nicht eine der DS-Variationen zumindestens zeitweise im Programm gehabt. Im Maßstab 1:18 gibt es ein sehr schönes Modell der facegelifteten DS, des Kombis und verschiedene Chapron-Sonderkarosserien bei Norev , daneben bietet Sunstar ein fein detailliertes Cabriolet an und die facegeliftete DS steht demnächst auch von Solido im Handel. Díe Urversion der DS gab es vor vielen Jahren aus dem Hause Solido als 1:18-Modell, das ein höhenverstellbares Fahrwerk aber leider auch schlecht sitzende öffnende Vordertüren mit massiven Spaltmaßen zu bieten hatte. Zeitweise gab es das Modell nach der Solido-Formenübernahme im Norev-"Jet Car"-Billigprogramm, aber ein wirklich schönes Modell der (von mir sehr geschätzten) frühen DS war in 1:18 bislang Mangelware. Im vergangenen Jahr hat Norev diese Marktlücke endlich geschlossen. Als erste Variante stellten die Franzosen dann auch die erste öffentlich gezeigte DS als Modell vor, genau jenes Auto wurde achtzehnfach verkleinert, das am 5. Oktober 1955 auf dem Pariser Salon stand. Die Karosserie ist champagnerfarben gehalten, das Dach (im Vorbild auch aus Kunststoff gefertigt) trägt den Farbton "Aubergine" - ein dunkler Ton zwischen Blau und Violett. Wunderbar!
Wie das Vorbild trägt die Norev-DS Weißwandreifen unter der wohlproportionieren Karosserie. Das Norev-Modell hat keine beweglichen Teile (außer natürlich den Rädern), dafür sind hier aber natürlich keine großen Spaltmaße zu finden, die am Modell die fließenden Formen stören können. Den Innenraum kann man durch die großen Fensterflächen natürlich trotzdem einsehen, da gibt es das typische Einspeichenlenkrad, den querliegenden Tacho und verschiedene Bedienelemente. Die Türinnenseiten sind mehrfarbig ausgeführt und Fensterkurbeln und Türgriffe sind als Chromteile einzeln eingesetzt. Die Scheinwerfer vorne haben viel Tiefe, hinten gibt es schöne Rückleuchten. Die kombinierten Bremsleuchten und Blinker sind vorbildgerecht oben am Dach zu finden. Rundum gibt es gut verarbeitete Chromteile, die flächigen Radabdeckungen tragen am Rand feine auberginefarbene Linien. Die Verarbeitung meines Modelles bietet keinerlei Anlass zu Kritik. Dieses Norev-Modell der ersten Citroen DS ist für mích die Erfüllung eines langgehegten Modellwunsches und ist rundum gelungen. Für unter 60 EUR setzen die Franzosen hier einem Stück Automobilgeschichte ein überzeugendes Denkmal!
Text und Fotos: Georg Hämel