Montag, 26. Dezember 2016
Zu teuer für den Markt - Gutbrod Superior Sport Roadster Wendler 1951 von Autocult, 1:43
Der Gutbrod Superior gehörte sicherlich zu den besseren Kleinwagenprojekten, die in den 50er Jahren wie Pilze aus dem Boden schossen, um die langsam etwas wohlhabendere Bevölkerung von Motorrad und Roller in vierrädrige Gefährte zu bringen. Doch die Konkurrenz durch den VW Käfer als „richtiges“ Auto, die wachsenden Ansprüche der Käufer und die oft mangelhafte finanzielle Ausstattung der Kleinwagenproduzenten führten dazu, dass der Spuk schnell wieder vorbei war.
Wilhelm Gutbrod baute bereits in den Zwanziger Jahren unter dem Namen Standard Motorräder, die einen guten Ruf hatten. In den 30ern kam dann mit dem Superior der erste Kleinwagen, ein Lieferwagen und ein Motormäher, die letzteren wurden nach dem Krieg weiterproduziert. Der Markenname Gutbrod steht ja heute noch für Gartengeräte, wenn auch die Familie nichts mehr mit der Firma zu tun hat.
1950 präsentierte man den Gutbrod Superior, einen recht modern geformten Kleinwagen mit Rolldach und zwei Sitzen, einem 600er (später 700er) Zweizylinder-Zweitakter, der mit Vergaser 20 bzw. 26 PS und mit von Dr. Scherenberg, dem späteren Mercedes-Mann, neu entwickelter Einspritzung sogar 30 PS abgab, damit war der Superior durchaus temperamentvoll. Allerdings ließ die Zuverlässigkeit zu wünschen übrig. Auch das Getriebe und die Lenkung genügten höheren Ansprüchen nicht. 1949 startete man den Versuch, eine sportlichere Version an den Mann zu bringen. Dazu ließ man sich bei Wendler in Stuttgart eine Cabriokarosserie mit aerodynamischer Front schneidern, die allerdings eher plump wirkte, der im darauffolgenden Jahr präsentierte Sport Roadster sah schon besser aus und hätte mit dem 30-PS-Einspritzer 125 km/h erreichen sollen. Allerdings war das auch wieder einmal viel Karosserie für wenig Chassis, Spötter erinnerte der Gutbrod eher an ein überdimensionales Karusellauto. Das relativ hohe Gewicht und der ebenfalls hohe Preis von fast 8.000,- DM machten dem Roadster nach kurzer Zeit den Garaus, je nach Quelle wurden zwischen 12 und 20 Stück gefertigt. 1954 war entgültig kein Geld mehr da und die Produktion musste eingestellt werden. Insgesamt wurden 7726 Gutbrod Superior produziert, meist Cabriolimousinen, deren Karosserie bei Weinsberg gefertigt wurden, während die 866 Kombis bei Westfalia in Wiedenbrück hergestellt wurden.
Mit etwas Weiterentwicklung und rationellerer Fertigung hätte sicherlich vor allem der Viersitzer seine Kunden gefunden, aber ohne Finanzpolster kann man keine vernünftige Produktion schaffen. Deshalb scheiterte der Gutbrod wie die meisten seiner Mitstreiter auf dem Kleinwagenmarkt.
Der Modellautosammler hat jetzt die Möglichkeit, bereits zwei Gutbrod in der Vitrine zu parken. Nachdem BoS bereits vor zwei Jahren eine Miniatur des normalen Superior gefertigt hat, folgt jetzt der Sport Roadster von Autocult. Wie auch beim Original, bewegen wir uns bei der Miniatur auf einem recht hohen Preisniveau, aber es ist verständlich, dass der Fertigungsaufwand beim Gutbrod auch nicht niedriger als bei einem Porsche oder Ferrari liegt. Und das, was uns Autocult liefert, ist wieder sehr erfreulich. Der etwas voluminöse Charakter des Aufbaus ist perfekt wiedergegeben, Lackierung und Fertigungsqualität auf gewohnt hohem Niveau. Die Details erfreuen den Betrachter, als Beispiel sei die Chromverzierung am Heck mit den lesbaren Schriftzügen oder das liebevoll reproduzierte Interieur genannt. Die feinen Chromleisten an den Stoßstangen, die filigranen Scheibenwischer und die Wendler-Logos an den Schwellern, aber auch die vorbildgerecht tiefer in den Radläufen stehenden Räder passen einwandfrei, wenn auch die Reifenbreite etwas zu groß geraten ist, leider ein dauernder Fehler heutiger Modellautos nach historischen Vorbildern. Aber das tut Autocults Gutbrod keinen Abbruch, wer deutsche Autos der Nachkriegszeit oder Kleinwagen sammelt, sollte diesen kleinen Sportler mit seiner Wendler-Karosserie nicht links liegen lassen.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel