Samstag, 12. November 2016
Der Westentaschen-Lambo - Fiat X 1/9 von Maxichamps, 1:43
Mit Maxichamps präsentierten die Aachener Modellproduzenten zur Spielwarenmesse eine preiswertere Einstiegslinie, vorhandene Formen in neuen, teils attraktiven Farben. Inzwischen sind viele der Modelle ausgeliefert, wir haben anhand des Fiat X 1/9 verglichen, was der Sammler fürs Geld bekommt.
Der X 1/9 war 1972 gewissermaßen der Nachfolger des Fiat 850 Spider, im Gegensatz zum 128 Coupé, das die technische Auslegung von der Limousine übernahm, folgte der X 1/9 dem damals hochaktuellen Mittelmotorprinzip. Sozusagen wurde der quer eingebaute Vierzylinder vor die Hinterachse verlegt, Marcello Gandini von Bertone entwarf dafür eine keilförmige Targa-Karosserie, die Anklänge an seine Supersportwagen für Lamborghini, aber auch an die Autobianchi-Studie A112 Runabout vom Turiner Salon 1969 zeigte. Mit 75 PS war der X 1/9 im Vergleich zu seinem Äusseren fast untermotorisiert, aber gut 170 km/h waren aufgrund der passablen Aerodynamik drin. Für die USA, einen der wichtigsten Absatzmärkte, sah es noch schlechter aus, schlappe 61 PS, dazu noch die furchtbaren Rammstoßstangen, ein Wunder, dass sich der kleine Targa verkaufte. Für Europa kam 1978 der X 1/9 Five Speed, mit Fünfganggetriebe und der 85 PS-Maschine aus dem Ritmo waren 180 km/h drin, aber leider gab es auch für Europa nur noch die US-Stoßfänger. 1982 war Schluss, wie so oft bei Fiat präsentierte man keinen Nachfolger und gab den Markt den Konkurrenten. Im Rennsport zeigten sich übrigens Abarth-Derivate und später auch noch Gruppe-5-Varianten von Dallara, Mit Wolfgang Wolf ging ein solcher Dallara sogar bei der DRM 1977 an den Start.
Das Minichamps-Modell des X 1/9 war schon damals sehr gelungen, wenn auch die Farben wie das auf den Fotos gezeigte rot nicht besonders attraktiv waren, damals waren beim Original gelb und giftgrün sehr im Trend. Eine attraktive Variante hatten die Aachener noch im Programm, die Exclusiv-Serie in Metalliclack mit Streifendesign aussen und innen, leider fehlte die letzte Konsequenz, man sparte sich die typgerechten Felgen und die beim Original serienmäßigen Zusatzscheinwerfer unter den vorderen Stosstangenecken.
Wo sind jetzt die Unterschiede zwischen Mini- und Maxichamps? Die Verpackung ist bei der Billigserie orange, die Autos stehen andersrum in der Vitrine, fahren also nach rechts statt links. Das ist aber unwesentlich, am Modell selbst sind es Kleinigkeiten: Der Druck des Kosmetikspiegels in der rechten Sonnenblende und die schwarz ausgelegten Lüftungsöffnungen unten am Heckblech fehlen. Dass das Interieur beim gelben Maxichamps komplett schwarz ist, passt sowieso besser zum Lack, ob es original ist, konnte ich nicht ermitteln. Ansonsten ist alles bestens: Armaturenbrett und Schriftzüge aussen sind komplett bedruckt, die schwarz abgesetzten Details sind sauber reproduziert, die Gesamtform passt, das Targadach ist abnehmbar. Zwei kleine Kritikpunkte seien erwähnt, sind aber nicht der preiswerteren Serie geschuldet. Die Scheibenwischer sind nicht gerade filigran und der Farbauftrag so dick, dass die Kanten der Karosserieform z. B. bei den vorderen Kotflügeln etwas verloren gehen. Aber das ist speziell bei gelb und rot bekannt.
Grundsätzlich ist die Idee zu begrüßen, ältere Formen auf diese Weise wiederzubeleben. Für neu hinzukommende Sammler (die es hoffentlich gibt . . .), oder durch attraktive Farbvarianten lässt sich der Absatz beleben. Mit rund 30 Euro kosten die Modelle allerdings heute mehr als ihre älteren Minichamps-Brüder, die man teilweise auf Börsen preiswert erstehen kann. Der gelbe X 1/9 ist aber einfach reizvoll und sein Geld wert.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel