Freitag, 1. Januar 2016

Des Designers Wunschauto - BMW 507 Coupé Raymond Loewy Pichon & Parat von AutoCult, 1:43

Raymond Loewy war von den Dreissigern bis in die Sechziger Jahre einer der erfolgreichsten Industriedesigner. Dank AutoCult können wir die Sammlung um ein weiteres nach seinen Wünschen gebautes Einzelstück bereichern, dessen Basis der BMW 507 darstellt.

Der 1893 in Paris geborene Loewy ging 1919 nach Amerika, wo er sich zuerst als Modezeichner und Illustrator betätigte. Als inzwischen selbständiger Designer entwarf er 1930 für die Hupp Motor Corporation sein erstes Auto, dessen Form auch andere Hersteller davon überzeugte, ihm Aufträge zu erteilen. Das Design der Coca-Cola-Flasche stammt übrigens entgegen mancher Aussagen nicht von Loewy, er war allerdings verantwortlich für viele andere Entwicklungen rund um die Koffeinbrause, wie Lieferwagen, Kühlschränke usw., auch die originale Fanta-Flasche ist sein Entwurf. Raymond Loewy starb 1986 in Monte Carlo, in seinem Namen existiert heute noch eine Stiftung, die jährlich einen Design Award verleiht.

Raymond Loewy hatte auch Eigenkreationen auf Basis eines Jaguar XK 140, eines Jaguar E-Type und eines Lancia Flaminia bauen lassen. Im Gegensatz zu seinen berühmten Designs für Studebaker (Champion und Avanti), dem Scenicruiser Bus, diverser Stromlinienloks oder auch der Zigarettenpackung für Lucky Strike waren diese Fahrzeuge zumindest gewöhnungsbedürftig, wenn nicht sogar hässlich. Während der XK 140 bei Boano und die Flaminia bei Rocco Motto in Italien gefertigt wurden, entstanden der BMW und der E-Type bei der französischen Firma Pichon & Parat.

Zurück zum BMW 507. Das wunderschöne Originaldesign stammt bekanntlich von Albrecht Graf Goertz, der einige Zeit bei Loewys Firma tätig war. Man schied im Unfrieden, angeblich sagte der Chef zu seinem Ex-Angestellten, er möge sich eine reiche Frau suchen, da er nie ein Designer würde. Loewy beschaffte sich ein Chassis von BMW, darauf sollte seine Interpretation eines modernen Sportwagens entstehen. Er besaß damals ein Landhaus in Frankreich, zufälligerweise ganz in der Nähe des kleinen Karosseriebauunternehmens Pichon & Parat. Da die großen Carossiers kein Interesse an der Zusammenarbeit zeigten, landete der Auftrag für den 507 dort, und die Zusammenarbeit mit dem extravaganten Amerikaner gelang. Auf dem Pariser Salon 1957 konnte das staunende Publikum den sehr speziellen Entwurf bewundern. Die Front mit Rechteckdoppelscheinwerfern und einem Kühllufteinlaß unter der Stoßstange wirkte sehr futuristisch, die asymmetrische Motorhaube mit dem BMW-Logo in einer Hutze und die Heckgestaltung mit dem Ersatzrad unter einer kuppelförmigen Scheibe sowie einer federnd gelagerten Kombination aus Auspuffendrohr und Rückleuchten als Stoßstangenersatz waren bisher noch nicht gesehene Details. Die Grafik der Seitenlinie wirkte für 1957 avantgardistisch, solche Lösungen finden wir auch bei aktuellen Autos. Die Meinung der Zeitgenossen war eher reserviert, manches Stylingelement fand sich dafür am Studebaker Avanti wieder. Der 507 blieb einige Jahre Loewys Privatauto in Europa, später übergab er ihn an das Museum of Natural History in Los Angeles, wo er heute noch steht. 2013 schließlich hatte der BMW einen Auftritt beim Concours in Pebble Beach.

AutoCult hat auch bei diesem Modell saubere Arbeit abgeliefert. Die Form entspricht den Originalfotos, Lackierung, Detaillierung und Fertigungsqualität sind auf gewohnt hohem Niveau. Vor allem die Scheinwerfer und die Fenstereinsätze sind perfekt verarbeitet. Die Innenausstattung ist sehr genau reproduziert, die Scheibenräder mit Radkappen und Zentralverschluß vorbildgerecht, lediglich die Spurweite wurde etwas zu großzügig angelegt, deshalb haben die Achsen zuviel Seitenspiel.

Zusammen mit dem von uns bereits vorgestellten E-Type von Premium X und dem Lancia Loraymo von Norev, kann man nun schon drei der Loewy-Specials in der Vitrine parken, früher gab es bei ABC Brianza auch noch den XK 140 Boano, der formal im Frontbereich an einen Trockenrasierer erinnert.

Für unser Besprechungsmuster danken wir der Firma Modellauto Schirmer in Güntersleben.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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