Sonntag, 29. November 2015

Blechwolke XXXL - Cadillac V16 Roadster Hartmann von TSM, 1:43

Was macht ein Sohn reicher Eltern, wenn er gegenüber seinen Freunden richtig auffallen will? In den 30er Jahren waren an der Schweizer Riviera am Genfer See Autos wie Delahaye, Talbot-Lago oder Delage mit Karosserien der französischen Künstler Figoni & Falaschi, Saoutchik usw. angesagt. Philippe Barraud, dessen Vater ein Vermögen mit Ziegeleien geschaffen hatte, bestellte 1937 bei der Edelweiß Garage, dem Cadillac-Händler in Lausanne, ein Fahrgestell des Cadillac V16 mit einem Radstand von unglaublichen 4,70 Metern. Da er einerseits ungeduldig war und andererseits den Fortschritt des Karosseriebaus verfolgen wollte, gab er den Auftrag an einen Fachmann aus der Nähe, Willy Hartmann aus Bussigny nahe Morges (wo später Willy Felber residierte, auch ein Spezialist für Kleinserein und Sonderaufbauten). Ein Entwurf für einen Roadster im Stile der Blechwolken von Figoni & Falaschi mit vollverkleideten Rädern sollte es werden. Am 25. August 1937 wurde der Cadillac mit dem Kennzeichen VD2264 zugelassen, nachdem man die Behörden davon überzeugt hatte, dass der 6,70 m lange Wagen keinesfalls ein LKW war. In cremeweiß mit orangen Seitenstreifen und Ornamenten an den Radabdeckungen sah das Auto grandios aus. Bis zum Ausbruch des Krieges fuhr Barraud regelmäßig mit dem Caddy, dann wurde er eingemottet. 1949 holte er ihn wieder heraus, ließ die Lackierung erneuern, wobei das orange einem blassen blau wich, ausserdem wurden an den Flanken zusätzliche Klappen installiert, mit denen man die Motortemperatur besser in den Griff bekommen wollte. Mitte der 50er gab es einen Unfall, danach wurde die Front verändert und das Auto zweifarbig hell-/dunkelbraun lackiert. Später wurde das Auto zuerst stillgelegt, dann im Freien abgestellt, 1969 wurde er dann für 4.000 Schweizer Franken verkauft. Es folgte eine lange Geschichte, in deren Verlauf der Cadillac auch als Figoni-Kreation angeboten wurde, letztlich landete er 1990 für 1,4 Mio. $ bei der Blackhawk Collection und wurde zum aktuellen Zustand restauriert, also rot mit viel Chrom. Auch davon existiert ein TSM-Modell. Ausführlichere Informationen über die Geschichte des Hartmann-Cadillac findet man in der Cadillacdatabase , wo auch die Änderungen des Fahrzeugs vom Ursprung zum heutigen Istzustand genau dokumentiert sind. Sicherlich faszinierend zu sehen, was ein einzelnes Auto so erleben kann.

Wir waren sehr erfreut, dass TSM nicht nur den Cadillac Roadster Hartmann in seiner aktuellen Ausführung angekündigt hat, sondern auch die Ursprungsversion. Blieb zu hoffen, dass auch die Unterschiede wirklich genau beachtet werden, und wir wurden nicht enttäuscht. Das riesige Modell wirkt auf den ersten Blick beeindruckend, ein Delahaye z.B. sieht daneben fast wie ein Kleinwagen aus. Die Fertigungsqualität ist bei unserem Muster tadellos, auch die orangen Kontrastflächen passen perfekt. Ob Chromteile, Scheibenrahmen oder Innenausstattung, alles ist von höchstem Standard. Die Form ist grandios und die Details entsprechen nahezu perfekt der Ursprungsversion des riesigen Roadsters. Drei Kleinigkeiten sind uns aufgefallen: Die zusätzlichen Belüftungsklappen links und rechts vom Kühlergitter wurden beim Original erst später eingebaut; vorne sollte auch ein Kennzeichen montiert sein und die Rücklichter entsprechen in ihrer Form einer späteren Version. Der Rest ist, wie die Fotos zeigen, wirklich auf höchstem Niveau. Wenn man eine Vorliebe für diese Blechwolken der 30er und 40er Jahre teilt, kommt man an dem Cadillac Roadster nicht vorbei, und wie ein abgewandelter Werbespruch von Ford aus früheren Zeiten sagt: "Viel Auto für nicht gerade wenig Geld!"

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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