Montag, 2. November 2015

Gescheitert und trotzdem Kult - DeLorean DMC-12 von AUTOart, 1:18

John Zachary DeLorean hatte in der Autoindustrie eine steile Karriere hingelegt. Sein Ingenieursstudium bei Chrysler schloss er erfolgreich ab, war danach als Ingenieur bei Packard tätig und leitete letztendlich dort die Entwicklungsarbeit. General Motors warb ihn dort ab und brachte ihn zu Pontiac, wo seine Laufbahn nahtlos fortgesetzt wurde. Vom Management als Wunderkind wohlwollend gefördert, brachte er es in kürzester Zeit zur Leitung von Pontiac, danach wurde er 1969 neuer Chef von Chevrolet. Seine Karriere fand 1972 ihren Höhepunkt, als er zum Vizepräsidenten von General Motors berufen wurde, doch schon 1973 kündigte er etwas überraschend bei GM, wobei vermutet wird, dass er so lediglich seiner Entlassung zuvorgekommen ist. Er hatte sich mit immer weiteren Teilen des GM-Managements überworfen, da seine Vorstellungen der automobilen Zukunft sich massiv von den ihren unterschieden. DeLorean träumte von einem "ethischen" Auto, wie er es nannte. Ein Automobil mit nachhaltiger Herstellung, hoher Sicherheit und langlebig - dieser Vorstellung wollte er sich nach seinem Weggang von GM widmen. Er gründete die DeLorean Motor Company und plante die Entwicklung eines Sportwagens nach seinen ethischen Vorstellungen. Er sicherte sich finanzielle Unterstützung durch Banken und private Investoren, darunter Stars wie Sammy Davis Jr. und die US-Talklegende Johnny Carson und wollte die Fertigung an einem Ort errichten, wo dank hoher Arbeitslosigkeit massig Regierungs-Fördergelder möglich waren. Diese Unterstützung fand er letztendlich in Nordirland, wo die britische Regierung nur zu gerne Geld in die Hand nahm, um in der Unruheregion mithilfe neuer Arbeitsplätze etwas Frieden stiften zu können. Dort sollte der neue Sportwagen entstehen.

Für das Design des neuen Wagens trat man an Giorgetto Giugiaro heran, der einen modernen, keilförmigen Entwurf lieferte, der sich wie viele seiner Designs dieser Zeit an seiner Studie des Maserati Medici orientierte. Als besonderes Feature sollte die Karosserie nach Wunsch von DeLorean eine Beplankung aus rostfreiem Edelstahl erhalten, weil dieses besonders langlebig und nicht korrosionsanfällig ist. Unter dem Edelstahlkleid steckt eine leichte GFK-Hülle, Front- und Heckpartie wurden aus gegen leichte Stöße unempfindlichem Kunststoff gefertigt. Die Entwicklung des DeLorean DMC-12 lag zunächst in den Händen des ehemaligen Pontiac-Ingenieurs Bill Collins, doch nachdem in der Entwicklung immer neue Probleme auftraten, wandte sich DeLorean an andere Automobilhersteller mit der Bitte um Unterstützung. Langsam stieg der Druck seiner Investoren, denn obwohl die Fabrik im nordirischen Dunmurry bereits seit 1979 fertig bereit stand, war ein Produktionsbeginn nicht abzusehen. Letztendlich erklärte sich Lotus bereit, die Entwicklung des DMC-12 im äußerst knappen Zeitfenster von zwei Jahren zu vollenden. Angesichts der engen Zeitvorgabe griff man auf das vorhandene Chassis des Lotus Esprit zurück. Ursprünglich als Mittelmotorsportwagen geplant, musste man den Motor letztendlich im Heck platzieren, da der aus der gemeinsamen Entwicklung von Peugeot, Renault und Volvo stammende V6 deutlich größer war, als die ursprünglich gewünschten Maschinen. Tatsächlich schaffte es Lotus, den Wagen in der vorgesehenen Zeit fertigzustellen, allerdings konnte man sich nicht der Beseitigung von Kinderkrankheiten widmen.

Dementsprechend fiel das Echo bei der Vorstellung und den ersten Tests sehr durchwachsen aus. Der schwachbrüstige V6 hatte mit dem 1,3 Tonnen schweren Wagen große Mühe, an sportliche Fahrleistungen war nicht zu denken. Die Verarbeitung war schlecht, teils auf die völlig unerfahrenen Arbeitskräfte im Werk in Nordirland zurückzuführen, so dass DeLorean an den Auslieferungsorten in den USA spezielle Qualitätssicherungszentren bauen musste, an denen erfahrene Autobauer die gröbsten Fehler beseitigten. Mit der Zeit wurde die Verarbeitung deutlich besser, doch der Ruf des DMC-12 war bereits ruiniert. Der Wagen blieb weit hinter den gesteckten Absatzzielen zurück. Um die finanziellen Probleme seines Unternehmens zu bekämpfen, plante DeLorean einen Börsengang und ließ Wagen auf Halde prodiuzieren, doch der Börsengang wurde ihm letztlich verweigert. Nachdem er durch die US-Drogenbehörde in einen fingierten Drogendeal gelockt und verhaftet worden war, von dem er sich finanzielle Rettung erhofft hatte, war dann auch der Ruf von John DeLorean ruiniert. Das Verfahren gegen ihn wurde zwar eingestellt, aber 1982 musste die DeLorean Motor Company die Tore schließen. Damit wäre der DMC-12, wie viele andere ambitionierte, aber letztlich enttäuschende Autoprojekte in den Untiefen der Autogeschichte verschwunden, wenn nicht 1984 die Filmcrew einer Science-Fiction-Komödie über Zeitreisen im DeLorean mit seiner futuristischen Form und ungewöhnlichen Edelstahloptik die perfekte Basis für die Film-Zeitmaschine gesehen hätte. Die "Zurück in die Zukunft"-Trilogie von Robert Zemeckis und Steven Spielberg wurde ein Welterfolg und der DeLorean DMC-12 plötzlich zum Kultobjekt. Eine überraschende Wendung in einer eigentlich eher deprimierenden Geschichte über einen gescheiterten Autobauer.

Modelle des DeLorean DMC-12 sind aufgrund dieser besonderen Geschichte nicht selten, im Maßstab 1:18 stellte Sunstar vor vielen Jahren ein sehr ordentliches Modell auf die Räder. Nun hat AUTOart nachgelegt und eine hochdetaillierte Miniatur des Kult-Sportwagens aus den 1980er Jahren in den Handel gebracht. Besonderen Aufwand betreibt man dabei mit der gebürsteten Edelstahl-Optik, auf der jeder Fingerabdruck sofort Spuren hinterlässt. Daher legt man gleich auch passende Handschuhe bei, ohne die man den 1:18-DMC-12 besser nicht anfassen sollte. Damit hat er etwas mit dem Vorbild gemeinsam, denn auch den sollte man besser nicht anfassen, weil es auch dort sofort Fingerspuren gab. Allerdings erscheint mir die Ausführung des AUTOart-Modelles, bei aller Pracht, zu hochglänzend, die Vorbilder, die ich bisher gesehen habe, sind wesentlich matter. Die Formwiedergabe ist perfekt, die Spaltmaße sehr gering und gerade die großen Flügeltüren sitzen hervorragend.

Hinter denen finden wir einen tristen grauen Innenraum, den allerdings nicht AUTOart zu verantworten hat, denn auch das Vorbild konnte innen trotz seines üppigen Preises nur eine eher durchschnittliche und langweilige Atmosphäre bieten. AUTOart macht hier also alles richtig, auch das hässliche Lenkrad ist beim Vorbild nicht schöner. Alle Schalter und die Instrumente sind natürlich korrekt hervorgehoben und die großen Flügeltüren bleiben bei unserem Muster auch brav oben. Etwas aufwändiger geht es unter der gerippten Motorhaube zu, unter der wir zunächst noch eine (fein vergitterte) weitere Klappe öffnen müssen. Dann finden wir den schön detaillierten V6, der für die enttäuschenden Fahrleistungen des Vorbildes verantwortlich war. Sonderlich aufregend ist das Triebwerk auch in 1:1 nicht, aber AUTOart zeigt hier mit kompletter Verkabelung und vielen farblichen Akzenten viel Willen zum Detail. Der Kofferraum dagegen bietet außer schönen Stützen und einem Teppich am Boden keine Details - wie auch in 1:1.

Sehr feine Felgen, schöne Leuchten und eine tadellose Verarbeitung runden das zweifellos beste Modell dieses ungewöhnlichen Vorbildes ab. Mag der DMC-12 in 1:1 ein Desaster gewesen sein, die AUTOart-Miniatur sollte alle Fans des gescheiterten Originales zufriedenstellen können. Allerdings brauchen diese bei einem UVP von 285,- EUR auch gewisse Nehmerqualitäten, im Gegensatz zum Original lässt sich der üppige Preis hier durch die hohe Qualität aber weitgehend rechtfertigen. Nur etwas weniger glänzend hätte er schon sein dürfen!

Wir danken AUTOart für die Bereitstellung unseres Besprechungsmusters!

Text und Fotos: Georg Hämel

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