Donnerstag, 19. November 2015

Über-Bentley: Bentley Mulsanne Speed (Dealer Edition) von Kyosho, 1:18

Ettore Bugatti soll über die damalige Konkurrenz angesichts deren Größe und Gewichts einmal gelästert haben, der Bentley sei wohl der schnellste Lastwagen der Welt. Insofern steht das leistungsgesteigerte Flaggschiff der Nobelmarke in bester Tradition des Hauses. Aus den selben traditionellen 6 3/4 Litern Hubraum nimmt die über 2,5 Tonnen schwere und über 5,5 Meter lange Luxuslimousine mit 537 PS noch einmal 25 Pferde mehr ins Gespann, das dann in 4,9 Sekunden auf 100 zu jagen und mit bis zu 305 km/h dahinzurasen vermag. Anders als die LeMans-Ahnen wie der Speed Six oder Blower, deren Geist der Mulsanne Speed beschwört, ist das keine echte Konkurrenz für heutige Supersportwagen oder Grand Tourer. Dafür wiegt buchstäblich das Rolls-Royce-Erbe zu schwer, das vor allem im Innenraum den Unterschied zum "normalen" Mulsanne ausmacht. Der Mulsanne Speed steht hier schon dem Namen nach in der Nachfolge des (Mulsanne) Turbo R und des Arnage T, die nun einmal sportlicher motorisierte Karosserie-Ableger der jeweiligen Rolls-Royce Limousinen waren. Und letzteren macht der Mulsanne Speed heute eigenständig und gelungen britisch noble Konkurrenz.

Das hier vorgestellte Modell ist die exclusiv von Bentley selbst vertriebene Dealer-Edition. Zur Exklusivität gehörte bis zum Azure (Farbe fountain blue) auch noch, dass es very british rechtsgelenkte Modelle waren. An Exklusivität geblieben ist die besondere Farbgebung: Die Außenfarbe ist rundum sauber aufgetragen, glitzert mit feinem Metallic-Effekt in einem Blauton, der durchaus als das im Prospekt als Farbmuster Nummer 89 aufgeführte Marlin-Blue erkennbar ist. Der Innenraum ist in einem auf die Außenfarbe abgestimmten Zweittonmuster namens Imperial Blue/Linen gehalten. Damit entspricht das Modell fast dem Sondermodell Voyage, das aber einen anderen der 16 offerierten Blautöne, nämlich Sequin Blue, als Außenfarbe hat. Wem diese, meines Erachtens dem Wagen gut anstehende Farbgebung nicht zusagt, bekommt den Mulsanne Speed seit einiger Zeit auch in Onyx-Black, Rubinho-Red oder zukünftig in Havana (Braun) oder Crystal (Weiß) mit jeweils darauf abgestimmtem Innenraumfarben.

Alles andere sollte in jeder Farbgebung gleich sein. Besonders begeistern außen Details wie die fein ausgearbeiteten Scheinwerfer mit ihrem komplizierten Innenleben oder die Heckleuchten, unter deren Klarsichtscheiben drei Ovale schweben, vertieft in der Mitte des untersten und obersten je eine als Reflektor erkennbare Strukturierung, im Inneren des mittleren Ovals weiß abgesetzt die Rückfahrleuchte. Natürlich fehlen nirgends die Chromakzentuierungen. Unter den zu Bentley-Bs stilisierten Lufteinlässen vor den Vordertüren ist sogar nahezu unwahrnehmbar filigran der Schriftzug Speed erkennbar, der einer der dezenten Unterschiede des Über-Bentley zum normalen Flaggschiff der Marke ist. Auch die innen gezogenen, ovalen Auspuffendrohre sind nachgebildet, könnten aber angesichts ihrer Größe ein tiefere Bohrung besitzen. Das Highlight sind jedoch außen auf jeden Fall die speed-spezifischen 21-Zoll-Felgen, an denen nicht nur Chrom und Mattierung wunderbar kontrastieren, sondern auch die Radmuttern überzeugen. Sogar der Schriftzug "Bentley Motors" ist um das zentrale B ziseliert worden, großartig! Sehr schön auch natürlich das Bentley-Logo am Heck sowie das geflügelte B, das als Kühlerfigur über dem beim Speed dunkel getönten Maschendraht des Kühlergrills thront. Dass der mächtige Kühler jedoch kein durchbrochenes Gitter besitzt, sondern billig als strukturierte Plastikplatte umgesetzt wurde, verdirbt den sonst so hochwertigen Eindruck gewaltig. Das mag ein billiger Rastar-Mulsanne so machen, aber doch bitte kein 200 bis 250 Euro teures Sammlerstück, Kyosho!

Auffälliger als die äußeren Unterschiede zum Normal-Mulsanne sind die Luxus-Upgrades des Mulsanne Speed im Innenraum, die das Modell so hervorragend umsetzt, dass man über durch das Glasdach einfallendes Vitrinenlicht dankbar sein kann. Allein die Innenverkleidung einer Fondtür ist ein kleines Kunstwerk: Nachgebildet ist die gesteppte helle Lederpolsterung in der Primärfarbe Linen, die imperialblaue Lederpolsterung der Armlehnen samt Nahtmuster, die partielle Teppichbeflockung an der Tür im selben Blauton, die drei Naim-Premium-Lautsprecher, Chromentriegelung und Chromaschenbecher in der Tür und ein strukturierter Karbonfenstersims. Die Sitze vorn wie hinten bilden ebenfalls auf den Innenflächen von Sitz und Lehne das helle, perforierte und rautenförmig gesteppte Leder nach, umrandet von Glattledernachbildung in Imperialblau, das mit seinem Nahtmuster auch die obere Abdeckung des Armaturenbretts und die Mittelarmlehne bildet. Die Teppichbeflockung trägt denselben Blauton. Im Fond werden und auf den ausgeklappten Tischchen i-Pads mit Tastaturen präsentiert. Das Furnier am Armaturenbrett bildet die Option des schwarzen Klavierlacks nach und auf den feinen Instrumenten ist sogar erkennbar, dass beim Speed die Nadeln von Drehzahlmesser und Geschwindigkeitsanzeige wie bei Aston Martin sportlich invertiert sind. Für die Lufteinlässe, Lenkradtasten, den Schalthebel und die Knöpfchenbatterie in der Mittelkonsole mögen die Bilder selbst sprechen. Ein barocker Innenraum zum Reinsetzen, bei dem natürlich auch textile Gurte mit fotogeätzten Gurtschlössern nicht fehlen. Hier erfährt die Handwerkskunst im Innenraum eines Bentley eine passende Würdigung.

Sicher wird es primär vor allem vom Farbgeschmack abhängen, welche Variante des Bentley Mulsanne Speed man als Sammler kauft. Das etwas teurere Bentley-Händlermodell besitzt natürlich zusätzlich noch immer eine gewisse Exklusivität, auch wenn sich die Verpackung nicht mehr so deutlich unterscheidet wie noch zu Minichamps-Zeiten. Die dünne Kyosho-Packung wirkt fast etwas billig und das dem Modell beiliegende, mit Bentley-Logo gestanzte Pflegetuch gibt es wahrscheinlich auch für die Modellhandelvarianten. Meiner Erfahrung nach sind Bentley-Händler aber gern bereit, dem bekennenden Bentley-Enthusiasten beim Modellkauf einen Mehrwert zu bescheren, der den Kauf dort reizvoll macht. Schon die Bentley-Rechnung auf den eigenen Namen ist ein schöner Bonus, aber die Bentley-Niederlassung Frankfurt hat mir neben einer Bentley-Tüte zusätzlich den aktuellen 134-seitigen Markenprospekt Pure Bentley beigefügt. Für dieses Extra danke ich an dieser Stelle dem Bentley-Team von Bach Premium Cars herzlich!

Text&Fotos: Karsten Weiß

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