Montag, 21. September 2015

Cinquecento auf deutsch - NSU-Fiat Weinsberg 500 Coupé von BoS Models, 1:43

Mit einer Miniatur des kleinen Weinsberg 500 erfüllt BoS wieder einmal den Wunsch vieler Sammler. Bevor wir das Modell präsentieren, wollen wir kurz die Entstehung des Markennamens NSU-Fiat erklären.

Es begann 1873 mit einer Strickmaschinenwerkstatt, aus der die Neckarsulmer Fahrradwerke hervorgingen, wo ab 1901 Motorräder und bereits ab 1906 Motorwagen entstanden. Man war durchaus erfolgreich und konnte bis 1922 3.500 Mitarbeiter beschäftigen. Mitte der Zwanziger Jahre geriet man in eine finanzielle Schieflage und musste große Teile an die Dresdner Bank und Fiat abgeben. Die Italiener übernahmen auch das eben erbaute Zweigwerk in Heilbronn. Mit Genehmigung der in Neckarsulm verbleibenden NSU-Werke produzierte Fiat nun in Deutschland als NSU Automobil-AG. Anfangs lief es schlecht, die Wirtschaftskrise trug dazu bei, aber ab 1934 kam der Erfolg mit der Präsentation des NSU/Fiat 1000, der deutschen Version des italienischen Balilla. 1938 kaufte man die Karosseriewerke Weinsberg auf, die bereits vorher zu den wichtigsten Aufbaulieferanten zählten. NSU in Neckarsulm selbst versuchte 1933, wieder Autos zu produzieren, man ließ von Ferdinand Porsche den Typ 32 entwickeln, gewisserweise einen Vorläufer des VW Käfer, aber die Geldmittel für eine Produktion fehlten. So dauerte es bis 1957, dass mit dem Prinz wieder ein PKW von NSU auf den Markt kam.

Bei NSU-Fiat lief es mit den weiterentwickelten Balilla und vor allem mit dem kleinen Topolino gut weiter, und ab 1952 konnte man den 500 C in Deutschland montieren, gefolgt vom Neckar als deutsche Variante des 1100 und dem Jagst, wie der 600 hierzulande hieß. Aber es wurden auch immer wieder Sondermodelle aus Italien vermarktet (beispielsweise der Jagst Riviera mit Vignale-Karosserie) oder in Deutschland selbst entwickelt. wie eben der Weinsberg 500, eine elegantere Version des kleinen Fiat 500. Dessen Karosserieform schuf übrigens Louis L. Lepoix, ein französischer Designer, der vor allem durch seine kubischen LKW-Fahrerhäuser für Henschel und Magirus sowie das BIC-Einwegfeuerzeug berühmt wurde. Diese Information stammt aus Johannes Schwörzers interessantem Artikel über das BoS-Modell in der zweiten Ausgabe der neuen deutschen Modellautozeitschrift Caramini.

Ein Rechtstreit um den Namen NSU nahm dann 1959 ein versöhnliches Ende, NSU-Fiat wurde in Neckar umbenannt, ab 1966 verzichtete Fiat auf die Bezeichnung NSU, die Marke Neckar verschwand schon zwei Jahre später.

Der Weinsberg 500 war eine aufgeputzte Variante des kleinen Fiat 500, ähnlich wie die kleinen italienischen Marken wie z.B. Moretti oder Vignale schufen die ab 1938 zu Fiat gehörenden Karosseriewerke Weinsberg eine elegantere Karosserie mit besserer Ausstattung und modischen Elementen wie Zweifarbenlackierung, mehr Chrom und Stufenheck. Beide Varianten, Coupé und Limousette besaßen ein Schiebedach, das Coupé eine hintere Panoramascheibe. Die erste Serie wies seitlich eine geknickte Seitenzierleiste ähnlich dem Ford Taunus 17M auf, bei der zweiten Serie verwendete man einen breiten, chromgefassten Zierstreifen in Kontrastfarbe. Von Januar 1959 an produzierte man in rund vier Jahren immerhin 6.190 Stück des kleinen Sondermodells, für das der Käufer immerhin rund 500,- DM mehr ausgeben musste, als für die Normalausführung, die für 3.500,-, später für 3.190,- DM zu haben war. Technisch blieb alles gleich, der Zweizylinder-Twin mit 15 PS dürfte die rund 30 kg Mehrgewicht des Weinsberg verschmerzt haben.

BoS hat für sein Modell ein Coupé der zweiten Serie in rot/weiß gewählt, eine gute Entscheidung, diese Farbgebung war sehr populär. Eine Limousette ist übrigens von Premium X angekündigt, schön, dass es keine Doppelentwicklung gibt! Die Miniatur überzeugt auf den ersten Blick, die durch den immer noch günstigen Preis bedingten Einsparungen sind leicht zu verschmerzen. Die Zweifarbenlackierung ist perfekt, die aufgedruckten Zierleisten sehen recht fein aus und können sich wenigstens nicht lösen, dieses Problem kennt der Sammler ja zur Genüge von manchem hochwertigeren Resinmodell. Im Innenraum heben sich Lenkrad und Kombiinstrument vom roten Armaturenbrett ab, die Radzierkappen wirken sehr filigran. Die Scheibenrahmen sind aufgedruckt, das sieht in diesem Fall gut aus, das Schiebedach ist in matter Farbe hellbeige abgesetzt. Die Wischer sind Ätzteile, Chromnachbildung fehlt völlig, was aber in sich schlüssig wirkt. Kleine Kritikpunkte bietet die Bedruckung bzw. Lackierung doch, bei unserem Fotomuster zeigen sich am rechten Türgriff und an der linken unteren Türzierleiste Ungenauigkeiten. Und das Ziergitter am Frontblech lässt den ovalen Einsatz in der Mitte vermissen, der beim Original vom Fiat 500 stammt. Ansonsten ist BoS aber wieder ein wirklich nettes Modell gelungen, dass zu einem fairen Preis vertrieben wird, leider aber nicht im Fachhandel, sondern nur direkt bei Model Car World zu beziehen ist.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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