Freitag, 28. August 2015

Interessanter Lebenslauf - Alfa Romeo 2000 Coupé Vignale/Michelotti von Matrix Scale Models, 1:43

Das Vorbild einer der letzten Neuheiten der fleissigen Niederländer von Matrix hat einen hochinteressanten Lebenslauf. Wir berichten darüber und stellen das Modell vor.

Der 2000 wurde 1957 auf dem Turiner Salon als Nachfolger des 1900, des ersten Serienmodells der Mailänder Marke, präsentiert. Technisch änderte sich nicht viel, der Vierzylinder wurde auf 1975 ccm vergrößert und brachte 108 PS in der Limousine und dank eines Doppelvergasers 112 PS im Spider. Ein Seriencoupé wurde erst drei Jahre später nachgeschoben, seine damals hochmoderne Form stammte vom jungen Giorgetto Giugiaro. Der Spider hingegen verdankte seine schlichte, elegante Linie der Carrozzeria Touring. Das Fehlen eines Coupés aktivierte einige der großen italienischen Designer, diese Lücke zu füllen. Pininfarina schuf bereits 1957 den Sestrière, ein hochelegantes Fahrzeug, im Jahr darauf präsentierte Vignale einen Entwurf von Giovanni Michelotti, das Vorbild unseres Modells. 1959 folgte noch Bertone mit zwei ungleichen Schwestern, den Coupés „Sole“ und „Luce“, die in der klassischen Trapezlinie gehalten waren. Weitere Versuche kamen von Touring mit dem „Praho“, einem klassischen, langgestreckten Design mit damals modernen Doppelscheinwerfern und von Boneschi im gewohnt eckigen Stil. Der 2000 wurde dann 1962 durch den 2600 mit Sechszylindertriebwerk ersetzt, das Bertone-Coupé blieb äußerlich nahezu gleich. Zurück zum Vignale: Das elegante Coupé in der damals modernen Trapezlinie baute auf dem kurzen (2,5 m) Radstand des Spider auf, der spätere Sprint Bertone hatte 2,58 m, die Berlina 2,74 m zwischen den Achsen. Insgesamt entstanden ca. 15 Vignale-Coupés, von denen aber keines identisch war. Spätere Serien besaßen Doppelscheinwerfer, andere Kühlergitter oder auch einen flossenlosen Heckabschluss. Geschmäcker sind verschieden, aber der von Matrix gewählte, ursprüngliche Michelotti-Entwurf erscheint uns am harmonischsten.

Die Geschichte des hier präsentierten Autos kann man in einem sehr ausführlichen und lesenswerten Artikel von Franz-Peter Hudek in der Motor Klassik 12/2010 nachlesen. In Kürze zusammengefasst: Der Schweizer Julius Bertschinger kaufte 1962 das drei Jahre vorher erstmals zugelassene Vignale Coupé, das bereits 1958 in Turin und 1959 in Genf auf Salons präsentiert worden war. Sohn Max übernahm das Auto nach bestandener Führerscheinprüfung, aufgrund dauernder technischer Probleme ersetzte er es 1974 durch einen flotteren und zuverlässigeren 1750 GT Veloce. 2003 entdeckte Max Bertschinger "seinen" 2000 Vignale ganz in der Nähe, der aktuelle Besitzer Heinz Koller hatte ihn von 1979 bis 1990 restauriert und ihm alle Macken genommen. Die Farbe wechselte von einem dunklen graublau in das sehr gut passende silbergrau metallic. Nach vier Jahren Überzeugungsarbeit konnte das Auto wieder in den Besitz der Familie Bertschinger zurückkommen. Inzwischen war man auch auf diversen Veranstaltungen mit dem Vignale, auch Preise bei Concours d'Élegance durfte man entgegennehmen. Alleine blieb der Alfa nicht, Stand 2010 parkten in Max Bertschingers Garage noch ein 2000 Spider und wieder ein 1750 GT Veloce. Ob inzwischen die gewünschten 2000 Sprint und Berlina dazugekommen sind?

In der üblichen großen Matrix-Verpackung steckt ein schon auf den ersten Blick gelungenes Modell. Die schlichte Trapezlinie des Michelotti-Entwurfs ist sehr gut getroffen, der Dachaufbau mit sehr zierlichen A- und B-Säulen und großen Fensterflächen ist perfekt wiedergegeben. Die Detaillierung mit verschwenderisch vielen Chrom- und Ätzteilen, feinsten Logos und Schriftzügen, schönen Leuchteinheiten und perfekt eingepassten Scheiben und Rahmen macht große Freude. Innen fehlt es an nichts: Armaturenbrett, Lenkrad, Sitze und Türverkleidungen sind komplett. Besonders gut gefallen die Reproduktion des Kühlergrills und die Räder mit vorbildgerecht konkaven Radkappen, nicht zu breiten Reifen und vorbildgerechter Spur. Damals waren die Radhäuser noch nicht so satt gefüllt, wie es heute üblich ist! Einzige ganz leise Kritik betrifft die Zulassungskennzeichen, die Schrift der Schweizer Tafeln hat ein etwas anderes Bild, aber das sind wirklich die bekannten "peanuts".

Bei einem so begeisternden Modell eines schönen Vorbilds mit interessanter Story vergisst man schnell den Preis von rund 85 Euro, man erhält schon einen tollen Gegenwert. Wie immer der Rat, wenn möglich einen Fachhändler aufzusuchen, bei solch aufwendig gestalteten Modellautos kann es leider immer mal zu Ungenauigkeiten in der Montage kommen.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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