Montag, 27. April 2015

Der österreichische Käfer - Steyr 55 „Baby“ 1939 von BoS, 1:43

Im Jahre 1936 präsentierte die aus der gleichnamigen Stadt in Oberösterreich kommende Firma Steyr ihren ersten Kleinwagen. Der Typ 50, später 55 wurde als österreichischer Volkswagen angesehen und verkaufte sich durchaus gut. BoS verdanken wir nun ein erschwingliches Modell des kleinen Stromlinienwagens.

Die Waffenschmiede Steyr begann 1920 mit der Automobilfabrikation, man erwarb sich einen guten Ruf durch robuste, qualitativ hochwertige Oberklassefahrzeuge, aber auch Sportwagen gehörten zum Portfolio. Als Konstrukteure wirkten Hans Ledwinka (später Tatra), Ferdinand Porsche und Karl Jenschke (später Adler). 1934 fusionierte man mit Austro Daimler zur Steyr-Daimler-Puch AG, nach dem Zweiten Weltkrieg ergab sich dann eine Zusammenarbeit mit Fiat. Einige Typen wurden unverändert gebaut, andere weiterentwickelt. So wurde aus dem Fiat 1900 der Steyr-Fiat 2000 und 2300, und der kleine Fiat 500 wurde mit einem eigenen Zweizylinder-Boxermotor zum legendären Steyr-Puch, der auch bei Rallyes und Rennen Furore machte. Ansonsten war vom Fahrrad bis zum LKW, Bus oder Militärfahrzeug alles im Programm, was Räder hat. Der Mercedes G wurde ebenfalls als Puch G in Österreich und der Schweiz angeboten. Ab 1987 wurde der Konzern zerlegt, die Zweiradproduktion ging zu Piaggio (Vespa), die LKWs zu MAN, die Busse zu Volvo und so weiter. Die Fahrzeugtechnik wurde mit Magna verschmolzen, wo viele Komponenten und auch ganze Fahrzeuge für die verschiedensten Marken, auch aus dem Premiumsegment hergestellt werden.

Doch zurück zum Steyr 50/55: Federführend war Karl Jenschke, der später bei Adler den Autobahnwagen entwerfen sollte. Von dem fasziniert, was man damals für Stromlinie hielt, versuchte er, dem kleinen Steyr die angenäherte Form eines halben Tropfens zu geben. Für Übersicht und Raumangebot ergab das große Nachteile, das knuffige Aussehen führte zum Spitznamen Baby. Die Front baute sehr hoch, da man den Kühler über dem Boxermotor anordnete, die Karosserie war eine selbsttragende Ganzstahlkonstruktion, vorsichtshalber nur mit zwei Seitenfenstern. Nichtsdestotrotz verkaufte man von dem mit 984 ccm/22 PS und später 1158 ccm/25 PS Steyr 50/55 von 1936 bis 1939 immerhin 13.000 Stück, der Preis für die immer mit Schiebedach ausgestatteten Autos lag knapp unter 3.000,- Reichsmark. Ferdinand Porsche hatte übrigens mit der Entwicklung überhaupt nichts zu tun, er verließ Steyr bereits im April 1930.

BoS ist auch mit dem Steyr Baby ein gutes Modell gelungen. Die Grundform ist einwandfrei getroffen, die Zweifarbenlackierung sehr sauber und konturenscharf aufgetragen. Auffallend der feine Kühlergrill und die großen, schmalen, durchbrochenen Lochscheibenräder. Die Wischer sind als Ätzteile montiert, hängen allerdings beim Fotomuster etwas in der Luft. Klare Fenstereinsätze, komplettes Interieur mit Metallbügeln an den Rücksitzlehnen, farblich ausgelegte Details wie Winker, Türgriffe und Rücklichter lassen das Modell keinesfalls billig wirken, nett das Nationalitätskennzeichen am Heck. Rund 38 Euro sind wirklich ein fairer Preis für die kleine Stromlinienlimousine, schade, dass man bei Model Car World den Fachhandel mit dieser Reihe nicht beliefert, unserer Meinung würden die Modelle sich sicherlich noch besser verkaufen.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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