Sonntag, 8. März 2015

Wenn zwei (fast) das gleiche tun - Lancia Astura 233C Pininfarina von Minichamps und Spark, 1:43

Lancias Achtzylinder-Typenreihe Astura gehörte in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg zur bevorzugten Basis der italienischen Karosserieschneider. Gleichzeitig erschienen vor kurzer Zeit sowohl von Minichamps als auch von Spark ähnliche Miniaturen von Pininfarina-Cabrios auf der Basis des kurzen Chassis der dritten Serie dieses Klassikers. Wir betrachten Vorbild und Modelle dieser attraktiven Fahrzeuge.

Als Ablösung für den berühmten Lambda und als Ergänzung zum großen Achtzylinder Dilambda entwickelte Lancia die Schwestertypen Artena und Astura, die im November 1931 vorgestellt wurden. Während der Artena nur als Vierzylinder lieferbar war, konstruierte man für den Astura einen extrem kompakten V-Achtzylinder mit lediglich 19 Grad Winkel, ursprünglich 2606 cm3 Hubraum und 72 PS. Für die dritte Serie, die ab 1933 verfügbar war, ergaben sich 2973 cm3 und 82 PS, für die oftmals nicht gerade leichten Aufbauten eher ausreichend als großzügig. Erstmals waren zwei verschiedene Radstände erhältlich, der 233 L (für lungo) mit 3332 mm und der 233 C (für corto), um den es hier geht, mit 3100 mm. Vor allem die kurze Version wurde zur begehrten Basis vieler oft grandioser Sonderkarosserien. Gerade die Cabrios von Pininfarina fielen durch ihr modernes, durchaus von Amerika beeinflusstes Styling besonders auf und sind heute gerne gesehene Gäste bei den großen Concours d'Elegance oder schmücken große Museen. Insgesamt wurden übrigens von allen Astura-Serien I-IV 2911 Stück produziert, 335 davon waren 233 C. Das weisse Cabrio gehört derzeit dem Amerikaner Orin Smith, der damit am Concorso d'Eleganza in der Villa d'Este 2014 teilnahn, während sich das Vorbild des Spark-Modells im Werksmuseum von Toyota in Japan befindet. Im Internet finden sich viele Fotos der beiden Fahrzeuge, so dass man die Vorbildtreue leicht überprüfen kann.

Auf den ersten Blick sieht man, dass beide Modelle die gleiche Grundform besitzen, aber in vielen Details unterschiedlich sind. Resin ist das Material, und der Aufwand an Chrom- und Ätzteilen ist durchaus beträchtlich. Der Maßstab ist bei Minichamps genau eingehalten, beim Spark wundern wir uns über fast 3 mm zuviel Radstand und eine nicht vorbildgerechte, viel zu schmale hintere Spurweite, da ist auch die Karosserie etwas zu schmal geraten und es blieb nicht mehr genug Platz unter den Radverkleidungen. Kühlergrill und Motorhaube sind vorbildgerecht unterschiedlich, allerdings sitzen bei Minichamps die Scheinwerfer viel zu hoch. Bei der Windschutzscheibe hat keiner der Hersteller eine optimale Lösung gefunden. Während der Minichamps-Rahmen zu dick wirkt, ist die fotogeätzte Version von Spark viel zu zweidimensional. Die folierten Chromleisten an der Gürtellinie sind beim Aachener Astura sauberer verarbeitet, Sparks Modell zeigt vor allem auf Höhe der Hinterachse Ungenauigkeiten. Auch bei der Innenausstattung gibt es ein Remis: Schönere Sitze und etwas feineres Lenkrad bei Spark, dafür entspricht das Armaturenbrett der weissen Astura genauer den Vorbildfotos. Die Gepäckhalter auf dem Kofferraum sind zwar mit Leder besetzt, aber einfach etwas zu grob. Am Unterboden sind die wichtigsten Komponenten nachgebildet, während bei Spark nur eine Auspuffanlage mit fragwürdigem Verlauf existiert, meines Erachtens sollte sie beim V8 schon zweiflutig angelegt sein. Die farbliche Gestaltung ist natürlich Geschmacksache, beide Modelle entsprechen ihrem Vorbild. Mir persönlich gefällt das dezente Weiss mit den dunkelblauen Sitzen besser, das Metallicblau in Verbindung mit den Weisswandreifen ist mir etwas zu aufgestylt. Komisch auch, dass der kürzlich bei Spark produzierte Delage, der ebenfalls zur Toyota-Sammlung gehört, die gleiche Farbe trägt. Haben die zuviel Farbe eingekauft oder ist das der Geschmack des Museumsdirektors?

Was soll der Sammler tun? Für mich als Lancia-Fan blieb keine Wahl, beide Modelle mussten in die Vitrine. Ansonsten sollte der persönliche Geschmack entscheiden, trotz der genannten Punkte sind beide Astura attraktive Ergänzungen für eine Kollektion schöner Autos der 30er Jahre. Nicht ganz nachzuvollziehen ist allerdings der Preisunterschied: Während Minichamps rund 80 Euro abruft, ist der Spark-Lancia für 57,95 Euro wohlfeil.

Unsere Besprechungsmuster kommen von Supercars in München, danke für die Unterstützung.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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