Sonntag, 28. September 2014

Gelungenes Modell einer verpassten Chance - Gutbrod Superior 1952 von BoS Models, 1:43

Der Gutbrod Superior gehörte sicherlich zu den besseren Kleinwagenprojekten, die in den 50er Jahren wie Pilze aus dem Boden schossen, um die langsam etwas wohlhabendere Bevölkerung von Motorrad und Roller in vierrädrige Gefährte zu bringen. Doch die Konkurrenz durch den VW Käfer als „richtiges“ Auto, die wachsenden Ansprüche der Käufer und die oft mangelhafte finanzielle Ausstattung der Kleinwagenproduzenten führten dazu, dass der Spuk schnell wieder vorbei war.

Wilhelm Gutbrod baute bereits in den Zwanziger Jahren unter dem Namen Standard Motorräder, die einen guten Ruf hatten. In den 30ern kam dann mit dem Superior der erste Kleinwagen, ein Lieferwagen und ein Motormäher, die letzteren wurden nach dem Krieg weiterproduziert. Der Markenname Gutbrod steht ja heute noch für Gartengeräte, wenn auch die Familie nichts mehr mit der Firma zu tun hat.

1950 präsentierte man den Gutbrod Superior, einen recht modern geformten Kleinwagen mit Rolldach und zwei Sitzen, einem 600er (später 700er) Zweizylinder-Zweitakter, der mit Vergaser 20 bzw. 26 PS und mit neu entwickelter Einspritzung sogar 30 PS abgab, damit war der Superior durchaus temperamentvoll. Allerdings ließ die Zuverlässigkeit zu wünschen übrig. Auch das Getriebe und die Lenkung genügten höheren Ansprüchen nicht. 1952 wurden die Türen hinten angeschlagen und weitere Verbesserungen eingeführt. Der für den Verkauf wichtige Viersitzer kam über das Prototypenstadium nicht hinaus und 1954 war kein Geld mehr da und die Produktion musste eingestellt werden. Aber wo sollten auch die Käufer herkommen? Ein VW Käfer in Standardausführung kostete 1953 4.150,- DM, der Gutbrod 700 Luxus 5.275,- und mit Einspritzer sogar 5.725,- DM! Insgesamt wurden 7726 Gutbrod Superior produziert, meist Cabriolimousinen, deren Karosserie bei Weinsberg gefertigt wurden, während die 866 Kombis bei Westfalia in Wiedenbrück hergestellt wurden. Mit etwas Weiterentwicklung und rationellerer Fertigung hätte sicherlich vor allem der Viersitzer seine Kunden gefunden, aber ohne Finanzpolster kann man keine vernünftige Produktion schaffen. Deshalb scheiterte der Gutbrod wie die meisten seiner Mitstreiter auf dem Kleinwagenmarkt.

BoS, die Resinreihe, die von Modelcarworld exklusiv produziert und vertrieben wird, bietet dem Sammler ab und zu sehr interessante Modelle an, der Superior ist sicherlich eines davon, das auch nicht auf den Markt gebracht wurde, um Mitbewerber zu ärgern. Die Form ist hervorragend getroffen, die etwas einfachere Machart mit Drucken statt Ätzteilen steht dem Gutbrod sehr gut, wie auch die blaue Farbe. Wo notwendig, wird nicht gespart: Der Kühlergrill, die Wischer, die Chromverzierung am Heck, Schriftzüge auch auf den Radkappen, schön reproduziertes Interieur. Auch beim Vorbild wurden 15-Zoll-Felgen verbaut, die großen Räder stimmen wirklich. Die zusätzlichen Blinker deuten darauf hin, dass man sich ein restauriertes Fahrzeug zum Vorbild genommen hat, stören aber nicht weiter. Die AU-Plakette auf dem vorderen Nummernschild wäre nicht notwendig gewesen und die Türscharniere sind etwas grob, aber das sind Kleinigkeiten, die die Sympathie für diesen Kleinwagen nicht stören. Ansonsten ist die Verarbeitung sehr sauber, wie man auch auf den Fotos sieht. In dieser Richtung darf die Mannschaft von Klaus Kiunke gerne weitermachen, der Sammler von deutschen Autos kann so preiswert Lücken in der Kollektion schließen und freut sich, während er sich über Doppelentwicklungen eher ärgert, die auch noch teurere Modelle von anderen Anbietern entwerten.

Wie gesagt, bekommt man BoS-Modelle nur direkt bei Model Car World, der Gutbrod ist mit 32,95 Euro wirklich sein Geld wert.

Fotos und Text: Rudi Seidel

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