Sonntag, 10. August 2014
Fiat exklusiv - Moretti 2500 SS Coupé 1963 von Matrix Scale Models, 1:43
Die bereits 1928 gegründete Marke Moretti präsentierte über die Jahre eine geradezu unglaubliche Zahl von Autotypen und Varianten, bis in die 60er auch noch komplette Eigenentwicklungen. Allerdings bekamen die Derivate auf Basis von Fiat-Großserienmodellen einen immer größeren Stellenwert. Wieviel von den in den Prospekten gezeigten Fahrzeugen wirklich produziert wurden und in welcher Stückzahl, wird wohl nicht mehr zu ergründen sein. Den hier vorgestellten 2500 SS gab es wohl in mindestens 20 Exemplaren, sowohl als Spider, Coupé und 2+2. In München sah man ab und zu das Coupé, das sich der Eiskunstläufer Hans-Jürgen Bäumler angeschafft hatte.
Nach eher plumpen Derivaten auf Basis des Sechszylinders 1800/2100/2300 von Fiat beauftragte man 1962 den Designer Giovanni Michelotti, ein sportliches Auto zu entwerfen, wie gewohnt mit durchaus gutem Ergebnis. Der Spider wurde 1962 beim Turiner Salon präsentiert, das Coupé folgte zum Genfer Salon 1963, das Vorbild des Matrix-Modells vervollständigte die Baureihe in Turin 1963. Es bestand die Möglichkeit, die Serientechnik des Fiat 2300 S Coupés mit 130 PS zu übernehmen, aber auch einen bis zum letzten aufgebohrten 2,5-Liter mit angeblich 170 PS zu bestellen, der dann 210 - 220 km/h ermöglichte. Oft wurden Speichenräder als Extra bestellt, aber auch die Standardfelgen waren möglich. Viel Platz auf dem Markt blieb natürlich nicht, konnte man für weniger Geld das elegante Fiat 2300 S Coupé erstehen. Im Vergleich bekam man den Fiat für 2.600.000 Lire, während man für den Moretti mindestens 3.300.000 Lire ausgeben musste. 1967 wurde die Produktion des Basismodells eingestellt, damit kam auch das Ende des Moretti 2500 SS. In den 70ern hatte Moretti noch mit Varianten des 127 wie dem Midimaxi etwas Erfolg, die letzten Varianten basierten auf Panda und Uno. 1989 stellte man den Betrieb ein.
Matrix Scale Models hat wieder den Blick für spezielle Vorbilder bewiesen, wer hätte gedacht, dass es den Moretti einmal als noch erschwingliches Modell geben wird. Mit dem 2+2 hat man sich vielleicht nicht gerade die gelungenste Variante ausgesucht, aber was soll's . . .
Leider habe ich, wie wohl die meisten Leser und vielleicht auch der Entwickler bei Matrix, noch nie ein solches Fahrzeug in Natura gesehen, deshalb bleibt nur eine Beurteilung anhand von Fotos des Originals. Die Grundform des Moretti ist gut getroffen, wie immer geizt man nicht mit Details, unzählige Ätzteile werden verarbeitet, Schriftzüge und Markenlogos werden auf feinste Art wiedergegeben. Die Lackierung ist sehr gut, die Verarbeitung des Modells könnte in manchen Punkten für den Preis besser sein. Bei unserem Fotomuster ist die Heckscheibe oben nicht ganz sauber eingepasst, die Zierleisten über dem Lufteinlass vor den Türen sind rechts etwas schief, die Zierleiste auf der Motorhaube war locker, die Reifenbeschriftungen sind absolut nicht griffecht. Ob der Moretti bei der Mafia als Dienstwagen eingestzt war? Vorne ein Kennzeichen von Modena und hinten von Turin ist schon sehr kurios! Der Kühlergrill lässt etwas Tiefe vermissen, aber genug der Kritik. Der Innenraum ist sehr schön nachgebildet und durch die relativ großen, sehr klaren Fensterflächen gut zu sehen. Die Leuchteinheiten einschließlich der Zusatzscheinwerfer sind von guter Qualität und die Seitenblinker waren auch beim Original etwas schief montiert.
Was soll man sagen? Wir sind sicherlich glücklich, dass es solche Exoten in sehr guter Modellqualität zu kaufen gibt, schauen aber bei dem doch etwas höheren Preis natürlich umso kritischer auf die Qualität. Wie schon gesagt, würden wir dem engagierten Team von Matrix etwas weniger Tempo und etwas mehr Aufmerksamkeit auf das Finish der Modelle wünschen. Dann sollte es auch kein Problem sein, solche exotischen Vorbilder in die Sammlervitrine zu bringen.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.
Fotos und Text: Rudi Seidel
