Sonntag, 10. August 2014

Der Supervogel – Plymouth Superbird Riverside 1970 von Spark, 1:43

In den USA gibt es einige Sportarten, mit denen man sich als Europäer erst genauer beschäftigen muss, um zu verstehen, was da passiert und wie die Regeln sind. Im Motorsport gehören hierzu sicherlich die Rennen der NASCAR Serie.

Ihren Ursprung nimmt die NASCAR Serie in der Zeit der Prohibition. Die Alkoholschmuggler verwendeten frisierte Automobile, um mit ihrer illegalen Fracht schneller voranzukommen. Auch bei Verfolgung durch die Polizei war ein schnelles Auto durchaus von Vorteil. An den Wochenenden traf man sich und maß die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge bei Rennen.
Einer der Veranstalter solcher Rennen war Bill France Sen.. Er hatte auch bereits 1938 die Idee, eine Rennserie zu gründen, der zweite Weltkrieg verhinderte dies aber erst einmal. Nach Ende des Krieges entstanden viele kleine Rennserien in den USA. Am 14.12.1947 traf sich Bill France Sen. mit Veranstaltern anderer Serien in Daytona Beach und man rief gemeinsam die National Association for Stock Car Auto Racing ins Leben. Am 19.Juni 1949 fand auf dem Charlotte Speedway das erste NASCAR-Rennen der Geschichte statt.

Die Idee war, mit Stock Cars, also Autos aus dem Laden, Rennen zu fahren. Natürlich wurden die Fahrzeuge für den Rennbetrieb angepasst, aber das Ursprungsmodell musste in vorgegebenen Mengen verkauft werden. Die Technik war simpel gehalten, V8 Motoren mit Stößelstangen, manuelles Viergang-Getriebe, starre Hinterachse mit Blattfedern waren, ja sind, Standard. In der Hauptsache werden die Rennen auf Ovalkursen ausgetragen, wofür die Rennwagen auch ausgelegt sind. Einige Rennen pro Saison finden aber auf Straßenkursen statt wobei die veraltete Fahrwerkstechnik für teilweise abenteuerliche Fahrmanöver sorgt.
Seit 1975 wird ein einheitlicher 5,7 Liter „Stockblock-Motor“ verwendet und aktuelle NASCAR Fahrzeuge sind auch keine Stockcars mehr, sondern Einheits-Rohrrahmenchassis, die eine „vorbildähnliche“ Karosserie des jeweiligen Herstellers übergestülpt bekommen.
Die NASCAR Gemeinde verwendet auch eine eigene Terminologie und teilweise eigentümliche Taktiken und Regeln. Da wäre z.B. Bump and Run, hier wird der Vordermann so lange angeschoben, bis das Fahrverhalten seines Fahrzeugs instabil wird und er entweder vom Gas geht oder sich dreht. Anderes Beispiel, Bumpdraft, hier bilden mehrere Wagen eine Art Zug, der durch den Windschatten des Vordermannes entstehende Geschwindigkeitsüberschuss wird zum Anschieben desselben verwendet. So entsteht eine Gruppe, die schneller fahren kann als ein Einzelfahrzeug.

In den Sechziger- und Anfang der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurden die Rennen mit Coupés gefahren, deren Ausmaße in Europa einem Kleinlaster zur Ehre gereicht hätte. Deutlich über fünf Meter lang, Motoren bis zu sieben Litern Hubraum und ein Gewicht um die eineinhalb Tonnen. 1969 erschienen die ersten Aero Cars auf den Rennstrecken. Ford Torino Talladega, Mercury Cyclone Spoiler II und der Dodge Charger Daytona waren aerodynamisch optimierte Fastbacks, wobei der Dodge Charger noch eine Spur weiter ging und eine keilförmige Front und einen riesigen Heckflügel bekam. 1971 wurden die Aero Cars mit Restriktionen bezüglich des Hubraums belegt, sodass sie bald verschwanden. 1968 verließ der erfolgreiche und bekannte NASCAR Fahrer Richard Petty das Plymouth-Team und wechselte zu Ford, um dort die Saison 1969 auf einem Ford Torino zu bestreiten. Hauptgrund war, dass Plymouth kein Aero Car zur Verfügung stellen konnte. Für 1970 holte man Petty mit dem Plymouth Superbird zurück. Der Superbird war die Aero Car Variante des Roadrunners, 5,6 Meter lang, 1,7 Tonnen schwer und in der NASCAR Version mit einem 6,9 Liter Hemi Motor ausgestattet. Wie der Dodge Charger hatte er eine keilförmige Front und auch einen gigantischen Heckflügel.
Richard Petty beendete die Saison 1970 als vierter mit 18 Siegen in 47 Rennen, außerdem erreichte er 27mal die Top fünf und 31mal die Top-Zehn-Platzierungen. 151.124 $ an Preisgeld konnte er seinem Konto gutschreiben.

Der Superbird #43 spielte in dem Animationsfilm „CARS“ eine Nebenrolle, im amerikanischen Original wurde der Wagen von Petty selbst synchronisiert, in der deutschen Fassung von Niki Lauda.

Spark hat nun den Superbird von Richard Petty auf den Markt gebracht. Das Modell zeigt die Variante des Riverside 400-Rennens das Petty als Sieger beendete. Erkennbar ist dies an den „MARK TIMES RACING NEWS“-Decals an den Seiten. Diesen Sponsor führte der Plymouth nur dort. Zuerst fallen natürlich die Ausmaße des Modells ins Auge. Gut 13 cm Länge ist für 1:43 schon recht ordentlich. Aber nicht nur die Quantität, auch die Qualität wissen zu gefallen. Die komplett in „Dinoco blue“ gehaltene Karosserie weist beim vorliegenden Modell keinen Grund zur Klage auf. Dass weder Seitenscheiben noch die dazugehörigen Rahmen vorhanden sind, ist für das Riverside-Rennen auch belegt und völlig korrekt. Ebenso die asymmetrischen Lufteinlässe unter der Keilnase. Die Decals sind sauber verarbeitet, viele Details mit Ätzteilen nachgebildet. Selbst die aufgenieteten Türgriffattrappen wurden nachgebildet. Die Decals auf der Motorhaube weisen auf den Hubraum hin. 426 Cubic Inch sind 6,9 Liter. Das Heck schließt eine monströse, verchromte Stoßstange ab. Der Innenraum ist sauber und vollständig nachgebildet. Die Fünflochfelgen zeigen, schön farblich abgesetzt, die Radbolzen. Ein echter Hingucker ist der riesige Flügel. Durch seine eigenwillige Formgebung und die für Petty typische Lackierung ist der Plymouth Superbird ein echter Blickfang und sollte durchaus den Weg in manche Sammlervitrine finden.

Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank für die Unterstützung.

Text und Fotos: Robert Balb

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