Sonntag, 6. April 2014

Der „Low Budget“ Racer – Peugeot 208 T16 Pikes Peak 2013 von Spark, 1:43

Im Januar 2012 platzte in Rennsportkreisen eine Bombe. Peugeot stellt mit sofortiger Wirkung das LMP 1 Programm ein. Der Autobauer war in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und es musste gespart werden. Ein knappes halbes Jahr später sollte die Sportabteilung dennoch ein prestigeträchtiges Projekt auf die Beine stellen, nur kosten durfte es nichts. Auf der Suche nach einem passendem Event stieß man auf das „Race to the Clouds“. Das seit 1916 am Pikes Peak im US Bundesstaat Colorado ausgetragene Bergrennen findet spätestens seit Walter Röhrls Rekordfahrt 1987 internationale Beachtung. Seither geht es nicht nur um den Sieg, nein, auch die bestehende Bestmarke ist das Ziel. Dass die Zeiten immer schneller werden, liegt nicht nur am technischen Fortschritt, die 19,99 km lange Strecke wurde auch immer weiter asphaltiert. Seit 2012 ist die gesamte Strecke befestigt.

Eine besondere Herausforderung stellt der Höhenunterschied von 1.439 Metern dar. Der Start liegt auf 2.862, das Ziel auf 4.301 Metern, durch die immer dünner werdende Luft verlieren die Motoren rapide an Leistung. Da die Topklasse technisch kaum limitiert ist, konnten sich die Ingenieure bei Peugeot austoben. Um zu sparen, wurden soweit wie möglich vorhandene Komponenten verwendet. Fahrwerksteile, Bremsanlage und Heckflügel stammen vom LMP 1, ebenso die Luftzuführung für den Motor. Zuerst wollte man auch den Dieselmotor und das Hybridsystem des LMP-Boliden verwenden, scheiterte aber an zu vielen technischen Problemen. Fündig wurde man im eigenen Hause aber doch, ein 3,2 Liter Biturbo, der 2003 für den Pescarolo C60 gebaut wurde, bekam neue Garrett Turbolader nebst Anbauteilen verpasst und kam nun auf 875 PS. Da der 875 kg schwere Wagen nur am Pikes Peak eingesetzt werden sollte, konnte man die Getriebeabstufung optimal auf die Strecke anpassen. Wegen des Allradantriebes war man allerdings gezwungen, ein neues Getriebe zu entwickeln, das des LMP konnte nicht verwendet werden.

Von 0-100 km/h benötigte der Peugeot 1,8 Sekunden. Die Spitzengeschwindigkeit lag bei 240 km/h, der Leistungsverlust bis zum Ziel wurde mit 130 PS angegeben. Anfang 2013 begann man, das Auto zu testen. Probleme machte den Testingenieuren der teilweise eingeschneite Pikes Peak, da sie kein Streckenprofil für die Simulationen erstellen konnten. Dies wurde erst im Juni nachgeholt. Durch das Engagement von Red Bull wurde der neunmalige WRC-Champion Sebastian Loeb verpflichtet. Bereits im Training fuhr Loeb mit dem Peugeot 208 T16 deutlich schneller als die Konkurrenz. Die Simulationen ergaben eine theoretische Bestzeit von 8 Minuten 15 Sekunden. Am 30.06.2013 war es dann soweit, Loeb erreicht mit 8:13.878 Minuten das Ziel und unterbot nicht nur den Vorjahresrekord von Rhys Millen (9:46.164 Minuten) um mehr als 90 Sekunden, er unterbot auch alle auch noch so optimistischen Prophezeihungen.

Bereits vor einiger Zeit hat Spark den 208 T16 als „Testcar“ in Karbonoptik auf den Markt gebracht, nun folgte die Rennversion. Betrachtet man das Modell, wird klar, warum der Wagen bei Peugeot intern „Giftwürfel“ genannt wurde. Die dem straßentauglichem Peugeot 208 nachempfundene Karosserie ist wunderschön umgesetzt. Sieht man sich den monströsen Splitter an, versteht man, warum die Pikes Peak-Autos auch schon mal als Schaufelbagger bezeichnet werden.

Verglichen mit anderen Pikes Peak-Rennern wirkt der Bolide direkt ästhetisch. Das Red Bull- Design verleiht dem Wagen eine gewisse Eleganz. Lackierung und Dekoration sind makellos, der Peugeot-Löwe und die Typenbezeichnung am Heck mit Ätzteilen dargestellt. Wie im Original wurde die Beleuchtungsanlage nur mit Decals nachgebildet. Die beiden verchromten Kisten über der Frontscheibe und auf dem Splitter stellen Kameras da. Eine Dritte könnte auf dem Kotflügel hinten links platziert werden, die Befestigung ist vorhanden. Dass sie am Modell fehlt, entspricht zumindest einigen Originalbildern. Wunderbar auch die Chromleisten unter den Seitenfenstern und die Kühlermaske. Diese erinnert stark an einen Walhai auf Futtersuche. Hinter dem Lufteinlass sind insgesamt drei Kühler eingebaut. Der kleinste war hier nicht immer angebracht, er fand seinen Platz auch manchmal im Heck des Fahrzeugs. Ebenso gab es auch zeitweise eine Abschleppöse, rechter Hand der Kühleröffnung, die am Modell nicht zu finden ist. Auch diese ist allerdings nicht auf allen Vorbildfotos vorhanden. Blickt man durch die Fenster des Peugeot, erkennt man, soweit sichtbar, einen vollständigen Gitterrohrahmen, ein spartanisches Cockpit mit den Schaltwippen am Lenkrad und einem kleinen Display. Hinter einer Trennwand aus Kohlefaser ist das 3,2 Liter Biturbo-Kraftwerk untergebracht. Direkt aus der Residenz des Triebwerks wächst der riesige Heckflügel aus der Heckscheibe. Unterhalb, zwischen Diffusor und Heckklappe erblickt man noch einige Details des Motors. Nicht unerwähnt bleiben sollten die liebevoll nachempfundenen Auspuffendrohre in den Schwellern und natürlich die perfekte Darstellung von Rädern und Bremsen.

Aufgrund ihrer kompromisslosen Auslegung sind Pikes Peak-Rennwagen immer ein Blickfang, egal ob Original oder Modell. Mit dem Peugeot 208 T16 hat Spark einen der optisch ansprechenderen Vertreter herausgebracht, der auf alle Fälle ein Hingucker in jeder Sammlung ist. Details wie und wo Kameras, Kühler und Schleppöse wann angebracht waren, lassen sich wohl nicht mit letzter Sicherheit klären, schmälern aber die Qualität des Modells in keinster Weise.

Unser Fotomuster stammt von Supercars aus München, vielen Dank für die Unterstützung.

Text und Fotos: Robert Balb

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