Sonntag, 9. Juni 2013
Gruppe 5 extrem: Lotus Europa Minolta DRM 1979 von Spark, 1:43
Der sehr liberalen Ausschreibung der Gruppe 5 verdanken wir einige der spektakulärsten Rennsportwagen aller Zeiten. Nicht alle waren erfolgreich, und zu dieser Kategorie zählt leider Harald Ertls Lotus Europa. Das aktuelle Modell, das Spark für seine Deutschland-Serie in einer 1000er Auflage produziert hat, nehmen wir unter die Lupe.
Harald Ertl, Österreicher mit deutscher Rennfahrerlizenz, war ein Multitalent. Als gelernter Journalist konnte er sich gut vermarkten, Sponsoren an Land ziehen, und als Typ war er sowieso schon durch sein Auftreten ein Original. Immerhin 4 Jahre hielt er sich in der Formel 1, auch wenn zählbare Erfolge ausblieben, mehrte er seinen Bekanntheitsgrad. 1978 kam er dann zur Schnitzer-Truppe und sofort gelang ihm mit dem BMW 320 Turbo der Freilassinger der große Wurf, die Meisterschaft in der DRM, der Deutschen Rennsportmeisterschaft. Für die nächste Saison jedoch entschied Ertl sich für das Zakspeed-Team, da er sich vom Ford Capri mehr versprach. Parallel dazu verfolgte er unter Einsatz von über 200.000,- DM ein eigenes Projekt für ein seiner Meinung nach optimales Gruppe 5-Sportgerät. Als Basis diente das Monocoque eines TOJ (=Team Obermoser Jörg), die Karosserie mit dem Mittelteil des Basisfahrzeugs wurde aus Kunststoff gefertigt und entfernte sich reglementsgerecht bis auf Hauben, Türen und Dachaufbau total vom Aussehen des Lotus Europa. Ebenso reglementsentsprechend war der Einsatz eines Ford-Vierzylinders, dafür diente der gleiche 1,4-Liter Turbo wie im Zakspeed Capri. Von der Papierform durch niedrigen Schwerpunkt, niedrigen Querschnitt und Rennfahrwerk ein geniales Rennauto, fehlte es natürlich dann am Einsatz und an der weiteren Entwicklung. Harald Ertl selbst war durch seinen Zakspeed-Vertrag meist gebunden, so dass man nur am 1000-km-Rennen am Nürburgring teilnahm, dort schied Ertl früh mit Elektrikproblemen aus, die Copiloten Heyer und Grohs kamen gar nicht zum Fahren. Für Heyer eher glücklich, denn als Bilstein-Fahrer hätte ihm etwas Ärger gedroht, wenn er mit dem Sachs-gesponserten Lotus gefahren wäre. Nach einigen Modifikationen, unter anderem der Montage eines Heckflügels, buchte Mario Ketterer vom Immo Klein-Team für 10.000 DM den Europa für den ADAC-Supersprint, ebenfalls am Nürburgring. Von Startplatz 6 aus ging es aber auch nicht in die vorderen Ränge und in der 23. Runde war Schluss, auch mit der Rennkarriere des Lotus. Harald Ertl kam leider nach Beendigung seiner Karriere 1982 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Im Internet existieren Fotos, die zeigen, dass das Auto beim Oldtimer-Grand-Prix 2004 gefahren wurde, scheinbar bemüht sich derzeit Ertls Sohn, das Fahrzeug für eine zu organisierende Sonderausstellung über seinen Vater zu bekommen.
Es kommt eher selten vor, dass Spark für seine Länderserien völlig neue Modelle kreiert. Umso erfreulicher, dass man sich an diesen optisch attraktiven, erfolglosen Gr.5-Renner gewagt hat. Am Heckspoiler, am Fahrernamen und an der Sponsorenbeklebung erkennt man sofort, dass es sich um das Supersprint-Auto handelt, und soweit das Fotomaterial zeigt, hat man den Lotus sehr schön umgesetzt. Die extreme Keilform ist perfekt wiedergegeben, die Beklebung ist gut und komplett. Die Immo-Klein-Schriftzüge wurden im Vorbild extra für diesen Einsatz hinzugefügt, die Streifen an den Flanken betonen die Keilform. Die Anbauteile wie Heckflügel, Wischer, Spiegel, Türgriffe, Lüftungsgitter oder Scheibenrahmen sind bis ins Detail nachgebildet. Besonders gut sind die Räder gelungen, beim Original handelt es sich um Ronal-Felgen mit 16 Zoll vorne und 19 Zoll hinten. Auch der eher karge Innenraum ist gut ausgeführt, am Unterboden finden sich lediglich eine Getriebenachbildung und der Auspuff.
Das Niveau, das Spark derzeit anbietet, macht wirklich große Freude, und die Modelle sind ihr Geld wert. Schön, dass man auch solche etwas ausgefallenen Vorbilder reproduziert.
Unser Fotomuster kommt von Supercars in München, vielen Dank dafür.
Text und Fotos: Rudi Seidel