Donnerstag, 19. April 2012

Der letzte Heckmotorsaurier: Tatra 613 von IST Models, 1:43

Der 613 war die letzte komplette Neuentwicklung der Marke Tatra, einem Unternehmen mit langer Tradition und dank des Konstrukteurs Hans Ledwinka avantgardistischen Schöpfungen in den Jahren vor und nach dem 2. Weltkrieg. Sehr erfreulich, dass IST Models von diesem Fahrzeug eine Miniatur präsentiert.

Die Wurzeln des Tatra 613 finden sich bereits in den frühen 30er Jahren, als besagter Ledwinka zusammen mit seinem Sohn und dem Ingenieur Erich Übelacker das Projekt eines stromlinienförmigen Luxuswagens mit luftgekühltem V8-Heckmotor iniziierten. Der Typ 77 war ein riesiger Wagen mit 5,20 m Länge, 6 Sitzplätzen und 60 PS aus 3 Litern Hubraum. 1935 kam der 77a, nochmals 20 cm länger mit 70 PS aus 3,4 Litern. Vor und nach dem Krieg wurde das Konzept mit dem kleineren 87 weiterentwickelt, bis dann 1956 der Langläufer 603 auf den Markt kam, der bis 1975 produziert wurde. Erst 1970 fiel dann die Entscheidung, mit dem von Vignale entworfenen 613 neue Wege zu beschreiten. Technisch blieb es beim V8-Heckmotor, aber inzwischen mit 3,5 Litern, vier obenliegenden Nockenwellen und 165 PS, die den kantigen Nachfolger der Stromlinientatras auf 190 km/h brachten. Die Produktion kam nur schleppend in Gang, aber 1974 erreichte man eine Produktion von 3045 Einheiten insgesamt, ungefähr zu gleichen Teilen 603 und 613. Über die Jahre gab es viele Sonderversionen, z. B. Krankenwagen, Landaulets und sogar ein Coupé. Diverse Facelifts und am Ende sogar noch die Weiterentwicklung in den Typ 700 hielten den Tatra noch bis 1998 am Leben. Aber auch der Versuch des Briten Tim Bishop, den Tatra als individuelle Alternative in seiner Heimat zu vermarkten, musste scheitern. Und irgendwie ergibt sich der Vergleich mit der Tierwelt in Australien, wo archaische Beuteltiere überleben konnten, weil sie keine Feinde hatten. In einer freien Wirtschaft hätten die Heckmotorsaurier aus der Tschechoslowakei wohl auch keine Überlebenschance gehabt.

Das IST Modell zeigt die große, aber formal doch recht filigrane Limousine, wie sie Mitte der 70er produziert wurde. Wie aus dem Hause IXO, wo ja auch diese Serie herkommt, gewohnt, ist das Modell durchaus gut detailliert, viele Anbauteile, feine Wischer, Stoßstangen, Felgen, Leuchteinheiten, sogar Schmutzfänger und recht feine verchromte Außenspiegel (auch hier hätte einer genügt). Die Bedruckungen sind gut, wie auch die Lackqualität, der Farbton Champagner metallic ist allerdings nicht jedermanns Sache. Aber wenn ich mich erinnere, bei uns im Viertel gab es jahrelang ein hellblaues Exemplar . . . Bei den Zierleisten und Fensterumrandungen muss man sich mit silberner Bedruckung zufrieden geben, aber die Ausführung ist sauber, und einem Modell für unter 30 Euro kann man das besser verzeihen als manchem wesentlich teureren Produkt. Die Innenausstattung ist zweifarbig ausgeführt, die Armaturen als Decals, etwas plastikhaft, aber schon akzeptabel.

Insgesamt also eine sehr gelungene Nachbildung dieser extravaganten Limousine, die in keiner Sammlung fehlen sollte, die auch für die Exoten der Automobilwelt Platz hat. Ich persönlich hoffe noch auf eine Variante in staatstragendem schwarz oder dunkelblau, leider hat die limitierte Version von Model Car World auch ein nicht passendes, etwas zu grelles blau.

Unser Fotomodell wurde uns von Menzels Lokschuppen zur Verfügung gestellt, vielen Dank dafür.

Text: Rudi Seidel, Fotos: Georg Hämel

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