Dienstag, 20. März 2018

Wolfsburger im Schafspelz aus Down Under - Volksrolet 1600 TL V8 von Armco Modelcars, 1:43

Auch wenn das hier präsentierte Modell weder eine echte Neuheit noch in europäischen Modellautoläden zu finden ist, wollen wir diesen Exoten aus Down Under vorstellen.

Der Typ 3 war das erste Mittelklasse-Modell von VW, es gab die Limousine mit Stufen- sowie ab 1965 auch Schrägheck (TL, stand für Touren-Limousine, wurde damals aber auch als "traurige Lösung" verspottet) und als Kombi (Variant). Der Wagen wurde als VW 1500 auf der 40. IAA in Frankfurt 1961 präsentiert. Bis Juli 1973 wurden fast 2,6 Millionen Wagen hergestellt. Der VW Typ 3 brach nicht mit dem Konzept des VW Käfers. Der Radstand wie auch der inzwischen nicht mehr zeitgemäße Zentralrohrrahmen anstatt einer selbsttragenden Karosserie wurden wie auch das Prinzip des gebläsegekühlten Heckmotors beibehalten. Die wesentlichen Unterschiede zum Käfer waren einerseits der Übergang auf eine damals bereits altmodische Pontonkarosserie, die immerhin ein besseres Platzangebot als der Käfer ermöglichte. Ein weiterer Unterschied betraf den Motor als Flachmotor mit mehr Hubraum, Der Flachmotor machte aufgrund seiner geringeren Höhe von rund 40 cm das Kombi-Modell Variant sowie bei der Limousine und dem TL den von außen zugänglichen hinteren Kofferraum möglich. Den VW 1600 TL mit 1584 ccm und 54 PS für 6.690 DM gab es ab dem Jahr 1965. Später kam noch ein Facelift, bis der Typ 3 dann endlich vom zeitgemäßen Passat, der ja ein Audi 80-Klon war, abgelöst wurde.

Im Jahr 1973 wurden übermäßig getunte Tourenwagen in der australischen Szene durch Verschärfung der Regeln zwar ausgeschlossen, doch die immer populärere Klasse der super-modifizierten Tourenwagen erhielt von der Sportbehörde CAMS die Anerkennung. Für den Sieger der Marlborough Series gab es ein Preisgeld von $100,000. Ursprünglich war die Sport Sedan Serie im Grunde genommen das Spielfeld mittelloser Privatfahrer, die einem Mini oder einen alten Holden einen stärkeren Motor verpflanzten und hofften, dass das Ganze lange genug hielt, um die Zielflagge zu erreichen. Doch mit dem offiziellen Status wurde die Szene immer professioneller und es wurden Tourenwagen an den Start gebracht, die nur noch äußerlich den Serienfahrzeugen entsprachen, der Beginn von Silhouette-Rennwagen. Die "Sports Sedans" waren eine Art "alles geht" Kategorie.

Bryan Thomson schuf den "Volksrolet". Irgendwie kam eine Fastback-Volkswagen-Karosserie in seinen Besitz, daraus entwickelte sich die Idee, mit dem VW als Rennauto die Dominanz der schnellen Porsche zu brechen. Er war ein Fahrer mit bereits langjähriger Erfahrung, zwar kein Profi , aber mit ausreichenden Mitteln, um einen Vollzeit-Rennmechaniker zu beschäftigen und seinen eigenen Rennladen zu betreiben. Er setzte bis dahin einen Holden Torana mit dickem Chevrolet-Motor ein. Das neue Autos sollte die Verwendung möglichst vieler Teile aus der Formel 5000 ermöglichen, insbesondere den Motor des McLaren M10B, des damals in dieser Serie erfolgreichste Modells. Thomsons Rennmechaniker Peter Fowler beherrschte die Kunst, den VW in eine breitspurige, brüllende Bestie zu verwandeln. Er verpflanzte in die Karosserie des VW 1600 TL den Motor und die mechanischen Komponenten des McLaren, die Hewland LG 600-Gearbox mit fünf Gängen und die Hinterachsaufhängung sowie die F-5000 Antriebswellen mit innenliegenden Scheibenbremsen. Die Radaufhängung vorn stammte vom Jaguar E. Der hintere Fahrgastraum diente als Motorraum, wobei die Chevrolet-Einheit sehr niedrig eingebaut wurde. Die Karosserie wurde mit dem Überrollkäfig versteift. Türen und Hauben waren aus Fiberglas. Um die breiteren Reifen unterzubringen, wurde die Karosserie verbreitert. Mit kleineren 13-Zoll-Magnesium-Rädern an der Front und 15-Zoll am Heck, konnte das Auto tiefergelegt werden. So umgebaut erreichte der VW eine Vmax von annähernd 255 km / h. Seine Debütsaison beendete Bryan als Zweiter. John McCormack gewann mit seinem hochmodifizierten Chrysler Valiant Charger-Repco Holden V8, nachdem der VW im letzten Rennen der Serie in Führung liegend von einem Konkurrenten von der Strecke gedrängt wurde. Der VW wurde noch mehrere Saisons gefahren, aber leider Mitte der 1980er Jahre verschrottet. Der Volksrolet Typ 3 Fastback galt sicherlich als der gemeinste Wolfsburger im Schafspelz.

Technische Daten: V8, 4949 ccm, 468 PS, Chevrolet-Motor aus dem McLaren M10B F5000.

Armco Model Cars ist ein australischer Modellproduzent, wir nehmen an, dass die Wiege dieser Resinminiaturen wie gewohnt in China liegt. Das Modell ist nett in einer Klappbox verpackt, ein Zertifikat mit der Seriennummer (500 Stück) und dem Autogramm des Fahrers Bryan Thomson liegt bei. Den Australiern ist ein sehr gut geformter VW 1600 TL gelungen, die Seitenlinie und der Dachaufbau passen perfekt. Aber der erste Blickfang sind natürlich die blauen und gelben Streifen auf schwarzem Grund, die zusammen mit den Startnummern ein sehr typisches 70er-Jahre Design zeigen. Die dicken Backen mit den breiten Rädern, der große Kühllufteinlass an der Front und die beiden Ofenrohre unter der hinteren Stoßstange vervollständigen das Bild. Innen finden wir einen Überrollkäfig, die Motorabdeckung, zwei Sitze mit Schultergurten und ein spartanisches Armaturenbrett. Türgriffe, Wischer, rechter Außenspiegel und Rücklichter sind separat eingesetzt, die Scheiben haben fotogeätzte Rahmen. Ein weiterer Farbtupfer ist der rote Blendschutz an der Windschutzscheibe, schön, dass nur der kleine Fahrername links und rechts hinter den Türen steht und keine Werbeschriftzüge den Gesamteindruck dieses bunten Vogels stören. Wer sich für exotische Renntourenwagen interessiert, sollte versuchen, diesen VW aus Australien zu bekommen, das Internet macht's möglich!

Fotos und Text: Rudi Seidel, wir danken unserem Leser Joachim Hambücher für die Beschaffung des Modells und einige Recherchen zum Vorbild.

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.