Sonntag, 30. September 2018

Schweizer Skorpione - "Abarth Racing Cars Collection 1949 - 1974" bei Delius Klasing

Diese Neuerscheinung ist natürlich nicht das erste Werk über Carlo Abarth, den PS-Zauberer aus Turin und seine Kreationen, aber der Einblick in eine der größten Sammlungen zu diesem Thema in Europa macht sehr viel Freude.

Der Schweizer Engelbert Möll kaufte sich 1963 einen Abarth Simca 1300, um damit wieder ein konkurrenzfähiges Sportgerät zu besitzen. Nach einigen Siegen verunglückte er leider auf der Stuttgarter Solitude so schwer, dass er seine Rennkarriere vorübergehend aussetzen musste und 1969 endgültig beendete, um sich seinen Geschäften zu widmen. Allerdings kaufte er drei Jahre später als Liebhaberei einen 1000 Bialbero in schlechtem Zustand, das war der Grundstock zur heutigen Sammlung von rund 50 Exemplaren, darunter absolute Raritäten. Eine vergleichbare Sammlung dürfte in Europa nur noch Leo Aumüller in Schönbrunn im Steigerwald besitzen, beide eint, dass ihre Autos immer in perfekten, rennfertigen Zustand versetzt sind.

Der Layouter und Grafiker Stafan Bogner und der Techniker Franz Steinbacher, früherer Abarth-Mechaniker, haben sich zusammen mit dem anonym bleibenden Autoren JB der Aufgabe gestellt, die wichtigsten Autos der Möll-Collection zu präsentieren und in den historischen Kontext zu stellen. Dabei halfen international renommierte Fotografen wie Remi Dargegen, Michael Zumbrunn und andere. Und der Verlag Delius Klasing hat das aufwändige Projekt übernommen und sichtlich keine Kosten gescheut, dem Freund des Skorpions ein repräsentatives Werk zu präsentieren.

Das Buch startet nach dem Vorwort, einer Würdigung des Firmengründers, mit Erinnerungen verschiedener, noch lebender Zeitzeugen wie Kurt Ahrens, Eberhard Mahle,Arturo Merzario, Peter Schetty, Dieter Quester, Hans Herrmann, Mauro Forghieri, um nur einige zu nennen. Mit dem Fiat Abarth 500 GT Coupé Zagato von 1957 startet der Blick in Mölls Sammlung. Jedem Auto sind einige Seiten gewidmet, jeweils mit einem kurzen Text, den wichtigsten Daten und vielen großformatigen, aber auch Detailfotos, teilweise ergänzt durch historische Aufnahmen. Insgesamt werden 44 Fahrzeuge sowie der 6-Liter-Zwölfzylinder-Motor für den 1967 geplanten Prototypen T140 präsentiert, mit dem Abarth in der großen Prototypenklasse starten wollte, die aber leider für 1968 nicht mehr homologiert war. Der Schwerpunkt liegt bei den kleinen Coupés, aber auch die Rennsportwagen sowie einige Rekordautos finden Platz. Insgesamt ein beeindruckendes Portfolio, das von den frühen Bialbero über die Simca GT, die 600-Derivate, die OT-Typen bis hin zu den 2000 und 3000 Sport Spiders reicht.

Das Layout ist großzügig, leider konnte man sich nicht verkneifen, einige der tollen Fotos über den Bund zu ziehen, was die Freude des Betrachters etwas trübt. Der Druck ist sicherlich sehr gut, auch auf dem matten Papier kommen die Details sehr gut zur Geltung. Manche historischen Aufnahmen können nicht ganz mithalten und sind in der Vergrößerung unscharf oder pixelig. Die Gesamtverarbeitung und die Bindung hinterlassen einen sehr guten Eindruck, nicht unwesentlich bei einem Buch mit 420 Seiten. Die Texte zu den Fahrzeugen sind kurz, enthalten aber einige Informationen, wer ein Typenbuch sucht, wird hier nicht fündig, das war auch nicht das Ziel der Produzenten. Für den Verkauf an internationales Publikum ist der dreisprachige Text (deutsch, englisch, italienisch) sicherlich dienlich, der Umfang wächst auf diese Weise zusätzlich. Eine einsprachig deutsche Ausgabe wäre aber sicherlich nicht in genügender Auflag zu vermarkten. Deshalb freuen wir uns, dass dieses Buch produziert wurde, den wahren Fan stört dann auch der Preis von 78,- Euro nicht, so ein schönes Buch hat auch Geschenkepotential!

„Abarth Racing Cars Collection“ ist wie gesagt bei Delius Klasing erschienen, 420 Seiten, über 200 Fotos, ISBN
978-3-667-11392-4, Preis 78,- Euro.

Rezension: Rudi Seidel

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