Montag, 13. März 2017

Automobiles Frühlingserwachen bei der Retroclassics in Stuttgart

Die Retro Classics im Stuttgarter Messezentrum hat ihren Stand als führende Veranstaltung im süddeutschen Raum ausgebaut, wie der Andrang an Ausstellern und Besuchern deutlich zeigt. Die Lage ist natürlich optimal, direkt am Flughafen und an der Autobahn, großes Einzugsgebiet und keine Alternativen, in München bringt ja leider nach wie vor niemand etwas vergleichbares zustande. Im Vergleich zu den vorhergehenden Terminen spürt man, wie sich die Hallen trotz größerer Ausstellungsfläche noch dichter gefüllt haben. Vor allem in der Halle 8, die früher ein Mekka für Nutzfahrzeug-, Bus- und Schlepperfreunde war, haben inzwischen Clubs und Händler ihre Stände aufgebaut. Die Platzvergabe für Clubs leidet etwas, auch vermisst man größtenteils die ideenreichen, liebevoll ausgeschmückten Stände. Interessant der Opel-Gemeinschaftsstand, wo an verschiedenen Ausstellungsstücken demonstriert wurde, wie groß der Aufwand für eine Restaurierung von Butter- und Brot-Autos ist, die sicher nie den Gegenwert der investierten Arbeit einbringen werden. Der mutige Besitzer kann sich dann eines seltenen Old- oder Youngtimers erfreuen, den man im Gegensatz zu den wie immer massenhaft gezeigten Porsche 911-Varianten und jüngeren Mercedes-Fahrzeugen nicht in jeder Halle und an fast jeder Straßenecke zu sehen bekommt. Beispiele hierfür sind sicherlich die gezeigten Opel Rekord D CaraVan oder der auf einem anderen Stand entdeckte Fiat 128 Familiare. Die schon im letzten Jahr gesehenen extrem zugeparkten Stände mancher Händler gab es auch dieses Jahr, leider auch in der heftig beworbenen neuen Halle mit dem Thema "Passione Italiana". Von der Idee her sicherlich gut, in der Ausführung besteht schon noch Verbesserungspotential, was die Ausgestaltung der Halle und mancher Stände betrifft. Der Fiat 2100 Speciale, der 1959 dem Papst Johannes überlassen wurde und jetzt verkäuflich ist, hätte schon eine andere Präsentation verdient. Mit diversen Probier-, Essen- und Verkaufsständen will man sicherlich auch die nicht so autoaffine Begleitung unterhalten, Taschen und Schuhe gehen ja immer . . .

Wir fanden doch wieder genügend spannende Ausstellungsstücke und auch ein gutes Angebot von Literatur, Modellautos und sonstigen Automobilia, eine Reise nach Stuttgart ist wirklich jedem Freund klassischer Mobilität zu empfehlen. Gleich zwei der raren Mazda Cosmo Wankelsportwagen sieht man nicht alle Tage. Auch das Rahmenprogramm ist erfreulich, alte Kämpen wie Walter Röhrl, Jochen Mass oder Roland Asch erfüllen meist gerne Autogrammwünsche und freuen sich über Benzingespräche mit kundigen Fans oder wollen ihre Biographie vermarkten. Das Porsche-Museum ließ zum 70. von Walter Röhrl bei Spark vier Sondermodelle fertigen, der Stand zeigte Porsches von der Safari und der Paris-Dakkar.

Unsere Bilderstrecke, die natürlich wieder unsere speziellen Vorlieben widerspiegelt, beginnt mit der kleinen, aber feinen Stanguellini-Sonderschau, für die einige reizvolle Exponate aus dem kleinen Firmenmuseum nach Stuttgart gebracht wurden. Daneben zeigte man noch Fahrzeuge aus der Maserati-Sammlung des Signore Panini (Ja, das ist der von den Fußballbildchen!), aufgrund des Museumsbestandes hätten wir uns vielleicht noch mehr davon gewünscht, sowie einen Alfa Romeo 1900 mit Spezialkarosserie von Ghia Aigle.

In den Hallen selbst entdeckten wir zwei Fiat 1500 GT Ghia, ein Fiat 1300 Coupé Vignale sowie den Fiat 125 Samantha Vignale, kurioserweise nicht in der Italienhalle, dort standen neben dem erwähnten Fiat 2100 eine Fulvia Barchetta, diverse Abarth, ein makelloser Fiat 1100 Familiare, aber auch ein Blechkünstler, der mehr oder weniger gelungene Miniaturkarosserien aus Alu fertigt. Ein Einzelstück ist der Mariani, ein kleiner Sportwagen auf Fiat-Basis mit dem Vierzylinder V-Motor des Lancia Ardea. Der Lancia selber bildete in Halle 8 ein Paar mit einer Appia der ersten Serie, mit ihrer pfostenlosen Bauweise sind beide wirklich nette kleine Luxuslimousinchen. Daneben konnten wir einen Stratos sowie das Beta Coupé in Rallyeversion bewundern, überhaupt waren diverse Rennfahrzeuge über die Hallen verstreut.

Neben den erwähnten Autos aus Stuttgarter und sonstiger deutscher Produktion bestand das Angebot der Händler meist aus italienischen Fahrzeugen, Großbritannien oder Frankreich schienen eher unterrepräsentiert. Ferraris aus den 70er und 80er Jahren, aber vor allem Alfa Romeo und Maserati vom 3500 bis hin zu Ghibli und Indy waren sehr stark vertreten, will man da Gewinne abschöpfen, bevor die Blase doch einmal platzt?

Für Literatursammler fand sich wieder ein reiches Angebot, preislich natürlich stark differierend. Ein nettes Souvenir war da ein Prospekt der Carrozzeria Pasino aus Alessandria mit Sonderaufbauten auf dem Fiat 1100 T für sehr faire 15,- Euro Neben dem bekannten Buchhändler Gilena aus Brescia fand auch die Libreria dell'Automobile aus Mailand den Weg nach Stuttgart. Damit war für den Buchfreund insgesamt ein sehr großes Angebot an neuen und antiquarischen Titeln verfügbar, das Angebot an Modellautos war eher durchschnittlich und vor allem bei der Automania mit viel Ramsch durchsetzt. Der bekannte Händler Max Polo aus Grosseto war mit seinem neuen Platz in der Italienerhalle nicht besonders glücklich, seine antiquarischen Schätze, häufig auch mit Originalverpackung, sind halt keine Mitnahmeartikel, sondern wertvolle Sammlerstücke.

Schön, dass Spark wieder einen eigenen Stand hatte, wo es mehr um Kontakte als um Verkauf ging. So kann man aus erster Hand erfahren, was uns Sammler bewegt. Beeindruckend die Großmodelle in 1:8, auch diese hochpreisigen Artikel finden ihren Markt. Und der Autor fand zu seiner großen Freude zwei längst vergriffene Modelle, einen Giannini 595 und eine schöne AC Shelby Cobra 289 in Straßenversion, da wurde wohl im Lager aufgeräumt.

Wir werden natürlich auch 2018 wieder dabei sein, wenn wir auch die Überschneidung mit Essen sowohl aus Besucher- als auch aus Ausstellersicht ungünstig finden. Und wer nicht solange warten will, kann es ja mit der zum zweiten Mal veranstalteten Retro Classics Bavaria in Nürnberg vom 8.-10.12.2017 oder mit der neuen Retro Classics Cologne vom 24.-26.11.2017 versuchen.

Für einen größeren Rückblick mit noch mehr Bildern empfehlen wir www.zwischengas.com , nach kostenloser Anmeldung kann man die Fotostrecke und vieles mehr betrachten!

Fotos und Text: Rudi Seidel

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