Freitag, 25. März 2016

Auch dieses Jahr wieder eine Reise wert - Retro Classics Stuttgart 2016

Die Retro Classics im Stuttgarter Messezentrum hat sich inzwischen zur führenden Veranstaltung im süddeutschen Raum entwickelt, wie der Andrang an Ausstellern und Besuchern deutlich zeigt. Die Lage ist natürlich optimal, direkt am Flughafen und an der Autobahn, großes Einzugsgebiet und keine Alternativen, in München bringt ja leider niemand etwas zustande, die alte Classic Mobil in der Olympiahalle konnte nie richtig überzeugen und Augsburg oder Ulm sind eben mehr regionale Teilemärkte, die aber sicher anderweitig ihre Reize haben. Im Vergleich zu den vorhergehenden Terminen spürt man, wie sich die Hallen dichter gefüllt haben. Vor allem in der Halle 8, die früher ein Mekka für Nutzfahrzeug-, Bus- und Schlepperfreunde war, haben inzwischen mehr Händler ihre Stände aufgebaut. Auch ist die Großzügigkeit bei der Platzvergabe für Clubstände nicht mehr so gegeben. Dafür finden sich in den Hallen immer mehr „Gebrauchtwagenhändler“, die bevorzugt Porsche 911-Varianten und jüngere Mercedes-Fahrzeuge zu durchaus strammen Preisen an den Mann bringen wollen und wohl aufgrund der Standgebühren auch den letzten Zentimeter ausnützen. Aber das ist halt die derzeitige Marktentwicklung, der die Messe ihren Tribut zollen muss.

Wir fanden trotzdem jede Menge spannende Ausstellungsstücke, interessante Präsentationen und auch ein gutes Angebot von Literatur, Modellautos und sonstiger Automobilia, eine Reise nach Stuttgart ist wirklich jedem Freund klassischer Mobilität zu empfehlen. Auch das Rahmenprogramm ist erfreulich, alte Kämpen wie Walter Röhrl, Hans Herrmann oder Roland Asch erfüllen gerne Autogrammwünsche und freuen sich über Benzingespräche mit kundigen Fans.

Unsere Bilderstrecke, die natürlich wieder unsere speziellen Vorlieben widerspiegelt, beginnt mit der kleinen, aber feinen Veritas-Sonderschau, eine solche Menge dieser höchst raren Autos zu versammeln, ist eine anerkennenswerte Leistung. Wer will, kann die Fotos des Coupés mit dem kürzlich vorgestellten Matrix-Modell vergleichen und sich seine Meinung über die Proportionen der Miniatur bilden.

Der Maserati 4CLT und der (verkäufliche) Ghia 230 S freuen uns Italien-Fans, der Porsche 924 Prototyp zeigt deutlich, wieviel Nacharbeit notwendig war, um ein ansehnliches Auto auf den Markt zu bringen. Der Abarth X1/9 ist eine Replica, der Laverda 4x4 das einzige Auto aus der bekannten Motorradschmiede, der eine sehr schöne Sonderschau gewidmet war. Auch der Quattro S1 (mit Freisinger Zulassung!) war verkäuflich, ob es sich um ein Original handelt, war auf die Schnelle nicht zu ermitteln, vielleicht weiß einer unserer Audi-Spezialisten mehr?

Mit Sicherheit eine der Top-Raritäten war der Meccanica Maniero 4700 GT, ein Einzelstück eines Coupés mit Michelotti-Design und Ford-V8-Triebwerk. Vorgestellt in Genf 1967, hat das Auto komplett und im Originalzustand überlebt, sehr liebevoll die Präsentation der zugehörigen Originaldokumente, zeitgenössischen Fotos und Zeitschriftenberichte. Mal sehen, wie es damit weitergeht, eine Neulackierung ist sicherlich unvermeidlich, um den alten Glanz wiederentstehen zu lassen.

Im Vorfeld wurde viel Lärm um einen der sieben noch existierenden GM Futureliner gemacht, leider konnten weder der nicht originale Zustand noch die Gestaltung des Standes den Erwartungen genügen. Bei den Ausstellern handelt es sich um ein Klassikerprojekt aus Jena, hinter dem ein vermögender Sammler stecken soll. Nach der Messe wird der Futureliner restauriert und in den Originalzustand versetzt, man kann gespannt sein!

Der Werkmeister-BMW 328 von 1952, der im April von Coys versteigert wird, hätte als Ergänzung zur Veritas-Schau gepasst, hat er ja dieselben Wurzeln.

Unser Liebling war der MG TD mit seiner von Michelotti 1953 gezeichneten Vignale-Coupé-Karosserie. Sehr Ferrari-like, dieser Zweisitzer mit einem Barfach für zwei Flaschen und vier Gläser im Fond. Das waren noch Zeiten, als wohl nicht nur das Auto betankt wurde . . .

Zwei sehr unterschiedliche Kleinwagen beenden unsere Bilderreihe; der Mini Marcos im Look des Le Mans-Teilnehmers und der Voisin Biscuter, ein minimalistisches Fahrmobil, das von Gabriel Voisin, einem extravaganten Auto- und Flugzeugpionier entwickelt und in Spanien produziert wurde. Das Schild „verkocht“ steht natürlich nicht für eine zur Winzigkeit führende Wärmebehandlung, sondern zeigt, dass auch dieses Unikum bereits einen Käufer gefunden hatte.

Dann gab es noch die Sonderausstellung von Exponaten aus der Louwman-Collection, tolle Fahrzeuge, die leider so eingezäunt waren, dass das Fotgrafieren schwer fiel, und die Replik des Bugatti 41 Royale Esders Roadster. Oder für Rennfans Fahrzeuge aus der Sammlung von Roland Asch. Sicherlich hat jeder Besucher etwas für sein Interessengebiet gefunden.

Für Literatursammler fand sich ein reiches Angebot, preislich stark differierend. Interessanterweise zog einer der bekanntesten Händler aus Italien für alte Literatur Stuttgart der gleichzeitig stattfindenden Messe in Mailand vor, während der Buchhändler Gilena aus Brescia an beiden Veranstaltungen teilnahm. In der Halle 9 fand dann der Berichterstatter sein Highlight, einen Fiat 500 C als Kunststoffmodell aus den 50ern vom italienischen Hersteller INGAP. Bei Porsche konnte man das 718/8 Targa Florio Coupé von Spark in 1:43 kaufen, ansonsten war das Angebot an Modellautos eher durchschnittlich und mit viel Ramsch durchsetzt.

Schön, dass Spark einen eigenen Stand hatte, wo es mehr um Kontakte als um Verkauf ging. So kann man aus erster Hand erfahren, was uns Sammler bewegt. Ein ausgiebiges Gespräch mit Friedrich Lämmermann, dem Chef von Raceland brachte interessante Informationen über die Entwicklung und Recherche für die Gold Edition-Sondermodelle, die nächsten werden bald erscheinen und dann natürlich von uns präsentiert.

Nächstes Jahr soll die Ausstellungsfläche weiter vergrößert werden, wir sind gespannt, ob das auch der Präsentation zugute kommt, freuen uns auf jeden Fall auf 2017. Und wer nicht solange warten will, kann es ja mit der erstmals veranstalteten Retro Classics Bavaria in Nürnberg vom 9.-11.12.2016 versuchen.

Für einen größeren Rückblick mit rund 250 Bildern empfehlen wir www.zwischengas.com , nach kostenloser Anmeldung kann man die Fotostrecke und vieles mehr betrachten!

Fotos und Text: Rudi Seidel

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