Sonntag, 9. August 2015

Sleeping Beauties reloaded - „Schlafende Autoschönheiten wachgeküsst" von de Weegh/Hottendorf/de Weegh bei Motorbuch

Die Geschichte begann 1983, als der Fotograf Herbert Hesselmann in Frankreich eine Sammlung alter Autos entdeckte, fotografierte und unter dem Begriff „Sleeping Beauties“ vermarktete. Zuerst im Stern, dann drei Jahre später als Buch in Zusammenarbeit mit dem renommierten Auto-Schreiber Halwart Schrader. Die Hintergründe wurden anfangs eher reißerisch erzählt, man würde die Autos vergammeln lassen usw., dadurch geriet auch der eigentlich anonym bleiben wollende Besitzer in Verruf und seine Identität wurde bekannt, was 1984 zu einem Umzug der gesamten Sammlung führte. Michel Dovaz, so hieß der Sammler, war wütend auf Hesselmann und den Stern-Journalisten Wuttke, doch wer die Indiskretionen verbreitete, blieb im Dunklen.

Hesselmann und Schrader veröffentlichten 2007 eine Neuauflage der „Sleeping Beauties“, ohne aber auf den Fortgang der Geschichte einzugehen. Das rief Kay Hottendorff und die Niederländer Ard und Arnoud op de Weegh, Vater und Sohn, auf den Plan. Sie wollten wissen, wie es war, was nach 1983 passierte und vor allem, was aus den Autos geworden ist. Wenn man die Danksagungen am Ende des vorliegenden Buchs richtig interpretiert, konnten sie dabei nicht mit der Unterstützung der vorgenannten Personen rechnen. Dafür konnten sie Michel Dovaz davon überzeugen, die wahre Version der ganzen Geschichte zu erzählen und anhand von Dokumenten und Zeitzeugenberichten zu belegen. Der Umzug der Sammlung, die Ausstellung einiger Fahrzeuge im Museum in Sarlat, schließlich der Verkauf und die Gründe, die dahinterstanden, das alles ist in diesem Werk dokumentiert, dazu noch Fotos der Schauplätze damals und heute. Wirklich eine hochinteressante Lektüre!

Es folgen die Kapitel, die sich mit den einzelnen Autos der Kollektion befassen. Sehr schön die Gegenüberstellung der Fotos von damals mit dem heutigen Zustand. Neben den Bugattis begeistern vor allem ein Lancia Aurelia B52 Vignale, die beiden Alfa Romeo 6c 2300 Touring und 6c 2500 Competizione sowie ein Ferrari 340 America Ghia. Aber auch Exoten wie ein Siata 208 CS Coupé Balbo oder ein Jowett Jupiter Coupé Ghia Suisse fanden ihren Platz. Neben einigen Amerikanern, Aston Martin schließt das Buch mit „Alltagsschrott“ wie 2CV, Citroen Typ H oder VW K70, der Vollständigkeit halber.

Wenn man Kritik üben will, könnte man sagen, dass die Autoren sich die abgedruckten Bilder vergleichbarer Fahrzeuge hätten sparen können. Wie z.B. eine Aurelia B20, ein 2CV oder ein E-Type aussehen, kann beim Leser vorausgesetzt werden. Und im Layout sind die Überschriften im Bugatti-Kapitel reichlich übertrieben. Ansonsten sind die Bemühungen nach Genauigkeit und die Recherchearbeit durchaus zu spüren. Die Bildauswahl ist hochinteressant, die Texte gut geschrieben, das Layout klar und der Druck einwandfrei. Den Autoren und dem Verlag ist ein wirklich feines Buch gelungen.

Schlafende Auto-Schönheiten wachgeküsst“ von Ard op de Weegh / Kay Hottendorff / Arnoud op de Weegh ist beim Motorbuch Verlag erschienen, ISBN: 978-3-613-03793-9, 192 Seiten, knapp 300 Bilder, 29,90 Euro.

Rezension: Rudi Seidel

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