Sonntag, 20. Juli 2014

Meisterhaftes Standardwerk: Gruppe 2 - Die frühen Jahre des Rallyesports von John Davenport und Reinhard Klein

Mit John Davenport und Reinhard Klein haben sich zwei Männer gefunden, für die Rallyes eine echte Herzensangelegenheit darstellen. Nach den Werken über die Gruppe B und die Gruppe 4 wurde nun unter dem harmlosen Titel "Gruppe 2 - Die frühen Jahre des Rallyesports" ein hervorragendes Buch über die Entwicklung dieser Motorsportsparte von der Stern- oder Zuverlässigkeitsfahrt bis zur heutigen Form mit Sonderprüfungen, Profifahrern und Werksteams geschrieben. Sowohl als Lesestoff, aber auch als Nachschlagewerk ist dieser Titel für jede Motorsportbibliothek ein Muss.

Die einleitenden Kapitel befassen sich mit dem langsamen Entstehen bzw. der Fortführung einiger traditioneller Veranstaltungen nach dem zweiten Weltkrieg, die 1953 in der ersten sogenannten Tourenwagen-Europameisterschaft mündeten. Die Bezeichnung ist etwas irreführend, es handelte sich um eine Serie aus den 9 damals wichtigsten Rallyes in Europa., damals unter anderem die Monte, die Rallye des Alpes, der Marathon de la Route und die RAC-Rallye. Erster Europameister wurde Helmut Polensky auf Porsche, Lancia und Fiat. Die Fahrer waren Privatiers und konnten oder mussten sich passende Autos kaufen oder von Werken oder Händlern ausleihen. Zunehmend sahen die Hersteller die Werbewirksamkeit von Erfolgen, erste Werksteams entstanden. Und der Charakter der Veranstaltungen änderte sich mit der Zeit, ausserdem wurden fragwürdige Handicapregeln, die manchmal zu Siegen eigentlich unterlegener Fahrzeuge führten, nach und nach gekippt. Erstmals 1968 gab es dann auch eine Markenmeisterschaft, die sich Ford holte und ab 1970 wurde sie in eine internationale Markenmeisterschaft umbenannt, Porsche war der erste Sieger. Die neue Zeitrechnung begann dann mit der Rallye-WM ab 1973, das ist dann nicht mehr Thema des vorgestellten Buches.

Die teilweise etwas verworrene Geschichte der einzelnen Rallyes und der ausgetragenen Meisterschaften wurde von John Davenport hervorragend dokumentiert. Ab 1953 widmet er jedem Jahr ein ausführliches Kapitel. Sowohl die Entwicklung der Autos als auch des Reglements, die Eigenarten einzelner Veranstaltungen und der Saisonablauf sind dargestellt. Der Text ist sehr auf das Wesentliche verdichtet, was beim Lesen viel Konzentration fordert. Andererseits bekommt man wirklich einen Überblick über die Entwicklung im Lauf der Jahre. Illustriert ist das Ganze mit Fotos größtenteils aus dem reichhaltigen Archiv von Reinhard Klein, das für höchste Qualität bürgt. Die wichtigsten Autos und Personen der jeweiligen Saison leben wieder auf, schön auch, dass die jeweiligen Meister am Ende jedes Kapitels in Text und Foto zusammengefasst sind. Und was da alles teilnahm; vom BMW 600, VW 1600 TL (mit Waldegaard!) und Opel Rekord bis zum Rover 3 litre oder Ford Falcon reichte die Auswahl, von den erfolgreichen Saab, Mini, Mercedes oder Volvo ganz zu schweigen. Schön auch die vielen Portäts und Personenaufnahmen, Outfit und körperliche Fitness waren damals sicherlich noch nicht so entscheidend. Die ersten zwei Drittel des Buches umfassen diese Kapitel.

Dann folgt eine kurze Präsentation der wichtigsten Teams von Alfa Romeo bis Volvo, Fahrzeuge, Teamchefs und Fahrer werden vorgestellt, ein weiterer hochinteressanter Bereich. Gerade über Marken wie Rootes, Ford GB, BMC oder Saab gibt es Hintergrundinformationen, der Autor war ja nicht nur Beifahrer, sondern auch zeitweise Teammanager.

Charmant, dass man den durchaus erfolgreichen Damenteams ein eigenes Kapitel widmet. Natürlich steht Pat Moss-Carlsson, die Schwester des Rennfahrers Stirling Moss über allen, aber auch andere Frauen waren durchaus auf vorderen Plätzen zu finden, man denke nur an Rosemary Smith, Marie Claude Beaumont oder Anne Hall, um einige zu nennen.

Einer kurzen Abhandlung über die Reglements folgen eigene, toll bebilderte Kapitel über die Tour de Corse und die East African Safari, wichtige Rallyes, die aber nicht oder selten zur Meisterschaft zählten. Dann werden noch kurz die Langstreckenrallyes wie die London-Sidney oder die World Cup Rallye gestreift, vier Seiten mit Anekdoten oder Randgeschichten sowie ein Ausblick auf die Jahre danach beenden den Textteil dieses herausragenden Buches.

Ein ausführlicher Statistikteil mit den 10 Erstplatzierten der zur Meisterschaft zählenden Rallyes (mit Startnummern!) sowie der Meisterschaftsstände von 1953 bis 1972 fehlt natürlich nicht.

Wir hoffen, dass wir unsere Begeisterung gut darstellen konnten, für uns gibt es keinerlei Kritikpunkte. Die Qualität von Text und Bild ist hochwertig, das Layout ist schlicht und übersichtlich, die Druck- und Papierqualität sind einwandfrei.

"Gruppe 2 - Die frühen Jahre des Rallyesports" ist bei McKlein Publishing erschienen, 256 Seiten, 82 Farb- und 337 s/w-Fotos, ISBN 978-3-927458-72-7, und kostet wirklich faire 49,90 Euro.

Besprechung: Rudi Seidel

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