Dienstag, 3. Mai 2022

Ein Klassiker und viel kurioses - Autocult/Avenue 43 im Mai

Und wieder erwarten den Sammler fünf Neuheiten von Autocult und Avenue 43, von Kuriosem wie dem 10-sitzigen VW Cabrio bis zu einem Vorkriegsklassiker von Stoewer.

Stoewer Arkona Coupé Gläser 1940

Bereits 1899 fertigte die in Stettin/Pommern beheimatete Firma Stoewer ihr erstes Automobil. Am Ende ihrer wechselvollen Geschichte vom Kleinwagen bis zum Achtzylinder standen die beiden 1937 präsentierten Typen Sedina und Arkona, mit Hilfe eines Gleichteilesystems war die Chance zur rationellen Fertigung des Vier- und des Sechszylinders gegeben. Der Arkona hatte immerhin 3,6 Liter Hubraum und 80 PS. Während die Werkskarosserien wenig Eleganz zeigten, ist das Vorbild des Autocult-Modells, ein heute noch existierendes Coupé von Gläser in Dresden, durchaus ein schönes Auto. Bei Einstellung der Produktion 1940 waren gerade einmal 201 Arkona und 924 Sedina entstanden, mit Sicherheit kein einträgliches Geschäft. Nach dem Krieg wurden die Maschinen demontiert, fanden aber scheinbar keine Verwendung mehr, in der ehemaligen Stoewer-Fabrik residiert die Firma Polmo, die Komponenten für Autos herstellt.

VW 1300 Maxi-Käfer 1973

Im ersten deutschen Fernsehen lief in den frühen 1970er Jahren die Lotterie-Sendung „Ein Platz an der Sonne“, für die von VW 1973 sogar ein eigenes Käfermodell auf die Räder gestellt wurde. Es ging der Wunsch voran, die an der Lotterie beteiligten Prominenten aus dem deutschen Showbusiness gebührend in einem offenen Auto in Szene zu setzen.

Im Wolfsburger Versuch wurde dafür ein Käfer durch das Einfügen eines Mittelstücks um exakt 750 Millimeter verlängert, wodurch Platz für eine dritte Sitzreihe entstand. Damit hätten nun insgesamt acht Personen Platz gehabt, doch es sollten am Ende zehn sein, deshalb wurde auf das Heckteil eine Notsitzbank montiert. Unter der Heckklappe arbeitete ein serienmäßiger 44 PS starker Boxermotor, aber große Strecken musste das Unikum ja nicht zurücklegen. Heute gehört das Übercabrio zum Museumsbestand von VW.

Winfield Reactor 1965

Der 1927 geborene und heute noch aktive Gene Windfield gehörte zu den kreativsten Köpfen der US-amerikanischen Customizing-Szene. Viele seiner Schöpfungen waren in Hollywood-Filmen zu bewundern, so auch der Reactor, der ursprünglich Autorama Special hieß und 1965 als Blickfang bei einer Autoschau diente. Ein Citroen DS-Chassis mit Hydropneumatik und ein Sechszylinder-Boxermotor vom Chevy Corvair mit Turbolader bildeten eine abenteuerliche Konstruktion, Türen, Hauben und sogar die Schlafaugen waren fernsteuerbar. Der Reactor ging durch mehrere Hände, wurde 1995 von Gene Windfield zurückgekauft und ist auch heute wieder ein Star bei Concours oder Shows.

Simca 1501 Coupé Heuliez 1968

Der 1963 präsentierte Simca 1300/1500 war eine elegante Mittelklasse-Limousine konventionellen Zuschnitts und Nachfolger der Aronde. Drei Jahre später gab es ein ausgiebiges Facelift, vor allem einen größeren Kofferraum im verlängerten Heck. Zum Pariser Salon 1968 zeigte Heuliez, ein französischer Spezialist für Sonderaufbauten, neben einem Simca 1100 Cabriolet dieses gelbe 1501 Coupé mit Schrägheck und großer Kofferklappe. Simca zeigte allerdings keinerlei Interesse und so blieb es beim Einzelstück, eigentlich schade, die Form war durchaus gelungen. Beim Prototypen des Avenue 43-Modells fallen leider wieder die aufgeklebten Zierleisten ohne Unterbrechung an den Türspalten auf, da sollte man in dieser Preisklasse eine bessere Lösung finden!

Ghia „Gilda“ Streamline X Coupé 1955

Die Idee für diese Studie im Jetfighter-Design kam von Chrysler-Chefdesigner Virgil Exner, die Ausführung übernahm die Carrozzeria Ghia in Turin, dort leitete der Mathematiker und Aerodynamik-Spezialist Giovanni Savonuzzi das Projekt und die Arbeiten im Windkanal des dortigen Polytechnikums. Am Turiner Salon hatte „Gilda“ ihren großen Auftritt, die als Antrieb vorgesehene Gasturbine fehlte allerdings, wie auch eine Hinterradfederung. Kurioserweise landete die Chrysler-Studie dann im Henry-Ford-Museum in Detroit, wo sie bis 1969 zu sehen war. Über William Harrah und die Blackhawk Collection landete Gilda 2005 für 125.000,-$ bei ihrem aktuellen Besitzer Scott Grundfor, der bereits andere Studien in seine Sammlung aufgenommen hatte. Er montierte eine passende Gasturbine, die bei 54.000 1/min 70 PS und jede Menge Lärm produziert. Star diverser Concours oder auch beim Speed Festival in Goodwood scheiterten allerdings mehrere Versuche, Gilda zu verkaufen. Der Name kommt übrigens von einer Filmrolle Rita Hayworths, die von Savonuzzi verehrt wurde.

Fotos: Autocult, Text: Rudi Seidel

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