Sonntag, 26. April 2020

Autocult im April: Vom schicken Aero bis zum Ramses aus Ägypten

Mit der April-Auslieferung geht Autocult wieder in die Vollen: Drei hochinteressante Modelle und dazu noch zwei Avenue 43-Neuheiten, für viele Sammler dürfte etwas dabei sein.

Aero 50 Dynamik Cabriolet Sodomka 1940

Aero war eine Prager Flugzeugfabrik, die Ende der 20er Jahre in die Automobilproduktion einstieg. Waren es zuerst nur Kleinwagen, gab es ab 1934 den Aero 30 mit Frontantrieb und 30 PS, wobei man der Zweitakttechnik treu blieb. Höhepunkt war der Aero 50 mit Zweiliter-Vierzylinder-Triebwerk, auf diesem Fahrgestell schuf Sodomka, ein sehr renommierter tschechischer Karossier, fünf spezielle Cabriolets, die den Namenszusatz "Dynamik" erhielten. Die typische Pseudoaerodynamik mit vollverkleideten Rädern erinnerte stark an ähnliche Konstruktionen aus Frankreich. Sicherlich dürfte dieser Aero eines der exklusivsten Zweitaktautos aller Zeiten sein.

Morris 15cwt GPO Special

Im Jahre 1930 wollte die britische Post den Brief- und Paketvertrieb per Flugzeug in der Bevölkerung stärker vermarkten und rief dazu eine Werbekampagne ins Leben. Diese bestand zum einen darin, an ausgesuchten Orten besondere Briefkästen aufzustellen und zum anderen war sie mit der Einführung einer neuen Fahrzeugflotte verbunden. Für die Briefbeförderung per Flugzeug setzt das Unternehmen nicht mehr auf die übliche Farbe rot, sondern auf einen blauen Farbton. Höhepunkt der gesamten Kampagne war aber ein
1934 gebautes Fahrzeug, dass sich nicht nur in seiner Farbe von den rot lackierten Kollegen abhob, sondern auch durch sein einzigartiges Design. Dieses exklusive Fahrzeug, welches einzig und allein dem Werbezweck diente, basierte auf dem Fahrgestell und Motor eines Morris. Der Wunsch nach einem Design aus ausgewählter Hand führte dazu, dass der Auftrag zur Gestaltung der Karosserie an den Skulpturenkünstler Maurice Prosper Lambert vergeben wurde. In der heimischen Kunstszene war der damals 29-jährige durch seine Ausstellungen bekannt, in denen er seine Werke der Öffentlichkeit präsentierte. Beim Anblick seines ersten und womöglich auch einzigen Auto-Designs wurde deutlich, dass sich Maurice Lambert mit den Grundsätzen der Aerodynamik auseinandersetzte und sich auch am damals aktuellen Fahrzeugdesign orientierte. Auf Basis des Morris Commercial Chassis mit dem serienmäßigen Radstand - 15 cwt - zeichnete der Skulpturenmodelleur eine sehr rundlich ausgeführte Form, deren stilistischen Coup zweifellos der Dachabschluss mit Finne am Heck bildete. Die Vorgaben von Maurice Lambert wurden von der Firma Duple Bodies and Motors Ltd in Stahlblech umgesetzt, in der Farbe midblue lackiert und mit dem royalen Postschriftzug an den Seitentüren versehen.

Ramses Gamila Cabriolet 1960

Der versuchte Beginn einer Autoproduktion in Ägypten ist eine interessante Geschichte, dank einer leider nur in einer Miniauflage von 10 Exemplaren publizierten Dokumentation des Automobilhistorikers Walter Zeichner kann ich etwas dazu beitragen. Zwei Ägypter aus wohlhabenden Familien hatten die Idee dazu, der erste Versuch mit dem Frisky Kleinwagen aus Großbritannien scheiterte, dieses Fahrzeug war absolut ungeeignet für den Einsatzzweck. Hingegen kam man mit NSU ins Geschäft, deren Kleinwagen Prinz schien eine passende Basis und in Neckarsulm war man nicht uninteressiert an einer Lizenzvergabe. Unter abenteuerlichen Umständen stampfte man nördlich der Pyramiden von Gizeh eine Fabrik aus dem Wüstenboden, Wasser fand man in einem halben Kilometer Entfernung, Strom musste man mit Dieselaggregaten produzieren. Der Kampf mit 17 Behörden um Genehmigungen und mit Banken um die nötigen finanziellen Mittel waren letztlich erfolgreich, tatsächlich konnte man 1960 drei verschiedene Typen präsentieren. Volumenmodell sollte der Utility werden, dazu hatte man eine türlose, offene Karosserie mit ausschließlich planen und abgekanteten Blechen entworfen, die ohne großen Aufwand gefertigt werden konnte. Reine Eyecatcher waren eine kleine mit Müh und Not viersitzige Limousine und das Cabriolet Gamila (ägyptisch = die Schöne). Diese Autos wurden von Giovanni Michelotti gezeichnet und sehr wahrscheinlich in Turin bei Vignale aufgebaut. Besonders mit Ruhm hat sich der gute Michelotti damit sicherlich nicht bekleckert, aber die Voraussetzungen waren auch ungünstig. Immerhin wurde sogar ein Prospekt in arabischer Sprache gedruckt, beim Lesen des Textes bleibt einem leicht die Spucke weg: "Das Luxus-Cabriolet zeichnet sich durch Schnelligkeit und Rasse aus und übertrifft die edelsten, internationalen Sportwagen in der Qualität, spezieller Motor, vornehme Ausstattung, besondere Extras, großer Kofferraum, Freude am Fahren." Während die Gamila in dieser Form ein Einzelstück blieb, hatte Ramses durchaus Erfolg in Ägypten, der Untergang kam vor allem durch die Produktionseinstellung des Prinz 4 in Neckarsulm, man hatte bis zum Ende 1967 immer auf diese Basis vertraut.

Bugatti 101 Berline 1951

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Tod des Patrons Ettore Bugatti versuchte dessen Sohn Roland eine Wiederaufnahme der Produktion, dafür war Pierre Marco, ein früherer Vertrauter verantwortlich. Auf Basis des Vorkriegstyps 57 entstand als Prototyp eine große viertürige Limousine, das Design stammte von Louis Lepoix, einem französischen Industriedesigner, der später in Deutschland vor allem für seine kubischen LKW-Führerhäuser für Henschel, Büssing usw. bekannt wurde. Gebaut wurde der Prototyp in Ravensburg bei Spohn, aber die Zeit war nicht reif für Luxusautos. So entstanden nur noch fünf weitere 101 mit verschiedenen Aufbauten französischer Carrossiers wie Antem, Guilloré und Gangloff. Der Prototyp mit der ungewöhnlichen Front mit freistehenden Scheinwerfern steht heute im französischen Automobilmuseum in Mulhouse.

Lotus Esprit PBB Roadster

Paul Bailey aus Bristol in Großbritannien baute einige Lotus Esprit S2 und S3 zu offenen Roadstern um. Ob das Design als gelungen anzusehen ist, mag jeder selbst beurteilen, laut Medienberichten erfolgten die Umbauten durchaus professionell und Fahrspaß wäre garantiert. Etwas für Hardcore-Lotus-Fans!

Fotos Autocult, Texte: Rudi Seidel, Autocult

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