Freitag, 25. November 2011
Gentleman's Express - Jaguar XJ-S von AutoArt, 1:18
Das Erbe, welches der Jaguar XJ-S bei seiner Präsentation auf der IAA 1975 antreten sollte, hätte kaum schwerer sein können. 1974 hatte der letzte E-Type die Hallen in Coventry verlassen und nun sollte dieses neue Coupé seine Nachfolge antreten - eine schier unlösbare Aufgabe. So hatte man sich bei Jaguar entschlossen, einen neuen Weg zu beschreiten. Nicht mehr Sportlichkeit sollte im Fokus stehen, sondern eher Komfort und Luxus. Die klassische Linie des E-Type, die über die Jahre sehr unter Modellpflegemaßnahmen gelitten hatte, wurde durch ein völlig neues, gewöhnungsbedürftiges Design abgelöst. Zwar folgten die Proportionen des XJ-S mit langer Motorhaube und niedriger Dachlinie den üblichen Gestaltungsprinzipien für sportliche Automobile, aber eine klassische Schönheit war nicht entstanden. Dementsprechend fielen die Reaktionen des Publikums eher verhalten aus. Dank der Beharrlichkeit des Jaguar-Managements und zahlreichen Verbersserungsmaßnahmen über die Jahre sollte sich der XJ-S dennoch zu einem Erfolg für die Briten entwickeln, erst 1996 kam das Aus für die Baureihe.
Im Maßstab 1:18 ist der Jaguar XJ-S bereits seit einigen Jahren von Yatming als preisgünstiges, aber recht gelungenes Modell erhältlich. Ein derartiges Oberklassenvorbild hat aber zweifellos auch noch ein Oberklasse-Modell verdient, das AutoArt nun nach langer Ankündigung tatsächlich in den Handel gebracht hat. Für knapp 130 EUR bekommt man zunächst einmal ein perfekt proportioniertes Modell, das die erste Generation des XJ-S rein äußerlich perfekt nachbildet. Einmal mehr kann das Lackfinish überzeugen, gerade bei weißen Modellen sind bei anderen Herstellern gelegentlich dünne Lackaufträge zu finden, bei denen an Kanten die Grundierung durchschimmert - das gibt es bei unserem Fotomuster an keiner Stelle. Gewohnter Standard bei AutoArt, aber immer wieder erwähnungswürdig sind die minimalen Spaltmaße, die bei den Türen eine Öffnung ohne Hilfsmittel fast unmöglich machen.
Das Interieur im edlen hellen Look ist aufwändig bedruckt und lackiert, wobei besonders die winzigen Drucke auf den Bedienelementen wieder einmal verblüffen können. Weniger schön fallen die großen Spalte von Mittelkonsole zum Fußraum aus, aber dies ist vermutlich technisch nicht anders lösbar und wird durch die helle Farbe nur unvorteilhaft betont. Perfekt fallen die Türinnenteile aus, bei denen AutoArt alle Chromdetails auch entsprechend darstellt und nicht etwa auf silberne Drucke zurückgreift. Das edle Finish des Vorbildes wird hier hervorragend getroffen.
Unter der Motorhaube finden wir eine gut detailierte Nachbildung des großen Zwölfzylinders, dessen Leitungs- und Schlauchchaos so manchen Mechaniker an den Rand des Wahnsinns getrieben haben soll. Dieses sehr chaotische Bild des Originales finden wir hier nur andeutungsweise, der AutoArt-Motorraum ist zu aufgeräumt und einmal wirkt er etwas steril. Die Kabel und Schläuche sind recht dick und das Fehlen jeglicher Beschriftungen und Wartungshinweise lässt den Motor leblos wirken. Da ist Luft nach oben, erst recht, wenn wir an die AutoArt-Meisterstücke der Vergangenheit denken. Zugegebenermaßen ist das aber Jammern auf sehr hohem Niveau.
Hinten finden wir das Reserverad mit einer Abdeckung und einen mit Teppich ausgekleideten Kofferraum. Hier, wie auch an der Motorhaube finden wir feine Scharniere und Haubenlifte - hervorragend! Wenn wir uns wieder der Außendetailierung widmen, dann fallen besonders die makellosen Chromdetails auf, wie z.B. die feinen Chromrahmen um die Seitenscheiben. Die Scheinwerfer und Rückleuchten sind, wie gewohnt, sehr aufwändig und realistisch gestaltet bis hin zu den feinen Wischern. Am Heck gibt es eine hochfeine Antenne und ebenso fein gestaltete Schriftzüge, vorne gefällt der durchbrochene Kühlergrill. Die Felgen sind nicht sonderlich schön, aber absolut vorbildgerecht und korrekt umgesetzt. Ein absolut überzeugendes und gelungenes Modell des über lange Jahre sträflich unterschätzten großen Jaguar-Coupés!
Unser Fotomuster wurde uns freundlicherweise von Menzels Lokschuppen zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich für die Unterstützung!
Text und Fotos: Georg Hämel
