Samstag, 19. November 2011

Nicht mehr nur praktisch - Die neue Mercedes-Benz B-Klasse von Norev, 1:18

Es hat schon eine gewisse Ironie. Die demographische Entwicklung in unserem Land zeigt eindeutig in Richtung einer überalterten Gesellschaft, aber Autohersteller wollen nichts weniger, als Autos für Senioren herzustellen. Die Mercedes B-Klasse erfreute sich aufgrund großen Platzangebotes und hoher Sitzposition bislang bei den älteren Semestern einer durchaus berechtigten Beliebtheit, doch in Stuttgart setzt man für die Neuauflage auf jugendliche Dynamik. Sind Senioren im B-Benz tatsächlich so schlecht für's Image? Das Design wird im Stil der aktuellen Modellpalette neu gestaltet, vorne und hinten finden sich Anklänge an den CLS, die hauseigene "Stilikone", an der Seite bringen die inzwischen bekannten Sicken Dynamik ins Bild - man könnte auch von Unruhe sprechen. Die proportional etwas kleinen Räder machen dann deutlich, dass bei aller künstlichen Dynamik auch die neue B-Klasse nach wie vor weniger Sportler als praktischer Minivan ist. Immerhin hat man das Interieur gelungen aufgehübscht und deutlich edler gestaltet, einem Premium-Produkt angemessen.

Pünktlich zur IAA präsentierte Norev die Modelle zur neuen B-Klasse in 1:43 und 1:18. Das 1:18-Modell gefällt spontan mit gut getroffener Form (was bei einem Werksauftrag wenig verwundert) und erfreulich geringen Spaltmaßen. Alle Türen und Hauben lassen sich öffnen, auch das ist ja keine Selbstverständlichkeit. Innen finden wir dabei ein ausgesprochen gut gestaltetes, zweifarbig ausgeführtes Interieur. Der Boden ist beflockt, das Armaturenbrett fein detailiert und bedruckt - bis hin zum ausgeklappten Navigationsbildschirm. Die Kunststoffqualität kann hier durchaus überzeugen, offensichtlich bemüht man sich bei Norev, den oft sehr plastikhaften Look der Vergangenheit in den Griff zu bekommen. Ein netter Gag ist die umklappbare Rücksitzlehne - die Variabilität des Innenraumes deutet man also auch in 1:18 an.

Deutlich weniger erfreulich ist hingegen der Blick unter die Motorhaube. Schwarzes Plastik, keine Hervorhebungen, dürftige Details - da hat der Stuttgarter Rotstift wohl wieder einmal vernichtend zugeschlagen. Mal ehrlich, bei so einer "Motornachbildung" kann man die Motorhaube auch gleich geschlossen lassen! Widmen wir uns lieber den erfreulicheren Details, wie den fein gestalteten Scheinwerfern und Rückleuchten, die sehr realistisch wirken und mit dem lieblosen Motor versöhnen können. Der Frontgrill und alle Lüftungsgitter sorgen dann wieder für Stirnrunzeln, weil nicht durchbrochen. Die fein gestalteten Felgen wirken klein, aber da ist Norev kein Vorwurf zu machen, denn genau so sieht es auch bei der 1:1-B-Klasse aus.

Insgesamt also ein gelungenes Modell mit schönem Exterieur und sehr gelungenem Interieur, aber einem verheerenden Motorabteil. Die dynamische neue B-Klasse sollte aber in jeder Sammlung mit Stern eine gute Figur machen können und Norev beweist aufsteigende Form in der Gestaltung der Innenräume.

Unser Fotomuster wurde uns freundlicherweise von Menzels Lokschuppen zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns herzlich für die Unterstützung!

Text und Fotos: Georg Hämel

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