Samstag, 15. Januar 2011

Eleganz mit Opel-Genen - Bitter SC von NEO Scale Models in 1:43

Erich Bitter hatte viele Jahre den Traum, unter seinem Namen Luxussportwagen zu bauen, und schaffte es auch, seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Seine Karriere reichte vom Radrennfahrer über den Werkspiloten bei Abarth, der dann auch als Händler und Importeur für die Renner mit dem Skorpion auftrat, und einen Versandladen für sportliches Zubehör gründete, der als Rallye Bitter bekannt wurde. Aus dem Kontakt mit Frank Reisner, dem Konstrukteur der Intermeccanica-Sportwagen entstand die Idee zu einem exklusiven Auto mit problemloser Opel-Technik. Der Indra war ein spektakulär aussehendes Sportcoupé, das aber leider qualitativ nicht den Ansprüchen Erich Bitters genügte. Durch gute Kontakte zum Stammhaus und auch zur Karosseriebaufirma Baur entstand Bitters erste Eigenschöpfung, der Bitter CD mit der Technik des Opel Diplomat und einer faszinierenden Sportcoupé-Silhouette. Trotz Ölkrise und anderen Problemen konnten 395 dieser Fahrzeuge gebaut werden, zu den zufriedenen Kunden zählten viele Fussballnationalspieler, aber auch sonstige Prominente aus Sport- und Schlagerwelt wie Rosi Mittermaier, Bernhard Russi, Howard Carpendale oder Ireen Sheer. Nachdem Opel die große Modellreihe sterben ließ, musste sich Erich Bitter eine neue Basis suchen, die er im Senator fand. Opel hatte selber mit dem Monza ein Coupé, deshalb wurde der neue Bitter SC von Anfang an mit Stufenheck projektiert, um sich vom Monza abzusetzen. Baur stand für den Karosseriebau nicht mehr zur Verfügung, leider stellte sich heraus, dass die italienische Firma ORCA nicht den notwendigen Qualitätsstandard erreichen konnte, so dass nach 79 Autos der Auftrag zu ILCA Maggiora wanderte, die dann den Hauptteil der SC-Karossen fertigten. Später wurde die Endmontage nach Graz zu Steyr-Daimler-Puch verlegt, damit hatte man die geforderte Qualität sichergestellt. Billig war das Vergnügen nie, einen Bitter zu besitzen, mit 100.000,- DM aufwärts war man immer dabei. Den Vorwürfen nach zu wenig Leistung trat man mit einer von Mantzel auf 3,9 Liter vergrößerten Maschine entgegen, die dann 210 statt 180 PS hergab. Mit ca. 450 Stück blieb der SC letztlich Bitters meistgebautes Auto, alle späteren Versuche, auf dem Markt Fuß zu fassen, blieben im Prototypenstadium hängen.

Für den Modellsammler gibt es ja seit einiger Zeit ein recht gelungenes Modell des Bitter CD von Minichamps, der SC war lediglich früher als Metallbausatz auf dem Markt. So ist es erfreulich, dass NEO Scale Models sich dieser Lücke im Angebot angenommen hat.
Auf den ersten Blick haben die Chinesen unter holländischer Führung gute Arbeit geleistet: Die Gesamtform wirkt harmonisch, alle Details sind gut wiedergegeben, vor allem die Prallflächen und Stoßleisten rundum sind sehr fein ausgeführt. Die Lackierung in silbergrau steht dem Bitter sehr gut, alle Anbauteile sind filigran und von hoher Qualität, man beachte die feinen Schriftzüge. Dieser im Grill und die nicht schwarzen Seitenscheibenrahmen sowie die Aussenspiegel deuten übrigens auf ein Baujahr 1981 hin, später gab es vor allem an der Front Änderungen. Die Räder sind schön ausgeführt, die Innenausstattung gefällt, durch die großen Fensterflächen ist sie gut zu sehen. Wie oft bei diesem Hersteller empfehle ich den Gang zum gutsortierten Händler, leider ist die Präzision beim Einsetzen der Scheiben manchmal nicht so gut, was vor allem bei Lichtreflexionen in den Seitenfenstern auffällt. Unser Fotomuster (aus 8 Modellen ausgesucht) ist da durchaus lobenswert. Wie meist ist die Wiedergabe der deutschen Nummernschilder nicht ganz ok. Das Schriftbild sieht ganz gut aus, aber AU-Plaketten vorne und hinten sind schon kurios. Ansonsten also höchste Zufriedenheit mit diesem Produkt aus deutscher Technik und italienischem Design? Erst, wenn man das Modell mit Minichamp's Bitter CD vergleicht, wundert man sich etwas. War der SC wirklich länger als der CD? Meßschieber, Datenblätter und Taschenrechner bringen die Wahrheit an den Tag: NEO's Bitter SC ist viel zu groß! Länge und Radstand entsprechen einem Maßstab von gerundet 1:41. Länge des Modells ist 119,8 mm. Das Original ist 4910 mm lang, wäre bei 1:43 114,2 mm, das sind schon gravierende Abweichungen. Bei einem Modell in dieser Preisklasse und von ansonstem hohem Niveau ist das absolut unverständlich und eigentlich nicht akzeptabel! Wirklich schade, dass eine ansonsten tolle Wiedergabe durch solche Fehler beim Projekt oder der Recherche vergeben wird.

Unser Fotomuster kommt von Supercars aus München, danke für die Unterstützung. Text und Fotos: Rudi Seidel

unsere fachhandelspartner:

Falls Sie Interesse an unserem Partnerprogramm haben freuen wir uns über eine Nachricht an info@auto-und-modell.de.