Sonntag, 5. September 2010
ISO Rivoltas erster Anlauf - das IR GT Coupé von NEO Scale in 1:43
Auf dem Turiner Salon 1962 zeigte die Firma ISO, bisher nur als Hersteller von Zweirädern und als Entwickler des Isetta-Kabinenrollers bekannt, ein beeindruckendes sportliches Luxuscoupé. Das Design kam von Bertone, wo damals Giorgetto Giugiaro tätig war, für das Fahrwerk zeichnete der kurz vorher von Ferrari im Unfrieden geschiedene Ing. Giotto Bizzarrini verantwortlich. Neben so vielen Hochkarätern verblasste der von der Corvette kommende Antriebsstrang, er sollte dem ISO Rivolta IR aber hohe Fahrleistungen in Verbindung mit unkomplizierter Technik ermöglichen. Anfangs konnte man zwischen 304 oder 345 PS wählen, später waren auch 365, 400 und zuletzt 355 SAE-PS möglich. Dank des Importeurs Auto-Becker kamen einige ISO nach Deutschland, prominente Besitzer waren unter anderem der Psychiater, Filmautor und Kunstsammler Ottomar Domnick, der Aufklärer Oswald Kolle und als „Zweithandbesitzer“ der Terrorist Andreas Baader. Die Produktionszahlen erreichten nie die hochtrabenden Prognosen von 10 Autos pro Tag, aber immerhin konnten von 1963 bis 1970 knapp 800 ISO Rivolta GT produziert werden. Der plötzliche Herztod des Gründers Renzo Rivolta im August 1966, eine unglückliche Modellpolitik und der Verkauf der Firma an dubiose Finanziers führten letztlich 1974 zum Untergang der Marke, spätere Wiederbelebungsversuche scheiterten kläglich. Eigentlich schade um eine Firma, die mit dem IR und dem Grifo zeitlose Klassiker schuf. Für weitere Informationen empfehle ich The history of Iso Rivolta, eine holländische Site mit allen Informationen über die Marke.
Die Ankündigung von NEO, ein Modell des ISO Rivolta zu produzieren, freute uns sehr. Die ersten Anfang des Jahres ausgelieferten Modelle waren aber enttäuschend. Die blaue Farbe sowie Qualitätsmängel (vor allem schlecht eingepasste Scheiben) bei allen begutachteten Modellen liessen Ernüchterung aufkommen. Nach einem metallicgrauen Sondermodell für MCW liegt uns jetzt die zweite Farbvariante in dunkelrot vor, und jetzt stimmt fast alles! Die Lackierung ist sauber und harmoniert gut mit der eleganten Form, die Unmenge filigraner Anbauteile ist perfekt montiert, wie man auf den Detailfotos sehen kann. Zu bemängeln sind nur Kleinigkeiten: Die Aussenspiegel sind etwas wuchtig (warum müssen Autos aus den 60ern überhaupt solche Spiegel haben?), die Rücklichter sind mit ihren weissen Flächen nicht auf dem Niveau des Modells und die gut nachgebildete Innenausstattung leidet etwas unter der schwarzen Farbe, die allerdings zum roten Lack passt. Festzustellen ist, dass NEO diesmal Speichenräder benützt, die genauso vorbildgerecht sind wie die Leichtmetallfelgen beim blauen Modell. Mit dieser Detailverliebtheit, Modellauswahl und Fertigungsqualität gehören die NEO Scale Models sicherlich zur Spitze und sind ihr Geld wert. Mit dem Lele und einem S4/Fidia auf heutigem Niveau hätten wir schon noch Wünsche offen!
Vielen Dank an Supercars für das Fotomuster, auch von NEO findet man in München eine große Auswahl.
Text und Fotos: Rudi Seidel